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Die Kinder Paxias

Die Kinder Paxias

Titel: Die Kinder Paxias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Feder
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an ihr drückte Verstörtheit aus und eine verzweifelte Sehnsucht nach Nestwärme, der sie offenbar noch nicht entwachsen war.
    Nicht verwunderlich in Anbetracht ihrer auswegarmen, grausam tragischen Situation. Arn fühlte Erbarmen mit dem Mädchen, was seine beginnende warme Zuneigung intensivierte.
    Aus einem Impuls heraus, umfasste er behutsam ihre Hand und neigte sich dicht zu ihr, dass nur sie seine Worte vernahm.
    „Zuviel Grübeln schadet nur. So wirst du keine Ruhe finden.“
    „Ich weiß“, flüsterte sie mit einem kläglichen Lächeln. „Aber ich kann nicht anders.“ Unbewusst umklammerte sie seine Hand. Arns Mitleid intensivierte sich. Dieses Wesen brauchte dringend Trost, und er hatte das sichere Gefühl, dass eigentlich Cecil an seine Position gehörte – wenigstens in Kaelis Augen.
    Vielleicht akzeptierte sie aber auch seine Gegenwart als Hilfe.
    Langsam, ohne die Verbindung ihrer Hände zu lösen, legte er sich neben sie, dass sie fast auf Augenhöhe waren. Er sah die Überraschung in ihrem Blick – Unsicherheit und Hoffnung. Das gab ihm Mut.
    „Hast du einen älteren Bruder?“, fragte er vorsichtig. Sie nickte. „Mehrere.“
    „Ich hatte eine kleine Schwester – vor langer Zeit. Meinst du, du nimmst die Schulter eines anderen großen Bruders an?“
    Er hätte nichts Passenderes, Feinfühligeres äußern können. Für Sekundenbruchteile weiteten sich Kaelis Augen, erhellten sich schillernd. Fast schüchtern lächelte sie ihn an, bevor sie sich mit einem tiefen Aufatmen an seine Seite kuschelte. Ein zierlicher Arm umfasst seinen Hals, und er könnte schwören, dass er „Ich danke dir, großer Bruder“, gehört hatte, bevor ihre regelmäßigen Atemzüge ihren erholsamen Schlummer verrieten.
    Arn beschlich das seltsame Gefühl, beobachtet zu werden. Die Quelle instinktiv ahnend, blickte er direkt in sturmgraue Augen, die ihn aus einer unbewegten Miene anvisierten.
    Gleichgültig erwiderte er die rätselhafte Geste.

Kapitel 9
    Arn fühlte sich als Gefangener einer Zeitschleife.
    Alles schien wie bei seiner ersten Begegnung mit Birans Bewohnern.
    Die plötzliche Stille, in der man nicht einmal die, in dieser Umgebung allgegenwärtigen zwitschernden Tierlaute wahrnehmen konnte.
    Zahlreiche Augenpaare, die sich auf den Anblick der Eindringlinge fixierten.
    Eine Bewegungsstarre, die Unbehagen in Fluchtverlangen wandelte.
    Und doch gab es dieses Mal einen gravierenden Unterschied.
    Es war der Ausdruck in den erstarrten Mienen.
    Er reichte von Erkennen über Unglaube zu Neugierde. Ablehnung – oder sogar Feindseligkeit waren nicht vorhanden, oder derart subtil, dass seine Sinne nichts davon registrierten.
    Und der Zustand war ansteckend, wie Arn innerlich schmunzelnd feststellte, als er sich seinen Gefährten zuwandte und vergleichbare Stimmungen aus deren Gesichtern interpretierte – nicht weniger regungslos. Es fiel ihm nicht schwer, die Gedanken mit treffsicherer Wahrscheinlichkeit zu deuten.
    Im Schimmern Sayas Augen erkannte er ihr Bestreben, alle Eindrücke schnell aufzunehmen und zu verarbeiten. Sie analysierte die Umgebung, glich Realität mit gelerntem Wissen korrigierend ab. Ihre angespannte Haltung dabei bewies, dass sie gleichzeitig eines möglichen Angriffs gewärtig verblieb. Von ihr selbst ging keine Aggressivität aus.
    Kaeli zeigte sich irritiert ob des Schweigens – vielleicht auch ein wenig ängstlich. In ihren Augen schillerten Blau, Weiß und Grün in stetem Wechsel. Ihre körperliche Nähe zu Saya – sie stand unmittelbar neben dieser – verriet, wie sie die Quelle ihrer eigenen Stärke an der der Kriegerin nährte. Aber auch sie betrachtete die Szenerie mit unverhohlenem Interesse.
    Cecil wirkte am entspanntesten. Offenbar wenig begeistert vom Studium Paxias Geschichte, war er weder beeindruckt von der Entdeckung Birans, noch von seinem Betreten dieser legendären verborgenen Stätte. Einzig das Verhalten der Bewohner und die Unterschiedlichkeit ihrer Herkunft – selbst für Unwissende schwer zu übersehen – nötigten ihm genug Neugierde oder besser formuliert Überraschung ab, dass auch seine Haltung in das allgemeine Bild der Starre passte.
    Arn gab ihnen Zeit alle Eindrücke zu verarbeiten.
    Erst als Saya seinen abwartenden Blick registrierte und ihre Aufmerksamkeit dem Gelehrten zuwandte, setzte er sich nach einem Nicken in Bewegung, sicher, dass seine Gefährten ihm folgen würden.
    Er täuschte sich nicht, wie ein schneller Blick über seine Schulter

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