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Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann

Titel: Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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einen Augenblick vergaßen. Das Donnern der Hufe und das Brüllen aus tausenden Kehlen verging.
    »Keiner von uns ist von Natur aus ein Landhüter«, sagte Arducius. Seine Worte tanzten in der Luft, bis alle sie aufgenommen hatten. »Wir werden uns deshalb verbinden und die Energien aus der Umgebung benutzen. Wir können uns gegenseitig stärken und führen, und wir wollen auf alles zurückgreifen, was sich anbietet. Wir werden unsere Körper benutzen, um die Kräfte der Elemente zu verstärken, und wir werden sie über die größten unterirdischen Energiebahnen ins Ziel schicken. Ist das klar?«
    Alle stimmten zu. Das Beben schwand sofort aus Ossacers Stimme, als die Schönheit der Energien ihn umfing und er sich in den Einzelheiten ihrer geplanten Schöpfung verlor. Mirron hatte noch Angst, doch Gorians Stärke umhüllte sie, beruhigte sie und half ihr bei der Konzentration. Jetzt erst wurde Arducius wirklich klar, dass sie die Wünsche des Schatzkanzlers tatsächlich erfüllen konnten. Erregung durchflutete ihn.
    Er öffnete sich und nahm die Energie in sich auf. Vor seinem inneren Auge loderten seine Lebenslinien hell auf. Auch die anderen waren da. Sie zitterten leicht, als sie, miteinander verbunden, die Energien in ihren Körpern aufbauten. Arducius atmete aus. Mit seinem inneren Auge suchte er die Wege, die durchs Erdreich nach links und rechts zu den Hochebenen führten. Die Stellen, wo kleine Rinnsale vom See in den Fluss strömten. Oder wo die Wurzeln unzähliger Grashalme, Blumen, Büsche und Bäume einen Halt in der Landschaft fanden.
    »Bleibt stark«, sagte er, denn diese Energien waren mächtiger als alles, was sie jemals in sich aufgenommen und umgesetzt hatten. »Vergesst nicht, wie weit die Ziele noch entfernt sind. Die Energie darf sich nicht auf dem Weg dorthin auflösen.«
    »Es ist wundervoll«, sagte Mirron. »Seht nur, wie viel wir aufnehmen können und wie leicht es ist.«
    »Ich hab’s doch gesagt«, warf Gorian ein. »Ich hab’s immer gesagt. Jetzt ist es Zeit, ihnen zu zeigen, was die Aufgestiegenen ihrer Welt bieten können. Arducius?«
    »Wir haben das Verständnis«, rezitierte er, wie Vater Kessian es sie gelehrt hatte, um ihre Konzentration zu unterstützen. »Wir haben die Energien in uns, und wir haben die Vision unseres Werks. Lasst uns in Gottes Antlitz handeln.«
    Die Aufgestiegenen öffneten den Kreis und schickten die verstärkte Energie über die Bahnen hinaus, wo sie alles, was sie berührte, zum Leben erweckte. Sie strengten sich an und suchten den Rand der Hochebenen und die Ziele, die sie dort finden konnten: die Bäume, die sich an die Hänge klammerten und deren Wurzeln bis in den Fels reichten.
     
    Roberto spürte es ebenso, wie er es sah, während er auf dem Pferd saß und darauf wartete, dass die Tsardonier Jhered und seine Schutzbefohlenen überrannten. Ein leichtes Zittern der Erde, das durch sein Heer lief wie der Wind durch ein Kornfeld. Kein Lüftchen regte sich mehr, die Atmosphäre war aufgeladen wie in den Augenblicken, bevor ein Gewitter ausbricht. Er runzelte die Stirn.
     
    Jhered konnte nicht einfach kehrtmachen und weglaufen. Er presste die Hände fest auf Kovans und Menas’ Schultern und duckte sich tief hinter die Schilde. Die Feinde waren noch dreihundert Schritte entfernt und näherten sich rasch. Noch einmal hundertfünfzig Schritte, und sie wären in Schussweite.
    Pfeile waren allerdings noch die geringste seiner Sorgen. Er hatte den Aufgestiegenen zugehört und gespürt, wie die Energie, einer Welle gleich, von ihnen ausgegangen war. Die erschrockenen Pferde waren zum Heer der Konkordanz zurückgerannt, nachdem etwas, das sie nicht verstanden, sie berührt hatte. Unter den Aufgestiegenen wurde das Gras dichter und wuchs, während außerhalb ihres Kreises das Leben aus den Pflanzen wich, die vor seinen Augen verwelkten, sich schwarz verfärbten und verfaulten. Der Tod breitete sich weiter aus. Klein zuerst und zunehmend, während die Lebensenergie zu den Hochebenen wanderte. Er schluckte, als ihm bewusst wurde, was er angeordnet hatte.
    »Seht nur«, keuchte Kovan. »Da drüben.«
    Jhered blickte über die Kanten der Schilde hinweg. Von den Aufgestiegenen gingen mehrere Linien aus, auf denen die Pflanzen kräftig wuchsen. Wurzeln und Stängel stiegen aus der Erde empor, wuchsen und verwelkten. Die Energiebahnen erweckten sie zu einem kurzen Leben, nahmen ihnen alles aber gleich wieder und zogen weiter. So schnell, so geradlinig. Er stellte sich

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