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Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann

Titel: Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Gorian zu strahlen begann.
    »Was sollen wir tun?«, fragte er.
    »Es gibt da ein Stück atreskanische Landschaft, das umgestaltet werden muss.«

 
22

    848. Zyklus Gottes, 40. Tag des Solasab
    15. Jahr des wahren Aufstiegs
     
    D a die Truppe vollauf damit beschäftigt war, die Kampfaufstellung einzunehmen, achtete niemand auf sie. Der Wagen stand in der Nähe einer Hügelkuppe, von der aus alle sehen konnten, was Jhered ihnen beschrieben hatte. Unten sang die Armee der Konkordanz beim Marschieren. Die Soldaten hatten inzwischen das gegenüberliegende Flussufer erreicht.
    Durch das Tal rückten die Tsardonier unter einer Staubwolke an, die zu beiden Seiten von den Abhängen der Hochebene begrenzt wurde. Durchs Spähglas schien es Jhered, als kämen sie ebenfalls in Schlachtordnung, und sie bewegten sich schnell. Jhered nagte an seiner Unterlippe. Sobald die Gegner sich den Legionen bis auf eine halbe Meile genähert hätten, wären sie zu nahe an Roberto und schon über das hinaus, was Gorian erschreckenderweise als »Rohmaterial« für ihr Werk bezeichnet hatte.
    »Gibt es irgendwelche Fragen?«
    Als Jhered die Aufgestiegenen der Reihe nach ansah, bekam er starke Schuldgefühle. Sie waren so jung. In diesem Heer aus erfahrenen Infanteristen und Kavalleristen würden sie untergehen, verletzlich und allein, wie sie waren. Gott möge sie umfangen, sie besaßen nicht einmal Rüstungen. Nur ihre Tuniken, Pelze und Stiefel. Keine Waffe am Gürtel, keinen Bogen auf dem Rücken. Nichts.
    Was tue ich hier? Beinahe hätte er gelacht, so absurd kam ihm alles vor. Wenigstens konnte er jetzt Robertos Reaktion verstehen. Der Lärm und der Anblick der marschierenden Soldaten holte ihn in die Gegenwart zurück. Ihre Lieder hallten zum Trampeln von Tausenden im Gleichschritt stampfenden Stiefeln durch die Senke. So groß Robertos Schwierigkeiten auch waren, und wie sehr sein Heer auch gelitten hatte, er hielt eine Disziplin aufrecht, die den Neid jedes Generals der Konkordanz geweckt hätte. Damit hatte er auch gegenüber jedem, der sich ihm zum Kampf stellen mochte, einen Vorteil. Das würde dieses Mal allerdings nicht ausreichen. Möglicherweise wäre er noch tagelang damit beschäftigt, die Tsardonier zu hetzen. Diesen Luxus konnte sich die Konkordanz nicht leisten.
    »Nun?«
    Die Aufgestiegenen starrten mit offenen Mündern die Armee an. Eine gewaltige Menschenmenge, die sich wie ein Schatten durch das Gelände bewegte.
    »Ich hoffe, ihr seid alle bereit, euren Teil beizutragen?«
    Endlich blickten sie ihn an. Ossacer hatte die Hand auf Arducius’ Arm gelegt und wirkte nachdenklich und entschlossen. Arducius selbst war in Gedanken verloren. Mirron blieb ängstlich und nervös bei Gorian, der stolz, aufrecht und selbstbewusst vor Jhered stand.
    »Wir sind bereit«, erklärte Arducius.
    »Ich werde niemanden töten«, wandte Ossacer ein.
    »So weit muss es nicht kommen«, erklärte Jhered ihm. »Ihr sollt ihnen nur den Weg versperren und sie vertreiben. Nun kommt.«
    Er nickte Menas zu und kehrte mit ihnen zum Wagen zurück, wo ihr Kutscher und die berittenen Wächter warteten.
    »Es tut mir leid«, sagte Jhered zum Wächter.
    »Was denn?«, fragte dieser.
    Jhered zog seinen Gladius und setzte ihn dem Wächter an den Hals. »Ich brauche dein Pferd und deinen Schild. Jetzt sofort.«
    Menas kümmerte sich unterdessen um den Kutscher, der schon die Hände gehoben hatte. Sie nahm seinen rechteckigen Schild an sich, der neben ihm auf dem Sitz gelegen hatte.
    »Nach hinten«, befahl sie.
    »Der General wird Euch dafür hinrichten lassen«, sagte der Wächter.
    »Das bezweifle ich«, sagte Jhered. »Aber selbst wenn, ich werde im Wissen sterben, dass ich für die Konkordanz meine Pflicht getan habe. Komm schon, sitz ab. Ich bin nicht dein Feind.«
    Der Wächter stieg vom Pferd. »Meine Freunde halten mir kein Schwert an die Kehle.«
    »Sie lassen vor allem deine Kameraden keinen sinnlosen Tod sterben«, erwiderte Jhered. »Es tut mir leid, dass du es nicht verstehst. Sieh zu und lerne. Aber steig hinten in den Wagen, bis wir fort sind.«
    Der Wächter trollte sich widerstrebend, und Jhered nahm die Zügel seines Pferds. Hinten am Sattel war ein runder Schild befestigt. Es war eine gefügige Stute, kein Kavalleriepferd. Umso besser. Sie sträubte sich nicht, als er sie zu den Aufgestiegenen führte.
    »Steigt auf. Kovan, du nimmst Mirron. Gorian, du sitzt hinter mir. Menas, Ihr müsst Eure Hände zum Schießen frei haben, falls es

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