Die Kinder Paxias
diese.
Ein leises Keuchen begleitete ihre Überraschung, als ein tosender Sturm unterschiedlichster Sinneseindrücke über sie hinwegbrauste – sie mitzureißen versuchte.
Aus der Hitze entstanden Schwingungen, deren Intensität ihre eigene Aura in Wallung brachte, ihr das Gefühl vermittelte, sie wollten diese durchdringen.
Die Reglosigkeit der beiden beeindruckenden Erscheinungen dauerte an. Ein seltsam anmutendes Schauspiel für die beobachtenden Außenstehenden, die nichts von den mentalen Geschehnissen wahrnahmen.
Kaelis Gedanken arbeiteten fieberhaft. Sie verstand nicht, was zwischen den beiden vorging, aber sie ahnte, dass Sayas Kurzangebundenheit nicht eben eine Hilfe für Gareth Entscheidungsfindung war.
Seine Sorge um Sanjo und den Schutz, den er ihr durch seine Gegenwart bot, bedeuteten eine große Verantwortung, die er seit langer Zeit erfolgreich auf seinen Schultern trug. Die Tatsache ihrer Ankunft und des vorgetragenen Ansinnens, würden ihn nicht von seiner erprobten Vorsicht abbringen.
Also fasste sie sich ein Herz, mit dem Entschluss, Sayas Worte zu ergänzen. Die vergangenen Wochen in Gesellschaft der Sternwächterin hatten genug Erfahrung und Erkenntnisse gebracht, die sie guten Gewissens weitergeben konnte, um ihr und Gareth zu helfen.
„Ich bitte Euch inständig, Gareth, Saya Vertrauen zu schenken. Vielleicht sind Euch die andauernden Katastrophen in dieser Idylle fremd geblieben, aber es geschehen unheimliche Dinge auf Paxia, die zum Machtverlust einzelner Reiche führen. Lasst mich Euch von mir erzählen.
Ich bin aus meiner Heimat verbannt worden. Eine Tochter des Meeresherrschers, die ihrer Kräfte beraubt vom Meer abgestoßen wurde. Keine fremde Macht ist spürbar am Werk gewesen, vielmehr fand ich mich hilflos den Gewalten ausgeliefert, die eigentlich einem Fingerzeig von mir gehorchen sollten. Momentelang glaubte ich, mein Leben wäre verwirkt.
In der Zeit, die ich seitdem in Sayas Gesellschaft verbrachte, lernten wir am eigenen Leib unkontrolliert wütende Kräfte kennen.
Regenfälle, deren Wassermassen Landstriche überschwemmten, Stürme, die Häuser zerstörten und Lebewesen töteten, Erdbeben, die krachende Lawinen auslösten...
Und wir sind hilflos.
Saya, die den Verlust der Sterne beklagt, Cecil, der seine Flugfähigkeit verlor, Arn, der seine Heimat erlischen sah und ich, der die Heimat verwehrt wird.
Ich habe nicht einmal eine Vorstellung, wie es meinen Angehörigen ergangen ist. Sind sie nun Gefangene des Meeres? Wurden sie auch vertrieben? Leben sie überhaupt noch, oder bin ich die letzte meiner Art, weil mir die Flucht gelungen ist?
Eine Flucht, die mir nur aus dem Grund gelang, da ich die Gebote meiner Eltern ignoriert habe und unerlaubterweise das Ufer anstrebte.
In meiner verzweifelten Lage traf ich Saya auf ihrem Weg nach Biran, um den Rat Sanjos einzuholen – dies wurde ihr von ihrem Volk als Mission diktiert – und schloss mich ihr an, in der Hoffnung ebenfalls Klarheit zu erlangen. Gemeinsam suchten wir Maya und Cedric auf und überzeugten sie, uns eine Wegbeschreibung nach Biran zu geben. Mit Cecil, als kundigen Führer durch die Bergwüste und Arn, dem der letzte Abschnitt bekannt war, erreichten wir endlich diesen Ort.“
Erschöpft schwieg Kaeli. Das war selbst für ihr Wesen eine lange Rede gewesen, in der sie viel mehr ihrer tiefsten Emotionen offenbart hatte, als bei allen Gesprächen zuvor. Bei der Erwähnung ihres Schicksals und ihren Befürchtungen, hatte sie unbewusst nach Cecils Hand gegriffen – haltsuchend.
Er hatte ihn ihr nicht verwehrt. Noch immer umschloss er ihre Hand warm mit seiner, die Finger ineinander verschränkt.
Auch Arn umfing mit sanftem Druck ihre Schulter, und sie lächelte dankbar zu ihm empor.
Leider konnte sie nicht erahnen, ob Gareth in seiner Reglosigkeit ihren Worten überhaupt Gehört geschenkt hatte. Erst als sie die Namen der paxianischen Freunde erwähnt hatte, meinte sie ein leises Aufblitzen in seinen Augen wahrgenommen zu haben, eine winzige Unregelmäßigkeit in den Atemzügen des Elfen.
Umso erschrockener zuckte sie zusammen, als sie unerwartet seine Stimme vernahm.
„Maya, Ceddy...“
Gareth Aufmerksamkeit richtete sich auf Kaeli, und er trat von Saya weg.
Die Verbindung zwischen ihnen war gelöst. Beide wirkten erschöpft, als hätten sie unendliche Strapazen hinter sich.
Kaeli nickte. „Wir waren ihre Gäste, zwei Tage lang. Ohne ihre Hilfe würden wir nach wie vor suchend umherirren. Sie
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