Die Kinder Paxias
erreichen könnt, ohne tagelang durch den Wald zu irren, der es verbirgt.
Würdet ihr in Erwägung ziehen, mich als Weggefährten zu akzeptieren?“
Seine hoffnungsvolle Miene brachte die anderen zum Schmunzeln. Kaeli lachte leise und sah Saya triumphierend an.
„Ich wusste, er würde fragen.“
„Naseweis“, Cecil tippte ihr gespielt vorwurfsvoll an die Stirn. „Dein Taktgefühl ist nicht gerade eine Offenbarung.“
Saya schüttelte ungläubig den Kopf über das übermütige Geplänkel. Ernst umfasste sie Arns Unterarm, unbeeindruckt von der sengenden Hitze ihres Gegenübers. Auch er zuckte mit keiner Wimper über die eisige Berührung.
„Deine Gegenwart wäre eine Ehre für uns. Natürlich bist du uns willkommen.“
„Danke. Euch allen.
Darf ich vorschlagen, dass ihr euch nun ausruht?
Ihr braucht Erholung nach diesem langen Wegabschnitt, den ihr zurückgelegt habt.
Ich verspreche, euch rechtzeitig zu wecken, um euch so zu leiten, dass wir die Höhlen bei Nachteinbruch verlassen, damit ihr keine Zeit verliert, Biran zu erreichen.“
„Das ist eine mutige Aussage, Arn. Du erwartest darin viel Vertrauen von uns.
Enttäusche es nicht.“
Für Kaeli und Cecil ein gewohnter Anblick, für Arn ein wenig verblüffend in seiner Unmittelbarkeit, wie Saya sich ihren Umhang griff, in einer Felsspalte verschwand und sich zusammenrollend einschlief.
Er selbst fühlte keine Müdigkeit, ein Schlafrhythmus war ihm seit langer Zeit unbekannt. Also nutzte er die einkehrende Ruhe, um seinen Geist zu ordnen.
Arn war ein einsames Wesen. Viele Jahrhunderte schon hatte er sich eine Barriere errichtet, die ihm half mit der Sterblichkeit seiner Familie und Freunde umzugehen.
Tief empfundene Trauer hatte er zuletzt beim Tod seiner jüngsten Schwester gefühlt, zu der er eine sehr enge, vertraute Bindung gelebt hatte. Seitdem linderte Distanz den Schmerz eines Verlustes – und leider vielleicht auch die Gewohnheit, Generationen sterben zu sehen. Es gehörte zu seinem Schicksal. Er hatte diese Seite seiner Unsterblichkeit akzeptieren gelernt.
In den vergangenen Monaten allerdings, war zu seiner inneren Einsamkeit auch noch Isolation gekommen. Nur er und die Bestattung zahlreicher Angehöriger seines Volkes. Längst erinnerte er sich nicht mehr an Namen und Gesichter – wollte es auch nicht.
Und nun – an diesem Tag – war aus der lähmenden Stille Unruhe geworden, aus Tod Leben und aus Isolation Gemeinschaft, nicht wenig zu verarbeiten.
War er ehrlich zu sich selbst, war er es mehr als Leid, einsam zu sein, es widersprach seiner mitfühlenden kontaktfreudigen Natur. Auch da musste es eine idealere Zukunft für ihn geben.
Vielleicht sogar in der Gesellschaft dieser drei außergewöhnlichen Wesen, die ab jetzt seine Gefährten sein sollten. Ihre verschiedenen Eigenarten würden einander auf spannende Weise ergänzen.
Trotz ihrer ungezähmten kriegerischen Art, war Saya eine absolute Führungspersönlichkeit mit einer durchaus Angst einflößenden Autorität, die er selbst niemals besessen hatte.
Sich selbst sah Arn eher als Berater oder Mentor, der Einfluss auf Entscheidungen nahm, sie aber selten eigenständig traf. Die Unterordnung war zeitlebens Teil seiner Existenz gewesen. Einzig gegen seine Überzeugungen vermochte man ihn nicht zum Handeln zu bewegen.
Cecil war ein zurückhaltender Charakter, jemand, der anderen den Rücken stärkte. Hilfsbereit und scheinbar sensibel genug, um warmherzig zu wirken. Er sorgte sich um seine Freunde, blieb aber von unerklärlicher Distanz – ausgeprägter und konsequenter als die seine – Arns. Definitiv besaß er das Talent, zum richtigen Zeitpunkt das Richtige zu sagen und auch zu schweigen.
In Kaeli steckte noch sehr viel kindliche Unwissenheit, aber das glich sie durch Mut, Herz, Humor und eine besondere Sensitivität aus, die man nur bewundern konnte. Er konnte nur erahnen, wie viele Fähigkeiten, wie viel Geist noch in ihrem Innern verborgen schlummerten, der Entdeckung harrend.
Arn war beeindruckt von ihrer Willenskraft, die ihrer Stärke Quelle bedeutete, erkannte gleichzeitig aber auch ihre Schwäche. Diese schien immer dann Raum zu fordern, wenn Zeit zur Besinnung vorhanden war.
So wie in diesem Moment.
Entgegen seiner Annahme schlief das Mädchen nicht. Fest in ihren Umhang gewickelt, lag sie ihm gegenüber, ohne ihn wahrzunehmen. Ihr dunkler tieftrauriger Blick, schien Löcher in Cecils Rücken zu bohren, der von ihr abgewandt an der Felswand ruhte.
Alles
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