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Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann

Titel: Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Stangen dienten.
    »Damit stoßen wir uns von den Felswänden ab, wenn es eng wird«, erklärte Harban. Er lächelte und genoss ihr Unbehagen. »So eine Bootsfahrt habt ihr in der Konkordanz noch nicht gemacht. Im Berg teilt sich der Fluss. Die rechte Abzweigung führt steil abwärts und speist das Herz des Berges. Dorthin dürft ihr nicht fahren. Wir wenden uns nach links. Dort kommt man auch leichter voran. Ein wenig.«
    Mirron schauderte und wandte sich Hilfe suchend zu Gorian um. Sein bleiches Gesicht war ein Spiegel ihrer eigenen Gefühle.
    »Warum dürfen wir den anderen Weg nicht benutzen?«, fragte Gorian.
    »Er führt zu Inthen-Gor, dem Herz des Bergs. Das ist der heiligste Ort der Karku. Kein Fremder hat ihn je gesehen, und keiner wird ihn je sehen.«
    »Wie sieht es aus?« Arducius betrachtete nachdenklich den Berg, offenbar ging seine Fantasie mit ihm durch.
    »Es ist schön«, sagte Harban leise und voller Verehrung. »Eine große Höhle und ein See, den wir das Ewige Wasser nennen. In seinem Zentrum liegt eine Insel, auf der unsere Vorfahren den Herzensschrein errichtet haben. Beide sind für uns so wichtig wie die Luft, die wir atmen. Sie beherrschen unser ganzes Leben und binden uns an die Berge und die Luft und an alle Geschöpfe, die auf dem Weg des Lebendigen und in den Höhlen des Todes wandeln. Jeder Karku muss sich auf diese Reise begeben, um als Erwachsener in seinen Stamm aufgenommen zu werden.«
    »Das würde ich gern sehen«, sagte Gorian.
    »Das ist verboten«, sagte Harban lächelnd. »Du wirst jedoch auf unserer Reise durch die Berge genug Wunder zu sehen bekommen.«
    Das innere Bild von Inthen-Gor verschwand, und Mirron fiel wieder ein, dass sie eigentlich Angst haben sollte. Offenbar war es ihr anzusehen.
    »Dir wird schon nichts passieren, junge Menschenfrau. Ein wenig Gefahr ist doch aufregend, oder nicht?« Harban kicherte über seinen Scherz.
    »Eigentlich nicht«, gab Mirron zurück. »Muss das wirklich sein, Schatzkanzler?«
    Jhered gesellte sich zu ihnen und erwiderte nicht unfreundlich, wenngleich mit einer gewissen Traurigkeit, ihren Blick.
    »Geht es Euch nicht gut?«, fragte sie.
    »Doch, mir geht es gut«, sagte er. »Hör mal, wir müssen schnell ans Ziel kommen, und dies ist die einzige Möglichkeit. Glaube mir, ich würde gern einen anderen Weg wählen, wenn es möglich wäre. Harban versicherte mir jedoch, dass uns nichts passieren wird.«
    »Ja, sie haben ja auch härtere Schädel als wir«, sagte Ossacer. »Wahrscheinlich prallen sie einfach so von den Felsen ab.«
    Jhered sah ihn scharf an. »Das sollte ein Scherz sein, oder?«
    »Ihre Knochen sind wirklich dicker«, erklärte Ossacer. »Das sieht man an der Art und Weise, wie die Energie um sie herumfließt.«
    »Ich verstehe.«
    Dann konnte Mirron eine weitere aufgeregte, halblaute Unterhaltung in Karku beobachten. Jhered machte wütende Gesten, deutete auf seinen Kopf, das Wasser und die Felsen. Schließlich hob er hilflos die Hände und wandte sich wieder an sie.
    »Es ist in Ordnung«, verkündete er. »Falls einer von uns, was ihn selbst einschließt, sich den Kopf anschlägt, so wäre der Betreffende, wie er sagt, auf der Stelle tot. Ich hoffe, das beruhigt euch etwas.« Er schüttelte den Kopf. »Zufrieden bin ich nicht.«
    »Gibt es denn wirklich keinen anderen Weg?«, fragte Arducius.
    »Nur wenn wir dreißig Tage verschwenden und erfrieren wollen«, erwiderte Jhered.
    Mirron hatte genug davon. Die Jungen und Jhered wirkten so ernst und besorgt; sie hatten die Hände in die Hüften gestemmt und runzelten ärgerlich die Stirn. So wandte sie sich an Menas.
    »Vielleicht sollten wir ihnen zeigen, was Mut bedeutet«, sagte sie, »und als Erste einsteigen.«
    »Wenn du so denkst, wirst du die Herrin der Menschen sein«, sagte Menas.
    »Was meinst du damit?«
    Menas wollte etwas erwidern, doch sie besann sich und streichelte nur Mirrons Nase mit einem Finger. »Ich denke, das weißt du schon«, sagte sie. »Komm, lass uns beginnen.«
    Sie gingen zum vorderen Boot und stiegen ein.
    »Wir müssen also einfach nur den Kopf unten halten, richtig?«, sagte sie, als die anderen starrten. »Was ist jetzt? Habt ihr etwa Angst?«
    Drei Tage lang reisten sie durch einige von Karks mächtigsten Bergen, und trotz der Wunder, die sie sahen, veränderte sich die Stimmung zum Schlechteren. Arducius war nicht sicher, ob er den Grund dafür überhaupt wissen wollte. Jhered war noch verschlossener geworden, falls dies überhaupt

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