Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich

Titel: Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
Vom Netzwerk:
auf, laut dröhnten die Hufschläge von Keils Kavallerie in seinen Ohren. Er blickte über die Köpfe seiner Leute hinweg.
    »Halt!«, rief er.
    Sie blieben stehen. Unsicher und zwischen zwei Fronten gefangen, hielten auch die Rebellen inne. Sie hofften, eine Gelegenheit zur Kapitulation zu bekommen. Doch es würde für sie keine Gnade geben. Seine Infanterie zog sich in perfekter Schlachtordnung zurück. Auf Dina Keils Ruf hin wurden hundert Lanzen ausgerichtet. Jetzt erkannten die noch lebenden Rebellen, was ihnen blühte, und gerieten in Panik. Vor sich hatten sie eine unbezwingbare, von Schilden geschützte Formation, hinter sich die galoppierende Kavallerie.
    Nunan spuckte auf den Boden und wandte sich ab. Was nun kam, wollte er nicht sehen.
     
    Prätorin Lena Gorsal wischte sich die Hände an der Tunika ab und ging zur offenen Westseite der Basilika. Es war ein prächtiger Tag in Gullford, einer atreskanischen Kleinstadt etwa hundert Meilen westlich der tsardonischen Grenze. Eine erwartungsvolle Spannung lag in der Luft. Ein Stück von der neuen Hauptstraße entfernt, die im Süden gebaut wurde, mochte man mitunter kaum glauben, dass Atreska in einem Bürgerkrieg steckte und die Konkordanz sich für einen Krieg rüstete. Nach Osten und Westen lief der Handel ausgezeichnet, und die Einwohner hielten einen neuen Feldzug vor allem für geschäftsschädigend.
    Weder Gorsal noch irgendein anderer Bürger von Gullford wollte damit etwas zu tun haben. Wer in Haroq auch herrschte, es war den meisten Leuten hier egal, zumal sie auch vor fünf Jahren, als Atreska an die Konkordanz gefallen war, von der grausamen Realität der Schlachten verschont geblieben waren. Den Leser des Ordens der Allwissenheit hatten sie freundlich begrüßt, und er hatte sich in der Tat als vernünftiger Ratgeber und guter Lehrer erwiesen. Viele hatten den Glauben gewechselt. Diejenigen, die es nicht taten, sahen sich in ihrer Entscheidung respektiert.
    Kurz zuvor waren auf dem Forum drängende Rufe laut geworden. Reiter, ihrer ersten Schätzung nach etwa zwanzig, waren dort eingetroffen. Es waren Tsardonier aus der Taritebene, wo die Steppenkavallerie im Angesicht der konkordantischen Grenzbefestigungen in Atreska und Gosland eine starke Präsenz aufrechterhielt. Als sie sich ihnen näherte, stiegen die Reiter ab. Sie lächelte, als sie den Anführer erkannte.
    »Sentor Rensaark«, sagte sie in einem atreskanischen Dialekt, den sie beide fließend beherrschten. »Das war ein langer Ritt für einen heißen Solastag.«
    »Wir lagern nicht weit von hier entfernt«, erwiderte der Sentor, ein schroffer Mann mit kalten Augen.
    Wie seine Männer trug er leichte Wollsachen, die Schuppenpanzer waren an die Sättel gebunden. An den Hüften trugen sie Schwerter.
    »Um Handel zu treiben?«, fragte sie.
    Rensaark schüttelte den Kopf. »Um zu reden«, antwortete er.
    »Soweit ich weiß, ist die Grenze für alle, die keinen Handel treiben, geschlossen«, sagte sie. »Wie bist du durchgekommen?«
    »Ein wenig Geld macht jeden Mann blind«, erklärte er.
    »So kann man es ausdrücken«, stimmte sie zu. »Darf ich dir etwas zu trinken anbieten? Oder wenigstens etwas Schutz vor der Hitze für deine Männer und Pferde, solange wir reden.«
    »Vielen Dank, das ist sehr großzügig.«
    »So behandelt man Freunde«, sagte sie.
    »Ja«, antwortete der Sentor steif.
    Sie kehrten in die kühle Basilika zurück. Gorsal führte ihn in ihre Schreibstube und ließ verdünnten Wein, Apfelsinen und gebratenes Fleisch bringen. Rensaark fühlte sich offenbar nicht wohl in seiner Haut. Oft leckte er sich über die Lippen, und ständig runzelte er die Stirn, als plagten ihn unangenehme Erinnerungen. Gorsal wusste nicht, was auf sie zukam, als sie ihn, inzwischen ein wenig nervös, nach dem Grund seines Besuchs fragte.
    »Es sind schwierige Zeiten«, erklärte Rensaark. »Alte Verbündete haben sich gegen uns gewandt, und die Konkordanz erhebt die Faust, um weitere Feinde zu zerquetschen. Trotz der Eroberung ist Atreska jedoch unser Freund geblieben. Marschall Yuran ist ein großer Mann, und er legt Wert darauf, sein Bündnis mit unserem König aufrechtzuerhalten, doch wird sein Auge durch die Verheißung konkordantischer Reichtümer abgelenkt.«
    »Viele in Atreska teilen seine Ansichten und greifen zu drastischeren Maßnahmen als dem Protest mit Worten«, erwiderte Gorsal.
    »Ich weiß. Dafür sind wir dankbar. Seit fünf Jahren setzen wir Hoffnungen in den Widerstand. Wir

Weitere Kostenlose Bücher