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Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann

Titel: Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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dem Steuermann, der geduckt vor dem Ruder hockte. »Wir wollen es nicht auch noch mit ihren Geschützen zu tun bekommen.«
    »Ja, mein Schatzkanzler.«
    »Bring uns nach Hause«, fügte er hinzu. »Wir müssen die Konkordanz retten.«
    Er musste dringend mit Estorea Verbindung aufnehmen. Was er gesehen hatte, war eine Katastrophe, die die ganze Konkordanz in Gefahr brachte. Sie brauchten eine Waffe, die den Feinden unbekannt war, über die sie nie verfügen würden. Er wusste genau, wo er sie bekommen konnte.
    Unterdessen streichelte er den Kopf der Frau und betete, dass Harkov rechtzeitig in Westfallen eintraf.

 
2

    848. Zyklus Gottes, 26. Tag des Solasauf
    15. Jahr des wahren Aufstiegs
     
    E in schöner und klarer Tag begann, rasch erwärmte die Sonne die Luft und die Erde. Eine leichte Brise raschelte im erntereifen Korn und kräuselte das Wasser. Die vor Anker liegenden Schiffe wiegten sich leicht, als sachte Wellen ans Ufer liefen. Westfallen bot wie immer zu Solastro einen wundervollen Anblick.
    Allerdings hätte ein Besucher angenommen, die Einwohner wären spurlos verschwunden, wenn seine Schritte durch die Straßen mit den geschlossenen Geschäften hallten. Auch das Forum war verlassen, die Fischerboote waren hoch auf den Strand gezogen. Kein Arbeiter bewegte sich auf den Feldern. Eine einzige Stimme nur erhob sich in der Stadt. Sie kam vom Haus der Masken, wo sich alle Einwohner von Westfallen auf dem Rasen versammelt hatten, um den Worten der Laienleserin zu lauschen.
    Arvan Vasselis hatte sich mit Netta unter die Einwohner gemischt und stand ihnen in ihrem Kummer und ihrer Trauer zur Seite. Es war die erste von viel zu vielen Andachten, die heute stattfinden sollten, und gerade diese versetzte ihm einen Stich ins Herz, wie es keine zweite tun würde. Eine Zeremonie, bei der ein Verstorbener der Erde überantwortet wurde, war immer ein Anlass, des gerade beendeten Lebens zu gedenken und auf die Wiedergeburt hinzuweisen, die darauf folgen musste. Es war eine Zeit, in der die Trauer um den Verstorbenen durch das Wissen um die Vereinigung des Toten mit Gott gemildert wurde. So hätte es jedenfalls sein sollen. An diesem Tag konnte es jedoch wegen der Kälte, die sich in die Herzen der Einwohner Westfallens geschlichen hatte, keine solche Linderung geben.
    Sie hatten Ardol Kessian in ein Tuch aus dunkelgrüner Wolle gehüllt, im Wald hinter dem Haus der Masken in sein Grab gelegt und der Erde zurückgegeben. Am Vorabend hatte bereits eine private Trauerfeier stattgefunden, an der nur Genna, die Autorität und Vasselis teilgenommen hatten.
    Jetzt war Ardols Maske zusammen mit der von Elsa Gueran und denen der siebzehn anderen Bürger, die während des Schreckens auf dem Forum umgekommen waren, vor dem mit Flaggen geschmückten Totenhaus ausgestellt. Vasselis konnte den Blick nicht abwenden. Eine dünne Tonmaske, am Tag seines Todes abgenommen und von seinen Angehörigen mit Symbolen und Botschaften geschmückt. Ein Jahr lang würde die Maske hängen bleiben, bis sie den Angehörigen zurückgegeben und im Schrein der Familie aufbewahrt wurde.
    Vasselis glaubte unter den strahlenden Farben und Worten auf der Maske sogar noch die alten Lachfältchen zu sehen, was ihm einen kleinen Augenblick lang die Schwermut nahm. Einige Zuschauer in der Nähe weinten und murmelten, als die Laienleserin mit dem Singsang der Andacht begann. Jede Sentenz des Rituals steigerte nur das Gefühl aller Zuschauer, ihnen sei ein großes Unrecht widerfahren. Schmerzhaft spürbar war der Schaden, der ihrer Gemeinschaft und ihrem Leben zugefügt worden war. Arvan nahm Netta in den Arm und zog sie an sich, während sie der Leserin lauschten. Sie war eine Fischersfrau, die nach Elsas Ermordung diese Rolle hatte übernehmen müssen.
    »… wir alle von Gott gerufen, in seine Umarmung zurückzukehren und eins mit seiner Liebe zu werden, bevor wir unsere Zyklen auf seiner Erde fortsetzen können. Wir, die wir auf der Erde bleiben, wollen nun alles feiern, was Ardol Kessian uns und unserem Gott während seines wundervollen Lebens geschenkt hat. Gott ruft jeden auf seine Weise und zu seiner Zeit zu sich.« Sie blickte von den Schriften auf, schloss das Buch und schüttelte den Kopf. »Auch wenn es unvorstellbar ist, warum er den lieben Ardol oder irgendeinen anderen, deren Andachten ich in großer Trauer abhalten muss, auf diese Weise zu sich rief.«
    Eine Träne rollte aus ihrem linken Auge und über die Wange, als sie die Schriften wieder

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