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Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich

Titel: Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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des Tals erreicht. Auf beiden Seiten versperrte ihnen dichter Wald den Weg, als sie die steile Böschung hinunterkletterten. Die vorderen hundert Krieger waren mit Bogen bewaffnet, die übrigen zweihundert hatten Speere. Außerdem waren alle mit dem Gladius, einem Schuppenpanzer und einem leichten Rundschild ausgerüstet. Vor ihnen öffnete sich das weite, von Felsen übersäte Tal. Dort unten trat auch der Fluss zwischen den Felsen hervor und verlief oberirdisch. Die neue Straße folgte dem Flusslauf. Eine Meile weiter im Osten lag die Festung auf einem natürlichen Plateau. Es brannte dort; schwarzer Rauch kräuselte sich zum bewölkten Himmel empor.
    Vor der Festung bewegten sich viele Menschen, es mussten Hunderte sein. Auf dem freien Vorfeld, das bis zur Straße reichte, lagen viele Tote. Hier und dort leisteten in den brennenden Gebäuden noch einige Überlebende der Konkordanz Widerstand, aber sie würden sich nicht mehr lange halten können. Im Tal lagen umgekippte Wagen und deren Ladung herum. Der Fluss war rot verfärbt und trug tote Männer, Ochsen und Pferde fort. Es war ein vernichtender Angriff von einer gewaltigen Rebellenstreitmacht gewesen.
    »Vorrücken!«, rief Nunan.
    Er rannte die Straße hinunter und hoffte, dass er den Zeitpunkt richtig abgepasst hatte, damit Kell und ihre Kavallerie die Feinde zugleich vom anderen Ende des Tals aus angreifen konnten. Es dauerte nicht lange, bis die Gegner den Marschtritt seiner Infanterie hörten und das Blitzen der Rüstungen im Sonnenlicht bemerkten. Einige Rufe wurden laut. Soldaten, Bogenschützen und Reiter sammelten sich auf der Straße und stellten die Angriffe auf die Festung ein.
    Aus dem Rauch und Staub tauchte eine unordentliche Kampfreihe auf. An Nunans linker Flanke formierten sich gegnerische Reiter zum Angriff. Grob geschätzt, hatte er es dort mit vierhundert Gegnern zu tun. Kein sehr günstiges Verhältnis, aber auf seiner Seite standen kampferprobte Bürger. Vor ihm befanden sich dagegen schlecht organisierte Aufständische, müde nach dem langen, harten Kampf, den sie schon gewonnen geglaubt hatten. Die Konkordanz würde siegen.
    »Ausschwärmen zum Kampf«, rief Nunan, als sie bis auf eine Viertelmeile heran waren. »Bogenschützen, zielt auf die Reiter.«
    Seine Befehle wurden durch die Reihen weitergegeben. Bald darauf hatten ihn die Bogenschützen überholt und postierten sich an einer etwas höher gelegenen Stelle. Seine Fußsoldaten trotteten unterdessen in einer dreißig Schritt breiten Linie, mit der sie die Straße und das unebene Gelände zu beiden Seiten abdecken konnten. Bei einer Entfernung von zweihundert Schritt sah er die feindlichen Bogenschützen ihre Bogen spannen. Bei hundertfünfzig Schritt, ein wenig zu früh, begannen sie zu schießen. Bei einhundert Schritt machten sich die feindlichen Reiter zum Angriffbereit.
    »Schritt halten.«
    Nunan hob den Schild vor sein Gesicht und packte den Wurfspeer fester. Pfeile zischten über ihm vorbei und trafen mit dumpfem Aufprall Holz und Körper. Links ritt die feindliche Kavallerie scharf an. Seine Bogenschützen blieben stehen und schossen. Blitzschnell überwanden die Pfeile die Distanz und trafen die feindlichen Reiter. Männer und Tiere stürzten, doch die Gegner stellten den Angriff nicht ein. Eine weitere Salve. Und noch eine. Der Angriff kam ins Stocken, die Gegner mussten sich neu formieren. Dann kamen sie rasch näher.
    Nunan war noch vierzig Schritte von der Kampflinie der Rebellen entfernt. Er bemerkte gestohlene Rüstungen der Konkordanz, atreskanische Helmbüsche und ein Durcheinander verschiedener Waffen und Helme. Und er erkannte die Furcht in ihren Augen.
    »Speere.«
    Nunan stellte sich auf und warf. Kurzspeere flogen, die Gegner hoben die Schilde. Die Wurfgeschosse trafen, prallten ab, durchbohrten die Gegner und erzeugten einen Lärm wie Hagel auf einem Eisendach. Männer und Frauen kreischten, als Antwort kamen Pfeile geflogen. Nunan hob den Schild, ein Pfeil bohrte sich tief in das Wappen der Konkordanz. Die Spitze drang sogar ein Stück durch und ritzte seinen Unterarm. Er nahm den zweiten hinter dem Schild befestigten Speer.
    »Speere.«
    Wieder trafen die mächtigen kurzen Waffen die feindlichen Reihen. Dieses Mal aber setzte die Zweite Legion sofort nach. Ein gewaltiger Lärm brach los, als die Feinde plötzlich stark unter Druck gerieten. Nunan legte sein ganzes Gewicht in den Vorstoß, rannte den ersten Gegner einfach über den Haufen und trampelte

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