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Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann

Titel: Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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den Rücken gekehrt.«
    »Dennoch ist hier eine Kraft«, wandte Gorian ein.
    »Was?« Arducius fuhr herum und starrte ihn groß an. Gorian hockte am Rand des Meeres der Toten.
    »Ich kann es nicht beschreiben, aber hier ist etwas. Spürst du es nicht auch?«
    »Das sind nur die Ratten«, meinte Arducius.
    »Nein«, widersprach Gorian leise. »Die Toten haben eine eigene Energie.«
    »Was redest du da?«, sagte Arducius. »Es ist grau. Dunkel und kalt. Deine Sinne spielen dir einen Streich.«
    »Vielleicht hast du recht.« Gorian richtete sich lächelnd wieder auf und wischte seine Hände an der Tunika ab. »Vielleicht ist es nur der Schock dieses Anblicks.«
    »Zwei Legionen und zwei Alae«, sagte Kovan. »Was mögen sie empfunden haben?«
    »Gosländer, Gesternier, Estoreaner, Tundarraner, Caradukier.«
    Arducius schreckte auf, was Jhered nicht entging.
    »Ja, meine Aufgestiegenen«, fuhr er fort. »Einwohner eurer Heimat. Abgeschlachtet, als sie ihre Pflicht erfüllt haben. Wie die Ratten in der Falle. Keine Gnade, keine Gefangenen. Dabei wollten sie nur zu ihren Angehörigen zurückkehren. Genau wie ihr.«
    Er ließ die Worte auf sie wirken. Unbehaglich starrten sie die Wolken von Fliegen an, die über den verwesenden Toten kreisten.
    »War General Jorganesh Euer Freund?«, fragte Mirron.
    Jhered nickte. »Seit zwanzig Jahren oder sogar noch länger. Er war ein großartiger General. Aber auch die Großen können in einen Hinterhalt geraten. Dies hier hat er nicht verdient. Niemand verdient so etwas.«
    »Warum haben sie sich nicht ergeben?«
    »Einem Regen brennender Steine, tausend Hunden und einem Feind, der auf Vernichtung aus ist, kann man sich nicht ergeben«, erklärte Harban.
    Arducius wurde übel. Er versuchte, sich das Entsetzen und den Schrecken vorzustellen. Den Lärm und die Panik. Wieder starrte er die Skelette und die Schädel mit den leeren Augenhöhlen an. Einige hatten noch Haare, in denen der Wind spielte. Eine so große Zahl von Bürgern, aus ihrem Leben gerissen und einfach liegen gelassen. Verloren und ihrem Gott fern. Ein endloser Marsch der Toten.
    »Es ist Zeit, dass wir weitergehen«, sagte Jhered. »Die Tsardonier, die dies getan haben, wollen nach Gestern.«
    »Sie treten im Süden von Atreska an«, ergänzte Harban. »Dort warten sie auf die anderen Tsardonier, die von Scintarit kommen.«
    Darauf runzelte Jhered die Stirn. »Warum marschieren sie dort auf? Das verstehe ich nicht. Warum zieht das Heer, das dies hier angerichtet hat, nicht einfach weiter zu Gesterns östlicher Grenze und lässt das zweite Heer woanders angreifen? Worauf warten sie? Ihnen muss doch bekannt sein, dass die Gesternier sich nicht an zwei Fronten gegen sie behaupten können, zumal Jorganesh ausgeschaltet ist.«
    »Wir sind der Überzeugung, dass sie an der Westküste angreifen wollen«, sagte Icenga. »Eine Bestätigung hierfür haben wir jedoch nicht. So weit haben sich unsere Späher und Beobachter nicht nach Atreska hineingewagt.«
    »Immerhin, ihr habt ein beeindruckendes Spionagenetzwerk«, sagte Menas.
    Harban zuckte mit den Achseln. »Unsere Berge sind hoch, und unsere Spähgläser sind stark. Wir müssen wissen, was an unseren Grenzen vorgeht.«
    Jhered schüttelte den Kopf. »Ich verstehe es immer noch nicht«, wiederholte er. Dann wandte er sich an Icenga. »Ich muss es mit eigenen Augen sehen.«
    Icenga nickte. »Du wirst unterwegs die Gelegenheit dazu bekommen.«
    Sie nahmen ihre Rucksäcke auf und machten sich auf den Weg. Schaudernd kehrte Arducius der Lubjekschlucht den Rücken, doch die Übelkeit wollte nicht weichen.
    »Wie fühlst du dich dabei, Soldatenjunge?«, wollte Gorian von Kovan wissen. »Ich möchte wetten, dass dir die Lust vergangen ist, in einer Legion zu dienen.«
    Arducius zuckte zusammen, doch Kovan gab keine hitzige Antwort. Vielmehr wandte er sich mit einem Ausdruck, der an Mitleid zu grenzen schien, an Gorian.
    »Solche Gedanken würden mich bei einem Feigling nicht überraschen«, erklärte er. »Ich dagegen bin entschlossener denn je, für die Konkordanz zu kämpfen und dafür zu sorgen, dass so etwas niemals denen passieren kann, die ich liebe.«
    »Gut gesprochen, junger Vasselis«, lobte Jhered ihn.
    Sie stiegen den Hang wieder hinauf und verschwanden im Innern des Bergs.
     
    Jhered trieb sie erbarmungslos an. Er fürchtete, viel zu weit entfernt zu sein, um noch helfen zu können. Außerdem war er sicher, irgendetwas übersehen zu haben, und das störte ihn. Er wusste

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