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Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann

Titel: Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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daraufhin zuwarf, gefiel Arducius überhaupt nicht.
    Sie schlugen einen Weg ein, der mehrere Stunden leicht bergauf verlief. Als sie an einer Wegmarke rasteten, wo drei Pfade zusammenliefen, ließ Jhered sich endlich dazu herab, mit ihnen zu reden.
    »Da oben, noch eine Wegstunde entfernt, erreichen wir die Lubjekschlucht. Es ist ein schönes, von Bäumen gesäumtes Tal, das die Grenze zwischen Kark und Tsard bildet. Es ist der schnellste und beste Fluchtweg, wenn man aus der südlichen tsardonischen Steppe nach Atreska und Gestern will. Deshalb ist es der nahe liegende und im Grunde auch der einzig mögliche Weg für eine Armee, die zurückkehren und die Konkordanz verteidigen soll. Dies ist der Weg, den General Jorganesh eingeschlagen hat.«
    Jhered nagte an der Unterlippe und ließ den Kopf ein wenig hängen. Seine Stirn bekam tiefe Falten, er räusperte sich.
    »Mit vier Legionen marschierte er in das Tal hinein. Er kam nicht wieder heraus.«
    Eine Stunde später standen sie am Ende des Weges und waren bereit, den verborgenen Zugang zu verlassen. Hier draußen brannte die Nachmittagssonne noch heiß herab. Arducius bemerkte ein leises Summen. Ein Wind trug einen üblen Gestank heran wie von einem alten Feuer, dessen Asche die Luft verschmutzte.
    »So erging es auch seinem Heer. Es tut mir leid, dass ihr gleich etwas Schreckliches erleben werdet. Niemand sollte so etwas sehen müssen.«
    Arducius begriff es noch nicht. Mirron rieb sich nervös über den Arm, und Gorian betastete seine alte Brandnarbe.
    »Wie viele waren es?«, flüsterte Ossacer.
    Jhered biss die Zähne zusammen und folgte Icenga und Harban, die den Durchgang bereits verlassen hatten.
    »Mehr als sechzehntausend.«
    Schließlich konnte Arducius das Zerstörungswerk betrachten. Zuerst kam es ihm vor wie eine Winterlandschaft, weil die Bäume keine Blätter mehr hatten und der Boden mit einer schmutzig weißen Schicht bedeckt war. Als er genauer hinschaute, musste er sich an einem Felsblock abstützen, um nicht zu straucheln. Die Bäume hatten ihre Blätter verloren, weil sie verbrannt waren, ihre Stämme waren geschwärzt. Die Schicht auf dem Boden war kein Schnee, sondern bestand aus Asche und Knochen.
    Auf dem Talboden war die Schicht besonders hoch, zu den Rändern hin wurde sie etwas dünner, bis sie sich zwischen den höheren Bäumen verlor, die das Feuer nicht erreicht hatte. Nur wenige Schritte vor Arducius’ Füßen lagen vollständige Skelette von Männern, Hunden und Pferden. Die Spuren verrieten ihm, dass Tiere versucht hatten, die Knochen fortzuschleppen. Sie hatten sie zerbrochen und Gliedmaßen, Schädel und Knochensplitter auf der verbrannten Erde liegen lassen.
    Er wagte sich ein paar Schritte weiter hinunter und sah sich vorsichtig nach links und rechts um. In beiden Richtungen erstreckte sich die Schlucht weiter, als er sehen konnte. Die einzigen Unterbrechungen in der Schicht aus Knochen waren einige hervorstehende Räder oder Balken von Wagen.
    Arducius schluckte schwer. Direkt vor ihm lag ein mit Dreck verschmierter runder Stein. Als er noch genauer hinschaute, konnte er erkennen, dass das, was er für abgebrochene Zweige gehalten hatte, in Wirklichkeit Pfeile waren. Zerbrochene Schnallen und geborstene Klingen, verbogene Hefte, zerfetzte Schilde und zerstörte Speere funkelten im grellen Sonnenlicht. So nutzlos und tot wie jene, die sie getragen hatten.
    Auf einmal schossen ihm die Tränen in die Augen. »So eine Verschwendung«, sagte er.
    Dann forschte er mit seinen Sinnen und sah sich von einer grauen und dunklen Welt umgeben, in der es keine Lebensenergien mehr gab, kalt und verdorben. Hier und dort entdeckte er jedoch Energiebahnen. Unzählige befanden sich direkt unter der toten Oberfläche. Winzige Energieballungen in den Überresten der Toten. Auch Mirron hatte es bemerkt.
    »Sie bewegen sich. Die Knochen bewegen sich«, keuchte sie.
    Arducius blendete die Eindrücke aus und starrte die dicke Schicht der Skelette und Knochen an. Sie bewegten sich tatsächlich. Leicht nur, aber unverkennbar. Als würden sie von unten angestoßen.
    »Geht nicht zu nahe heran«, warnte Jhered sie. »Die Gorthocks haben die Knochen von oben abgefressen, aber darunter sind noch die Ratten am Werk.«
    »Es ist so dunkel«, klagte Ossacer. Er lehnte an einem Baum und richtete die blinden Augen hierhin und dorthin, während er angestrengt das Gesicht verzog und mit den Fingerspitzen in der Luft tastete. »Als hätte der Allwissende diesem Ort

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