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Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich

Titel: Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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hierherkommst?«
    Jhered trank einen großen Schluck Wein und zog, erfreut über den Geschmack, die Augenbrauen hoch.
    »Darf ich dir noch eine Frage stellen, ehe ich beginne?«
    »Aber natürlich.« Herine lehnte sich bequem zurück, barg ihr warmes Glas in den Händen und ließ den Duft in ihre Nase steigen.
    »Was besagen die Berichte, die du vom tsardonischen Feldzug erhältst?«
    Herine blies die Wangen auf und versuchte, sich an einige Zahlen zu erinnern. »Ich habe zwanzig Legionen und sechzehn Alae in Tsard, die an drei Fronten gleichzeitig eingesetzt sind. Mehr als zweitausend Meilen entfernt kämpfen fast hundertzwanzigtausend Männer und Frauen für die Konkordanz. Wie ich hörte, soll der Dusas in Tsard dieses Jahr sehr streng werden. Nachdem der Feldzug wegen des Beginns der kalten Jahreszeit unterbrochen wurde, kann ich den Berichten entnehmen, welche Verstärkung und Ausrüstung ich nachschicken muss. Mehr als das brauche ich gewöhnlich nicht, und die Entfernung macht die Sache ohnehin schwierig. Während der Feldzüge sind die Berichte bisweilen etwas zusammenhanglos.«
    Auf einmal runzelte sie die Stirn und schien ernstlich besorgt. »Warum fragst du?«
    »Was hörst du von den Linien hinter den kämpfenden Einheiten? Von den Nachschubwegen und Grenzbefestigungen?« Jhered drängte sie, weil er mehr wissen wollte, und das gefiel ihr nicht.
    »Gibt es etwas, das du mir nicht gesagt hast? Ich mag es nicht, wenn man mich im Ungewissen lässt.«
    Jhered betrachtete sie eingehend, um ihre Stimmung einzuschätzen. Er wusste, wie schnell ihre Launen wechseln konnten. Es sprach für ihn, dass er keine Angst hatte, und das musste er auch nicht. Sie brauchte hundert Jhereds. Eintausend. Bei Gottes Umarmung, sie hatte ihn vermisst.
    »Meine Advokatin, Herine. Ich höre und sehe verschiedene Dinge. Die Leute brennen ja sogar darauf, mir alles zu zeigen, was ihre Steuerlast vermindern könnte. In der letzten Zeit fühle ich mich jedoch nicht mehr wohl. Nicht alles, was ich höre und sehe, kann als das Jammern der Gierigen ignoriert werden, die ihren Reichtum behalten und verhindern wollen, dass er zum Wohl der ganzen Konkordanz eingesetzt wird.«
    »Auch ich höre solche Dinge, Paul. Ich höre sie seit zweiundvierzig Jahren, seit ich zur Advokatin ernannt wurde. Warum fühlst du dich auf einmal nicht mehr wohl? Wir sind reicher und erfolgreicher denn je. Die Konkordanz triumphiert.«
    »Wer sollte jetzt im Oratorium predigen?«, erwiderte Jhered lächelnd.
    Aus Herines Gesicht wich die Farbe. Sie trank einen Schluck Wein. Ihre Hände zitterten leicht.
    »Ich glaube an das, was wir erreicht haben.«
    »Deshalb bist du die Advokatin, die ich liebe und der ich diene. Bitte, Herine, wenn ich nicht ebenso entschlossen und überzeugt wäre wie du, dann könnte ich die Aufgabe, die du mir übertragen hast, nicht erfüllen.«
    »Ich stelle nicht deine Ergebenheit infrage.«
    Jhered hob eine Hand. »Ich weiß, ich weiß. Mir ist auch klar, dass du jeden Tag in der Basilika Gesuche und Geschichten über Unglücksfälle anhören musst. Ich nehme an, dass es dir inzwischen den Magen umdreht. Aber vielleicht, wenn ich das sagen darf, hast du noch nie einen Bericht gehört, der viele unabhängige Berichte miteinander verbindet.«
    »Du meinst deinen eigenen.«
    Jhered nickte.
    »Du weißt, dass ich dir zuhören werde, Paul. Aber lass uns bitte zuerst essen und über etwas Angenehmeres reden. Ich bin fast verhungert, und die Soße wird kalt. Es wäre eine Schande, sie verderben zu lassen.«
    »So ist es. Noch etwas, Herine. Was ich zu sagen habe, enthält natürlich einige Mutmaßungen, aber es ist eine ehrliche Einschätzung – und was noch wichtiger ist, wir stehen nicht vor einer Krise. Noch nicht. Wir müssen allerdings früh genug handeln.«
    Sie nahmen die Mahlzeit weitgehend schweigend ein. Jhered musste zugeben, dass die Soße wirklich hervorragend war. Erst gegen Ende des Essens, als die Diener sich abermals zurückgezogen hatten, entspannte Jhered sich ein wenig. Er hatte wieder den Weinkelch in der Hand und lächelte leicht.
    »Oh, ich habe übrigens einen neuen Kandidaten für den lächerlichsten Versuch gefunden, der Steuerschätzung zu entgehen. Ich verspreche dir, es wird witzig.«
    »Ein paar Geschichten für Bankette kann ich gut gebrauchen.« Sie bedeutete ihm fortzufahren und machte es sich auf der Liege bequem.
    »Wie du weißt, bin ich gerade durch Atreska und Gestern mit den Schatzkisten aus Gosland

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