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Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann

Titel: Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Teller abgestellt und schärfte sein Schwert an einem Wetzstein. Rings um sie sammelte sich nach und nach eine kleine Schar von Kindern, die aus den Häusern vertrieben wurden, weil sie draußen spielen sollten.
    »Woher willst du das wissen?«, fragte Gorian.
    »Jhered wirkt besorgt, und das ist meiner Erfahrung nach meist kein gutes Zeichen.«
    »Er weiß nicht mehr als du, Vasselis«, erwiderte Gorian.
    »Er ist ein Soldat, Gorian«, gab Kovan mit demonstrativer Geduld zurück. »Und ein Einnehmer ist er auch. Er kann es erkennen, wenn jemand irgendwelche Schwierigkeiten zu verbergen sucht.«
    »Es unterliegt nicht unserer Kontrolle, und das gefällt mir nicht«, sagte Gorian leise. »Wir werden nur herumgestoßen, während er entscheidet, was mit uns geschieht. Fühlt ihr euch dabei nicht auch verloren? Hilflos?«
    Mirron war entsetzt. Sie legte ihm instinktiv einen Arm um die Hüfte und fragte sich, warum er sich so unvermittelt offenbart hatte.
    »So fühlen wir uns alle, Gorian. Deshalb müssen wir zusammenhalten.«
    »Du sprichst wie Arducius«, meinte Ossacer.
    »Wir müssen Jhered vertrauen«, sagte Arducius. »Er will, dass wir überleben.«
    »Wir sind nur Spielfiguren«, erwiderte Gorian. »Er tut es nicht, weil er uns mag. Er will uns bloß benutzen. Hauptsache, ihr vergesst das nicht.«
    Irgendwo kicherte jemand, und sie hörten Kinderstimmen aufgeregt flüstern.
    »Hallo, ihr da.« Mirron lächelte die Kinder an, inzwischen waren es acht.
    In Pelze gepackt und unter Mützen und Hüten hervorschauend, wirkten sie mit dem Flaum im Gesicht und auf den Füßen unglaublich reizend. Sie wichen zurück, als Mirron sich an sie wandte.
    »Habt keine Angst«, sagte sie. »Seht her.«
    Damit bückte sie sich und befreite eine kleine Stelle auf dem Boden von Eis und Schnee. Unter der Krume entdeckte sie in der kalten, hart gefrorenen Erde die Zwiebel einer Genastroblume. Ein Krokus, dachte sie, oder etwas in dieser Art. Es war ein Brennpunkt des neuen Lebens, der nur auf den Funken wartete.
    Mirron entfachte die Lebenskraft, indem sie einen kurzen Impuls ihrer eigenen Energie in die Zwiebel schickte und das Wachstum auslöste. Die Wurzeln bohrten sich nach unten in die Erde, und die Knospe brach nach oben durch. Mirron schickte noch mehr Energie hinein – in Wirklichkeit war es nur eine winzige Menge – und konnte gleich darauf beobachten, wie die Knospe und der Stängel sich aus dem Gras erhoben und eine Handbreit hoch wuchsen. Die Kinder sahen in stummem Erstaunen zu. Als Mirron zufrieden war, brachte sie die Knospe zum Blühen. Es war eine wundervolle zarte purpurne Blüte. Sie pflückte die Blume und gab sie einem kleinen Mädchen.
    »So, bitte. Für dich.«
    Das Mädchen quietschte entzückt und trollte sich, die Blume sicher in der Hand geborgen und von ihren Freunden verfolgt. Mirron lachte und klatschte in die Hände. Es hatte sie von innen erwärmt.
    Dann wurde sie wieder ernst. »Sie haben keine Ahnung, was außerhalb ihres Landes geschieht, nicht wahr? Sie sind hier genauso behütet, wie wir es früher in Westfallen waren. Ich frage mich, ob das richtig ist.«
    »Sie werden es noch früh genug erfahren. Sie sind noch so klein.«
    Menas kam den Pfad herauf und rief die Aufgestiegenen zu sich. Diese bedankten sich bei der Köchin für das Frühstück und ließen sie mit einem Stapel Teller und den Gabeln einigermaßen verwirrt zurück.
    »Es wird Zeit zu gehen«, sagte Menas. »Kommt mit.«
    Sie führte die Aufgestiegenen zum Flussufer hinunter. Träge strömte das Wasser dahin, bis der Lauf an der Mündung zwischen den Bergen schmaler wurde und sich in die Dunkelheit stürzte.
    »Wohin gehen wir?«, fragte Ossacer.
    »Da entlang.«
    Menas deutete auf das dunkle Loch im Berg, wo das Wasser gurgelte wie in einem Abfluss. Zwei offene Boote waren dort festgemacht, davor standen Jhered und Icenga, die sich immer noch unterhielten.
    »Das ist ein Witz, oder?«, fragte Kovan.
    »Anscheinend ist es nicht so schlimm, wie es aussieht.« Menas war allerdings klar, dass es nicht sehr überzeugend klang.
    »Was wird aus den Maultieren?«, wollte Mirron wissen.
    »Die sind hier gut aufgehoben«, erklärte Menas. »Kommt schon. Je eher wir aufbrechen …«
    Mirron betrachtete die Boote. Ihre ganzen Habseligkeiten waren schon unter Lederplanen im Bug verstaut. Jedes Boot hatte vier Ruder und drei Stangen mit vorgeformten Griffmulden. An einer Seite waren sie dick, am anderen Ende flach. Mirron fragte, wozu die

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