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Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich

Titel: Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Blut aus Elsas Kehle, und Koroyans Gewänder und Hände waren rot gefärbt.
    »Bringt mir Wasser, damit ich diesen Dreck abwaschen kann«, sagte sie. »Das Urteil ist vollstreckt.«
    Nach dem betäubten Schweigen erhob sich ein Sturm des Zorns. Alle schrien und stießen Verwünschungen aus, und zwischen den Säulen des Forums hallte das Wort »Mörderin«. Die Menge geriet in Bewegung, und wieder trieben die Soldaten des Ordens die Menschen mit gezogenen Schwertern und gespannten Bogen zurück. Kovan und Arducius hielten Gorian mit Mühe fest, Ossacer klammerte sich an Mirron, die ihrerseits zur Bühne blickte, wo die Autorität von Soldaten zur Seite geschoben wurde. Sie gestikulierten und weinten, wollten sich zu Elsa vordrängen, die vor ihren Augen ihr Leben aushauchte. Die Soldaten hatten sie fallen lassen, sie starb allein.
    Genna stützte Vater Kessian, der keuchend zu sprechen versuchte. Er hielt sich den linken Arm, als hätte er Schmerzen. Seine Stimme erhob sich schließlich über den Tumult, doch er bekam kaum die Worte heraus, weil er Mühe hatte zu atmen.
    »Dies ist kein Prozess und keine Gerechtigkeit«, sagte er, bei fast jedem Wort keuchend. »Dies ist Mord aufgrund von Unwissenheit und Angst. Ihr mögt uns so viel Böses vorwerfen, aber der einzige Mensch, der zu Schaden gekommen ist, starb durch Eure Hand.« Er hielt inne und sackte in sich zusammen. Genna und jetzt auch Willem, der auf der anderen Seite bei ihm stand, hielten ihn aufrecht. Beide flüsterten mit ihm.
    Angst durchzuckte Mirron, und ringsum verkrampften sich auch die anderen Aufgestiegenen. Koroyan konzentrierte sich wieder auf ihn und schritt über die Bühne wie die Heldin in einem Schauspiel.
    »Ich würde die Ausbreitung des Bösen auch dann verhindern, wenn es mich zwingen würde, jeden Menschen in dieser Stadt zu verbrennen«, verkündete sie.
    »Ihr habt nicht die Befugnis dazu«, erwiderte Kessian mit rotem gequältem Gesicht. »Wo ist das Siegel der Advokatur?«
    »Ich handle mit der Macht Gottes.«
    »Ihr handelt aus eigenen Interessen. Euch erkenne ich nicht als meine Kanzlerin an.«
    Koroyan versetzte ihm mit dem Handrücken eine Ohrfeige. Er taumelte zurück und dann wieder vor. Genna kreischte. Dieses Mal versuchte niemand, Gorian aufzuhalten. Alle waren bei ihm und wussten, was sie zu tun hatten.
    Zwei Soldaten versperrten ihnen den Weg. Die Luft war heiß und trocken, die Energiebahnen standen deutlich vor Mirrons Augen. Sie zog die Energie in sich zusammen und spürte, wie die Hitze durch ihre Adern raste und sich unter der Kontrolle ihres Geistes verstärkte. Sie lenkte sie durch ihre Hände und presste die Handflächen aneinander, um sie in sich zu halten. Vor ihr hatten Kovan und Gorian die anderen Kinder beiseite gestoßen. In ihrer Verwirrung und in ihrem Zorn öffnete Mirron die Handflächen, und die Flamme fuhr hinaus. Vom Metall angezogen, prallte sie gegen die Helme und Brustharnische der beiden Soldaten und riss sie um.
    Im Nu waren die Aufgestiegenen an ihnen vorbei und rannten zum Oratorium. Ein Wind wehte über das Forum und wirbelte eine Wolke aus Sand und Staub auf. Arducius lief mit ausgestreckten Armen und lenkte den Sturm, der die Bogenschützen vor ihnen blendete und störte. Sie schossen einige Pfeile ab, die aber wirkungslos im Wind verschwanden.
    Die Leute auf der Bühne hatten Mühe, auf den Beinen zu bleiben. Gorian und Kovan hatten die Seitentreppe erreicht. Auf einmal stand Kovan vor einem Ordenskrieger, blockte dessen Stoß mühelos ab und drosch dem Mann das Heft seines Schwerts ins Gesicht, worauf er zu Boden ging. Gorian rannte an ihm vorbei und achtete auf dem Weg zu Vater Kessian und der Kanzlerin nicht einmal auf Vennegoor.
    Mirron folgte ihm sofort, auch Ossacer kam, und als Kovan seine Schwertspitze auf die Kehle der Kanzlerin gerichtet hatte, besänftigte Arducius den Sturm. Stille kehrte ein, durchbrochen vom Geräusch nahender Pferde. Die Menge keuchte, als Sand und Staub herabfielen und die Unsicherheit wieder um sich griff. Mirron hatte keine Ahnung, was sie als Nächstes tun sollte. Sie fragte sich, ob das überhaupt jemand wusste. Inzwischen hatten die Aufgestiegenen Kessian umringt, und die Soldaten waren zurückgewichen, ob aus Angst oder Verwirrung, das wusste sie nicht.
    Aus allen Richtungen zielten Bogenschützen auf sie. Sie sah sich im Oratorium um. Koroyan ignorierte die Schwertspitze und starrte die Aufgestiegenen ungläubig an. Vennegoor hatte die Hand an den

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