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Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich

Titel: Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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im Flachwasser niedergemacht, das Blut spritzte ins Wasser.
    »Nein!«, schrie Kovan. Dann murmelte er: »Sie haben sich doch ergeben. Sie waren unbewaffnet.«
    Der Schreck war zu viel für ihn, er blieb unsicher stehen. Nicht so die Männer seines Vaters. Sie rannten weiter und griffen an, und Kovan sah ihnen nach, wie sie dem Feind den Tod bringen wollten. Vergeltung und Rache. Ihm wurde übel.
    Einer seiner Kämpfer sprang brüllend über den Bug des Bootes und schlug mit seiner Klinge zweihändig nach einem unvorbereiteten Gegner. Die Klinge grub sich tief in die Hüfte des Wächters und warf ihn seitlich von den Beinen; er fiel ins Wasser. Ein weiterer Ordenskrieger lenkte mit seinem Schild den Schwertstreich ab, verlor aber das Gleichgewicht und rutschte im Sand aus. Der nächste Hieb fuhr unter seinem Schutz hindurch, brachte ihm einen Schnitt an der Seite bei und verletzte seine Rippen. Der dritte Mann drehte sich um und rannte weg.
    Am Heck des Bootes konnten die Verteidiger die Angreifer mühelos abhalten. Kovan hatte genug gesehen, und auf einmal musste er gegen die Tränen ankämpfen. Im klaren blauen Wasser breiteten sich dunkle Flecken aus, Leichen trieben mit dem Gesicht nach unten. Er rannte direkt in einen Ordenskrieger hinein und warf ihn um.
    »Genug!« Er baute sich zwischen den Parteien auf. »Hört auf, hört auf.«
    Es fiel ihm schwer, die richtigen Worte zu finden, zumal er vor Anstrengung keuchte. Ein Ordenskrieger hob das Schwert. Sofort nahmen ihn Kovans Männer in die Zange.
    »Steckt die Klingen weg«, sagte Kovan. »Sie sind fort, und ihr werdet mich nicht daran hindern, dieses Boot zu nehmen.«
    »Du wirst brennen, Ketzer«, sagte ein Krieger. »Dein Vater wird dir nicht helfen, weil er am Marterpfahl neben dir brennen wird.«
    »Du wirst dem Herrn Vasselis die gebührende Achtung erweisen«, fauchte ein Soldat.
    Kovan schüttelte den Kopf. In der Stadt hatte die Verfolgungsjagd unterdessen ihr Ziel verloren. Die Männer seines Vaters hatten es mit größeren Gruppen von Ordenskriegern zu tun. Die Wut der Einwohner legte sich, und schon riefen die Anführer, die anderen sollten aufhören zu kämpfen, oder stießen sie weg. Am Forum ertönten Hornsignale. Zwei verschiedene Töne.
    »Haltet sie zurück, während ich ablege«, sagte Kovan.
    Das Boot schwamm bereits und wiegte sich querab vom Strand auf den sanften Wellen. Er preschte durchs Wasser, drehte den Bug zum Meer herum und zuckte zusammen, als die Hand eines Toten sein Bein streifte. Das Blut im Wasser ignorierte er, während er seitlich am Boot entlangging und am Heck hineinkletterte. Dann fasste er mit einer Hand das Hauptsegel, nahm es herum und zurrte die Seile fest. Die andere Hand legte er auf die Ruderpinne. Das Boot entfernte sich vom Ufer. Er blickte noch einmal nach Westfallen zurück und fragte sich, ob er die Stadt und seine Eltern jemals wieder sehen würde. Schließlich gab er sich einen Ruck und segelte in die Bucht, um nach den Aufgestiegenen zu suchen.
     
    Vasselis und drei seiner Männer hielten die Kanzlerin und Vennegoor unter Bewachung, bis die Hörner ertönten, die seine und ihre Kräfte zurückriefen. Er lauschte, bis die Panik allmählich nachließ und einem ohnmächtigen Zorn und Kummer wich. Das Forum glich einem Schlachtfeld. Vasselis mochte seinen eigenen Augen nicht trauen.
    Er zählte zwanzig Tote, bei den meisten knieten Angehörige, die sich um sie kümmerten. Darunter waren zwei Ordenskrieger, die im allgemeinen Getümmel während der Flucht der Aufgestiegenen umgekommen waren. Die anderen jedoch waren gewöhnliche Bürger, die zur falschen Zeit am falschen Ort gestanden hatten.
    »Ich will sehen, ob ich ihnen helfen kann.«
    Es schmerzte, diese Stimme zu hören. Sie klang leer, verloren und schrecklich einsam. Genna Kessian. Vasselis drehte sich zu ihr herum. Von einem seiner Soldaten gestützt, richtete sie sich gerade auf. Sie wischte die Hände an ihrer Tunika ab und starrte ihn an, flehte ihn an, ihr die Hilfe zu gewähren, die ihr niemand geben konnte.
    »Die Ärzte kümmern sich um die Verletzten, Genna. Bitte, lass uns dir jetzt helfen. Dir und Ardol.«
    Sie nickte, und er sah, wie die Kraft sie verließ. Sie schwankte, und der Soldat zog sie an sich und hielt sie aufrecht.
    »Bringe sie und Vater Kessian ins Haus der Masken. Suche den Laienleser, damit eine Andacht stattfindet.«
    »Ja, Marschall.«
    Die Kanzlerin gab ein verächtliches Geräusch von sich. Er drehte sich zu ihr

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