Die Kinder Paxias
Tisch.
„Ihr scheint Schnabel und Herz am rechten Fleck zu haben, Kaeli.
Cedric ist leider noch nicht zurück, aber ich erwarte ihn jeden Moment. Setzt euch doch so lange zu mir und leistet mir Gesellschaft. Vielleicht wollt ihr mir ein wenig über euch erzählen.“
Der ersten Aufforderung leisteten die beiden widerspruchslos Folge, bei der anderen zögerte Kaeli merklich und sah unsicher zu Saya, die im Gegensatz zu ihr überhaupt keine Reaktion zeigte und schwieg. Die Augen waren natürlich wieder bedeckt, so dass das Mädchen auch aus der Miene der Gelehrten keine Weisheit ziehen konnte.
Also oblag es ihr eine Entscheidung zu treffen, wie weit sie sich des unaufdringlichen Interesses Mayas offenbaren wollte.
Im Kopf überschlug Kaeli die Auswirkungen, die ihre Geschichte in den Händen einer Falschen – also einer uneingeweihten Paxianerin – zur Folge haben konnten.
Maya, scheinbar sensibel genug das Dilemma des kindlichen Wesens zu erkennen, beendete ihre Erwägungen.
„Das war kein Befehl, Kaeli. Wenn Ihr Schwierigkeiten befürchtet, weil es ein Geheimnis zu bewahren gilt und Ihr nur meinem Gatten in dieser Angelegenheit Vertrauen entgegenbringt, ignoriert meine letzte Bemerkung einfach.
Es liegt mir fern Euch in Unruhe zu versetzen.“
Erleichtert strahlte das Mädchen sie an und nickte ihrer Sorgen enthoben.
Sich wesentlich bewusster als bei ihrem Eintreffen umsehend, fand sie schnell ein neutrales Gesprächsthema.
„Euer Garten ist sehr vielfältig, das habe ich schon auf der anderen Seite des Hauses bemerkt. Er beinhaltet die grundlegenden Aspekte der Natur, nicht wahr?“
„Er ist ein Sinnbild meiner Heimat.“
So neutral war dieser Gegenstand wohl auch nicht.
Kaeli fühlte leise Betretenheit, als sie die Hausherrin plötzlich so wortkarg erlebte. Eine tief begründete Verschlossenheit versteinerte ihre Miene zu einer ausdruckslosen Maske.
Eine verlegene Stille entstand.
„Maya!“, eine klangvolle Männerstimme durchbrach die verirrte Stimmung, bevor sie Manifestation fand.
Mit zärtlich aufblitzenden Augen verließ Maya ihre sitzende Position abrupt.
„Auf der Veranda!“, rief sie sichtlich erfreut, und beide Reisegefährtinnen wandten sich unverhohlen gespannt um, den Blick gleich der Paxianerin zur Tür richtend.
Der Mann, der nun erschien, war nur unwesentlich älter als Maya und von durchschnittlicher Größe.
Aber damit endete auch schon seine Gewöhnlichkeit.
War Maya ein Sinnbild weiblicher Schönheit, so glich er dem Ideal eines attraktiven Mannes.
Das weite, naturfarbene Hemd mit dem darüber geschnürten, nur wenig dunkleren Lederwams und die gleichfarbigen engen Stiefelhosen, verbargen den athletischen Körperbau nicht.
Ein gut geschnittenes Gesicht, welches seit mindestens drei Tagen keine Rasur mehr erlebt hatte, mit festen Zügen, energischem Kinn und dem, diesen Merkmalen völlig gegensätzlichen, weichen, fast sinnlich geformten Mund, perfektionierten seine beeindruckende Erscheinung.
Seine hellbraunen Haare waren mit blonden Strähnen durchzogen, sahen aus, als könnte kein Kamm sie bändigen und endeten kurz oberhalb der auffallenden Augen. Ihr leuchtendes Türkisgrau stach von der gebräunten Haut deutlich ab und verbarg nur schlecht - wenn überhaupt - ein reiches Gefühlspotential.
Wie um dies zu beweisen, trat ein inniges Leuchten in diese, als er auf Maya, die ihm beide Hände entgegenstreckte traf.
Verwirrt und sprachlos beobachtete Kaeli, wie der Neuankömmling die vermeintliche Gattin des Ratsvorstehers an sich zog und sie in sanfter Ausführlichkeit küsste, ungeachtet Sayas und ihrer Anwesenheit.
„Es ist sehr spät geworden heute, verzeih meine Unpünktlichkeit.
Du kennst ja den Auftakt unserer Hauptversammlung. Alle meinen, ihre Anliegen bis ins kleinste Detail vortragen zu müssen, um dann den Rest dieser Woche damit zu verbringen, Diskussionen über deren Sinn und Unsinn zu führen“, der Inhalt seiner entschuldigenden Worte, stürzte Kaeli noch tiefer in das Chaos wirrer Gedanken und Erinnerungsfetzen, die bei steigender Anstrengung lediglich verschwommener wurden und ihr den Rest Klarheit raubten.
„Ich habe auch nicht früher mit dir gerechnet. Und doch wirst du mit Sehnsucht erwartet. Du hast Gäste“, erst Mayas lächelnde Worte, lenkten die Aufmerksamkeit des liebevoll auf die schöne Frau fixierten Mannes von ihr ab - zu Kaeli und Saya.
Ein eindringlich forschender Blick traf die beiden, und ein zurückhaltendes, wenn auch
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