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Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich

Titel: Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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ausheben, um die nördliche Grenze zu verteidigen. Tsardonische Räuber bewegen sich an der Grenze zwischen Atreska und Kark, um sie anzugreifen. Ich weiß, das klingt erstaunlich, aber ich kenne Katrin Mardov und stelle ihr Urteil nicht infrage.«
    Herine schüttelte den Kopf. »Es fällt mir schwer, das alles zu glauben. Ist Gestern tatsächlich bedroht?«
    »So weit würde ich noch nicht gehen. Die Stoßtrupps wurden zurückgeworfen, und bisher tauchen sie eher sporadisch auf. Aber die Tatsache, dass es überhaupt geschieht, sollte uns nachdenklich machen.«
    »Das ist eine Untertreibung, Paul. Es ist sehr ernst.«
    »Nur, wenn wir es ignorieren.«
    »Gibt es noch mehr zu berichten?«
    »Ja, aber von jetzt an muss ich zu Mutmaßungen greifen, also übe bitte Nachsicht mit mir. In der Organisation unseres tsardonischen Feldzuges muss ein Fehler stecken, der es ihnen erlaubt, Beutezüge zu unternehmen, die ich für gut organisiert halte. Ich erkenne da ein System. Es begann mit Gosland und Atreska, und der Zweck ist offenbar, die Einwohner von Gebieten einzuschüchtern, die erst vor relativ kurzer Zeit in die Konkordanz aufgenommen wurden. Vergiss nicht, dass diese beiden Länder vor weniger als fünfzehn Jahren noch Handelspartner, wenn nicht gar Verbündete von Tsard waren.
    Aber nicht nur der Handel leidet unter den Übergriffen. Die Tsardonier nehmen sich Siedlungen vor, die sich dem Allwissenden verschrieben haben. Wenn sie angreifen, verlegen sie sich zunächst auf Entführung, Diebstahl von Vieh und oberflächliche Beschädigungen. Beim zweiten Überfall zerstören sie das Haus der Masken und richten Bürger hin, wobei sie angeblich die Dezimierungen durch die Konkordanz nachäffen. Beim dritten Überfall zerstören sie die Siedlung, falls sie nicht schon aufgegeben oder befestigt wurde.
    Nun stelle dir vor, welche Wirkung dies auf gewöhnliche Einwohner von Atreska oder Gosland hat. Die Überlebenden erzählen weiter, wie ihre Dörfer und Städte überfallen wurden. Überall herrschen Furcht und Angst. Die Leute glauben nicht mehr, dass die Konkordanz den Willen oder die Fähigkeit hat, sie zu beschützen. Sie kehren zu den alten Religionen zurück, weil sie sehen, dass der Orden sie nicht retten kann – deshalb hat die Kanzlerin recht, aber wie üblich erkennt sie nicht das Gesamtbild.
    Die Einwohner verlieren den Glauben an die Marschallverteidiger, die ihrerseits ihre Situation zu verbessern suchen, indem sie sich weigern, Bürger nach Tsard zu schicken, und sie lieber zur eigenen Verteidigung einsetzen. Die Gebiete verlieren den Zusammenhalt. Ich muss es nicht weiter ausführen. Wir haben im Osten und im Norden unsere Kräfte weit auseinander gezogen. Dornos ist immer noch ein unwilliger Partner in der Konkordanz, und sein Marschall unterhält enge Beziehungen zu Atreska. Der Feldzug gegen Omari geht quälend langsam vor sich. Sollte jemand wie Yuran die Dinge selbst in die Hand nehmen, dann werden wir kaum die Kraft finden, ihn zum Einlenken zu zwingen oder ihn auszutauschen. Und jetzt verüben die Tsardonier Überfälle in Gestern. Sie sind stark, beweglich und entschlossen.«
    Herine nahm die Tiara vom Kopf und fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. Dabei zupfte sie einige goldene Fäden heraus. Jhereds Worte hatten sie bis ins Mark getroffen, ihr Herz raste, und sie konnte vorübergehend nicht klar denken.
    »Du sprichst von einer regelrechten Rebellion, nicht nur von zivilem Ungehorsam«, flüsterte sie, als wollte sie nicht einmal selbst diese Worte hören.
    »Letzten Endes könnte es darauf hinauslaufen. Allerdings können wir das vermeiden, Herine. Deshalb möchte ich dich drängen, auf Yuran zu hören, wenn du ihm eine Audienz gewährst. Höre die Botschaft hinter seinem Gejammer. Ich glaube, er steht unter großem Druck seitens seiner Bürger und erstickt an den Steuern, die wir ihm auferlegen. Er weiß nicht, wohin er sich wenden soll, und er ist ein schwacher Mann, der seinen Bürgern nicht mit Autorität begegnen kann. Als Nächstes wird Gosland an deine Tür klopfen und um Hilfe bitten.
    Es tut mir leid, dass ich dir all dies zumuten muss, aber wir dürfen nicht so tun, als wären dies Probleme, die sich von selbst erledigen. Unsere Nachschubwege für die Legionen werden bald ernsthaft bedroht sein, und in den letzten beiden Jahren mussten die Einnehmer feststellen, dass unser Steueraufkommen aus Gründen zurückgegangen ist, die allesamt mit Tsard zu tun haben. Die Schatzkanzlei kann

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