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Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann

Titel: Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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erzeugten winzige Wirbel auf dem Wasser, als die Mannschaften die geölten Mechanismen bedienten, deren ratternde Sperrklinken sie entfernt hatten.
    Iliev vertraute seinen Körper dem Meer und sein Herz dem Gott Ocetarus an. Die Marinesoldaten lehnten sich gegen die hintere Reling, um den Rammsporn zu heben. Mit einem leisen Klirren rasteten die Tore in der geöffneten Stellung ein. Es war nicht nötig, auch nur ein weiteres Wort zu sprechen. Iliev deutete mit der behandschuhten Hand aufs offene Meer, und die Ocenii setzten sich in Bewegung.
    Vorerst blieben die Korsaren hinter der äußeren Hafenmauer verborgen. Mit Gesten gab Iliev ihnen zu verstehen, sie sollten sich möglichst leise durch die Trümmer der Schiffe und Geschütze, die noch an der Oberfläche trieben, einen Weg suchen. Von unten blickten sie die Ocetanas an, die ihre ewige Ruhe gefunden hatten. Was gesunken war, konnte sie nicht gefährden, aber der Rammsporn der Korsaren konnte sich in den treibenden Wracks verfangen.
    Iliev blickte die Küste entlang und knurrte unwillkürlich. Die Schäden an den Verteidigungsanlagen der Insel waren größer als angenommen. Am Fuß der Felsen lagen zertrümmerte Katapulte, Metallscharniere schimmerten im schwachen Licht der Sterne, zerbrochene Balken und zerfranste Seile tanzten vor dem Ufer im Wasser. Treibgut, das nach dem Beschuss übrig geblieben war.
    Er warf einen Blick zurück. Die acht Korsaren hatten das Tor passiert, und die erste Angriffstrireme machte sich bereit. Die anderen Schiffe würden sich jetzt im Zwielicht hinter ihnen sammeln und auf den Befehl warten. Jetzt sollten die Tsardonier die Kampfeswut der Ocetanas kennen lernen.
    »Los«, sagte er.
    Das erste tsardonische Schiff war höchstens vierhundert Schritte entfernt. Im Norden und Süden war der Halbkreis der Belagerer nicht völlig zu überblicken, die Laternen auf den Decks verloren sich in der Ferne, in der Dunkelheit und im Dunst. Die Ocenii wandten sich nach Nordwesten und sammelten sich direkt vor der Hafenmauer. Eine Reihe von Rammspornen zielte jetzt auf die verletzlichen hölzernen Schiffsrümpfe. Schon kam die erste Bireme ins Hafenbecken heraus. Iliev hob die Hand und ließ sie wieder sinken. Die Ocenii tauchten die Ruder ein.
    Rasch beschleunigten die Schiffe. Die dreißig Ruder bewegten sich wie ein einziges. Ziehen, heben, zurückführen, eintauchen, ziehen. Der Fahrtwind strich über Ilievs Gesicht. Er kniff die Augen zusammen und konzentrierte sich auf ihr Ziel. Zwei gekoppelte Triremen, auf denen schwere Onager als Verteidigung für eine Belagerungsgaleere stationiert waren.
    Als sich der Bug hob, liefen die Marinesoldaten weiter nach vorn, damit das Schiff möglichst gut im Wasser lag und die Ruder im richtigen Winkel zum Wasser standen. Die Tsardonier hatten einen großen Fehler begangen. Selbst wenn sie Wachen aufgestellt hatten, konnten diese nicht über die Lichthöfe hinausblicken, die ihre Laternen und Fackeln auf das Wasser warfen. Wenn ihre Ohren ebenso schlecht waren wie ihre Augen, dann würden sie die Ocenii erst bemerken, wenn deren Rammsporne nur noch fünf Ruderschläge von den Rümpfen entfernt waren.
    Eine leichte Dünung wiegte ihr Schiff. Seine Ruderer zogen die Riemen mit vierzig Schlägen in der Minute durch das Wasser. Bei Rückenwind konnten sie über kurze Strecken mehr als zwanzig Knoten schnell werden, und genau das verlangte er jetzt. Steuerbord hielt das Neunte Kommando auf den Bug des Ziels zu. Noch zweihundert Schritte.
    »Kein feindlicher Bogenschütze in Sicht, keiner von uns wird sterben, ehe tsardonisches Blut geflossen ist. Schneller rudern, fünfundvierzig.«
    Die Ruder peitschten das Wasser, das Knarren der Balken war in der nächtlichen Stille laut wie eine Serie von Explosionen. Wie lange noch, bis ein Ausguck sie bemerkte? Wie lange noch, bis die Alarmglocken ertönten? Inzwischen konnte er die tsardonische Trireme deutlich erkennen. An sechs Stellen waren auf Deck Laternen aufgehängt, die einen fünfzehn Schrittweiten Lichthof auf das Wasser warfen. Unter jeder Laterne standen Wächter, andere wanderten auf dem Schiff hin und her. Es war wie alle tsardonischen Schiffe in grellen Farben bemalt. Darstellungen von Göttern, Untieren und den Elementen des Meeres schmückten die Rümpfe. Hellrot, Grün und Blau herrschten vor. Der Rammsporn am Bug war einem Widderkopf nachempfunden. Bald würde er nichts mehr sehen außer dem Meeresgrund.
    »An die Leitern«, sagte er. »Haltet die

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