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Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich

Titel: Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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kreisten dort oben. Der Wind frischte auf, während er durch den Kanal fuhr, und beschleunigte ihre Flucht. Hinter ihnen eilten die Fischerboote und Jen Shalke so schnell sie konnten in den Hafen zurück. Erst beim Anblick des einsamen Bootes war den Fischern bewusst geworden, was geschehen war. Sie hatten den Aufgestiegenen Essen, Wasser und Reservekleidung überlassen und sich voller Zorn auf den Weg gemacht. Jen Shalke hatte sie nur widerstrebend ziehen lassen. Auch ihre Unschuld war zerstört. In einem Boot bewahrte sie ein wundervolles Stück Koralle auf, das sie für Vater Kessian aufgelesen hatte. Jetzt würde es nur noch sein Grab schmücken.
    Als Ossacer sich regte, sah Arducius ihn an. Das tränenüberströmte Gesicht verriet, wie fassungslos und verletzt er war. Arducius fühlte mit ihm. Vater Kessians Tod hatte ein schreckliches Loch gerissen, aber für Ossacer musste alles noch viel schlimmer gewesen sein, denn er hatte dem Vater im Augenblick des Todes die Hände aufgelegt.
    »Warum konnte ich ihn nicht retten? Ich wollte ihm meine eigene Lebensenergie geben, aber sie wollte nicht hinein.«
    »Ihm hätte niemand mehr helfen können«, erwiderte Arducius.
    »Um sein Herz war alles ganz grau«, schluchzte Ossacer. »Ich habe gespürt, wie er ging. Ich wollte ihn halten, aber ich konnte nicht. Ich konnte es einfach nicht.«
    Arducius drückte Ossacer fest an sich. Auch er fühlte sich hilflos. Mehr als alles andere wollte er weinen, aber er musste stark sein.
    »Es ist nicht deine Schuld, Ossacer«, sagte Gorian.
    Arducius schauderte. Es waren die ersten Worte, die Gorian seit ihrer Flucht gesprochen hatte, und seine Stimme klang kalt und teilnahmslos. Auch Mirron spürte es und schaute zu ihm auf.
    »Wir wissen jetzt, wer unsere wahren Feinde sind«, fuhr Gorian fort. »Es sind alle, die den Allwissenden anbeten.«
    »Ach, hör doch auf, Gorian. Das ist nicht wahr«, widersprach Arducius.
    »Wirklich nicht? Ich rede nicht von Elsa, der Autorität oder dem Marschall. Doch wir leben nicht mehr in Westfallen, und die Welt da draußen mag uns nicht.« Er sah sich um und bekam nicht die Reaktion, auf die er gewartet hatte. So hob er die Stimme. »Seid ihr so blöd? Die Kanzlerin ist persönlich gekommen, um uns zu verbrennen. Sie hat hundert Krieger mitgebracht. Welchen Beweis braucht ihr noch? Wir haben Glück, dass wir noch leben, und die einzige Möglichkeit, am Leben zu bleiben, ist, davon auszugehen, dass jeder, den wir treffen, unser Feind ist. Wahrscheinlich werden wir eher bei den Gottlosen in Tsard neue Freunde finden.«
    Arducius starrte den Boden des Bootes an.
    »Du hast sie erlebt«, fuhr Gorian etwas leiser fort. »Die Krieger und die Kanzlerin auf dem Oratorium. Sie hatten Angst, als sie sahen, was wir getan haben. Der Wind und die Hitze. Gerüchte verbreiten sich schnell. Der Marschall sagte das jedes Mal, wenn er mit uns geredet hat. Bald werden alle über uns Bescheid wissen. Sie werden wissen, was es mit unseren Augen auf sich hat, und sie werden Angst vor uns haben, weil der Orden ihnen einredet, wir wären böse. Sie werden dem Orden glauben. Du weißt doch, wie die Leute sich verhalten, wenn sie etwas fürchten, oder?«
    Es dauerte eine Weile, bis Mirron antwortete. »Sie vernichten es«, flüsterte sie.
    »Ich werde da sein«, erklärte Kovan. »Niemand wird euch etwas tun, wenn ich es verhindern kann.«
    »Du kannst sie nicht aufhalten«, meinte Gorian nicht unfreundlich. »Niemand kann das.«
    »Ich bringe euch in Sicherheit. Ich verspreche es.«
    »Und was dann?« Gorian breitete die Arme aus. »Was geschieht, wenn der Orden uns in Gestern oder Sirrane findet, oder wo auch immer wir mit deiner Hilfe landen? Was hat dein Vater für diesen Fall geplant? Sollen wir unser ganzes Leben auf der Flucht verbringen, niemals eine Heimat finden und immer Angst haben, dass wir doch noch erwischt und verbrannt werden?«
    »Zuerst müsst ihr in Sicherheit sein, und dann können wir die Leute überzeugen, dass ihr nicht böse seid«, erwiderte Kovan.
    »Wie denn?« Mirrons Frage klang wie ein verzweifelter Schrei. »Ihre Gedanken sind vergiftet, sie wollen uns umbringen.«
    »Alles, was wir hatten, ist verloren«, warf Ossacer ein. Seine Stimme war wie Eis in der Tageshitze. »Wir werden niemals mehr nach Hause kommen, wir werden niemals unsere Freunde und Angehörigen wieder sehen.«
    Ein Schauer durchlief Arducius. Er war mit allem ringsum verbunden. Mit dem Meer, dem Wind, der Energie in der Luft

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