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Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann

Titel: Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Arducius. »Nein. Wir haben ihn auf die schlimmste Weise bestraft, die überhaupt möglich ist. Wir haben ihn allein gelassen.«
     
    In den vier Docks war nichts außer dem Plätschern des Wassers zu hören. Abgesehen von den winzigen Lichtern an den Gängen war keine einzige Laterne entfacht. Karl Iliev wollte, dass die Ocetanas so gut wie möglich auf die nächtliche Dunkelheit eingestellt waren. Er lief zwischen ihnen umher. Alle hatten die Decks, die Masten, die Ruder und die Rümpfe der Schiffe und schließlich auch sich selbst mit schwarzer, aus Holzkohle hergestellter Farbe beschmiert. Die Tarnung würde bald wieder verschwinden, aber das würde dann keine Rolle mehr spielen. Die auf Deck montierten Ballisten waren mit schwarzem Tuch bedeckt, aber sie waren schon geladen und bereit. Die Mechanik der Seetore war frisch geölt.
    Draußen blieb die tsardonische Flotte außer Reichweite der Onager. In einem weiten Bogen brannten dort draußen hundert Lichter. Der Beschuss des ersten Tages hatte auf beiden Seiten beträchtlichen Schaden verursacht, aber am Ende hatten sich die Tsardonier zurückziehen müssen. Die Insel Kester besaß einen unerschöpflichen Vorrat an Munition und war trotz des Verlusts einiger Geschützstellungen nach wie vor fähig, die gesamte feindliche Flotte zu zerstören, falls diese sich zu nahe heranwagte.
    So hatten die Tsardonier beschlossen, einfach abzuwarten, da sie wussten, dass sie den in vier Docks gefangenen Schiffen der Konkordanz überlegen waren. Signale, die von weiter entfernten Schiffen und den Beobachtungsplattformen hereinkamen, sobald sich der Nebel etwas lichtete, bestätigten, welche Absichten der Feind verfolgte. Mindestens ein Viertel der feindlichen Flotte, die inzwischen mehr als siebenhundert Schiffe umfasste, war weiter nach Norden gesegelt.
    Einige Ocetanas waren ihnen gefolgt, konnten aber, da sie in Unterzahl waren, nicht angreifen. Andere würden nach Süden fahren, um weitere Gegner abzufangen, aber es blieb dabei, dass die Konkordanz nicht genügend Schiffe auf See hatte, um die Gegner zu bekämpfen. Noch nicht jedenfalls.
    »Das Schicksal aller Ocetanas da draußen im Tirronischen Meer liegt in unseren Händen. Es liegt bei uns, für alle Ocetanas Rache zu nehmen, die in den letzten zwei Tagen von den Tsardoniern versenkt wurden. Es ist unsere Pflicht, die heilige Insel und den Hafen von Estorr zu beschützen.«
    Aller Augen ruhten auf Iliev. Er hatte sich eine geschwärzte leichte Lederrüstung übergezogen, die seine kräftigen Arme frei ließ, damit er rudern, klettern und kämpfen konnte. Auf seinem kahl rasierten Kopf saß die dunkelblaue Kappe der Ocenii, aber in dieser Nacht war sogar sein Rangabzeichen verdeckt. An der Hüfte trug er den Gladius, dessen Scheide und Heft mit dunklem Tuch umwickelt waren.
    »Ihr wisst alle, was ihr zu tun habt. Lasst euch nicht beirren. In der Nacht ist die See gnadenlos, und die Feinde sind zahlreich. Ocenii, macht euch bereit. Wir übernehmen die Aufgabe des Rammbocks. Falls einer von euch in Versuchung kommen sollte, umzukehren und Hilfe zu holen, lasst es bleiben. Die Flotte muss ausbrechen und Aufstellung nehmen.« Er blickte zum Stundenglas, das neben den Seetoren auf dem Steintisch des Dockmeisters stand. Die letzten Sandkörner verrannen gerade. »Für Ocetarus, für unser Toten, für die Konkordanz!«
    Das Stundenglas war leer. Iliev nickte den Ocetanas zu. »Die Tore«, sagte er und rannte zu seinem Korsaren.
    Das Boot lag tief im Wasser, der schwere Rammsporn wurde durch das Gewicht der Ocenii im Heck ausgeglichen. Sie waren der Ballast und stellten das Gleichgewicht her. Sechs von ihnen rannten zwischen den dreißig Ruderern auf den Planken entlang. Diese Marinesoldaten bestimmten auch den Winkel, in dem das Boot im Wasser lag, und richteten den Rammsporn aus, indem sie hin und her liefen und ihr Gewicht verlagerten. Ein Fehler, und der Rammsporn traf zu hoch oder tauchte zu tief unter die Wellen; dann würde das Deck überflutet. Nur die Besten wurden zum Dienst auf den Korsaren eingezogen.
    Iliev übernahm die Ruderpinne und betrachtete sein Schiff. Das Siebte Kommando der Ocenii. Alle waren bereit, für ihn zu sterben. »Bringt uns in den Kanal«, befahl er.
    Der Korsar stieß von der Mole ab und folgte den beiden ersten Schiffen. Alle acht Kommandos dieses Docks bezogen ihre Positionen, während die Seetore geöffnet wurden, die sich hypnotisierend langsam bewegten. Die verstärkten Stahlgitter

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