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Die Kinderhexe

Die Kinderhexe

Titel: Die Kinderhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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diese verrückten Weibsbilder ihr Unwesen in der Stadt. Erst letzte Woche hat eine ihrem Mann das Essen vergiftet. Jetzt liegt sie auf der Streckbank. Würde mich nicht wundern, wenn sie morgen brennt.»
    «Nicht so eifrig mit dem Brennen», erwiderte Dürr. «Wir haben nicht mehr so viele Frauen in der Stadt, die es wert wären, geschwängert zu werden. Denkt an morgen, denkt an den Säckel des Bischofs.»
    «Schweigt», entgegnete Faltermayer, «solche Reden hört unser gnädiger Herr nicht gerne. Ihr wisst, dass er alles zum Wohle seines Volkes tut. Schließlich waren es die Bürger dieser Stadt, die ihn dazu angehalten haben.»
    Die Herren besannen sich. Christian Dornbusch nutzte den Moment und drängte Grit zu gehen. «Verschwinde, schnell, bevor es sich der Hexenkommissar anders überlegt.»
    «Begleitet Ihr mich?», fragte sie keck.
    Er glaubte, seinen Ohren nicht zu trauen. «Willst du’s drauf ankommen lassen?»
    Ohne eine Antwort zuzulassen, schob er sie hinaus und setzte sich wieder.
    «Jetzt lasst uns nicht länger lamentieren», sagte Dürr und erhob seinen Becher zum Prost. «Herr im Himmel, gib uns die Einsicht zu erkennen, welches Weibsbild den Tod verdient hat und welches sich besser vorher aus dem Staub hätte machen sollen.»
    Sie leerten die Becher in einem Zug, nur Christian Dornbusch nicht. Er hielt den Becher zwar in der Hand, aber mit diesen beiden Hexenjägern wollte er nicht trinken.
    «Was ist mit Euch, Dornbusch? Zu fein, mit uns zu trinken?»
    Noch immer zögerte er.
    In diesem Augenblick spürte Grit, die ihn von der Tür aus beobachtete, wie es um das Seelenheil des jungen Stadtrats bestellt war. Er gehörte nicht zu diesen feinen Herren, trotz des schwarzen Gewands und der weißen Halskrause, die nur die Rechtschaffenen trugen. Er hatte seinen eigenen Kopf, und er war gerade drauf und dran, ihn zu verlieren.
    Doch so dumm würde er nicht sein, sagte sie sich. Er würde sich schnell aus der Situation befreien, so wie er es mit ihr gemacht hatte.
    Christian Dornbusch erhob sich. «Habt Dank für die Einladung, werte Herren. Doch ich muss nun gehen.»
    «Wohin des Wegs?», fragte Faltermayer.
    «Mein Eheweib liegt krank zu Bett. Ich versprach ihr, sie nicht lange warten zu lassen.»
    Jeder wusste, was damit gemeint war. Die strenge Felicitas achtete darauf, dass ihr Mann dem Alkohol fernblieb. Faltermayer und Dürr konnten sich ein hämisches Grinsen nicht verkneifen.
    Grit rief ihm leise zu: «Kommt, werter Herr, bevor Ihr eine Dummheit begeht.»
    Sie sah ihn zögern, doch dann kam er zu ihr hinter die Tür.
    Sie nahm ihn an der Hand. «Hier entlang», sagte sie und führte ihn in den Hof.
    «Was hast du vor?»
    Der efeuumrankte Hof des Stachels war mit zwei Fackeln nur spärlich erleuchtet. Die Tische waren bereits abgeräumt und die letzten Zecher auf dem Weg nach Hause. Grit schnappte sich einen Krug Wein und setzte sich an einen Tisch.
    «Kommt», sagte sie zu dem zögernden Dornbusch, «trinkt mit mir, bevor Ihr Euch auf den Nachhauseweg macht.»
    «Wie ich schon sagte …»
    Aber Grit ließ keinen Widerspruch gelten und schenkte einen Becher ein. «Ein Schluck Wein wird Euch schon nicht den Kopf kosten.»
    «Darum geht es nicht.»
    «Einen einzigen Schluck. Mehr verlange ich nicht. Schließlich muss ich mich noch bei Euch bedanken.»
    «Wofür?»
    «Habt Ihr mich etwa nicht vor einer Dummheit bewahrt?»
    «Gut, dass du es einsiehst. Hüte dich davor, dem Hexenkommissar noch einmal so frech zu antworten.»
    «Versprochen», sagte sie und hob den Becher.
    Dornbusch seufzte, aber schließlich stimmte er zu und leerte den Becher in einem Zug. Grit tat es ihm gleich, verschluckte sich aber. Sie hustete, und Dornbusch klopfte ihr leicht auf den Rücken. «Mädchen sollten die Finger vom Wein lassen.»
    Grit holte Luft. «Ich sagte Euch bereits, ich bin älter, als Ihr denkt.»
    «Dann lass mich wissen, wie alt du bist.»
    «Ich bin sechzehn Jahre alt.» Und sie ließ es damit noch nicht gut sein. «Im nächsten Monat werde ich siebzehn.»
    Er zog die Stirn in Falten. «Das kann nicht sein. Du machst dich älter, als du bist.»
    «So glaubt mir doch.»
    Sie nahm seine Hand und führte sie an ihre Brust. «Das sind die Brüste einer Frau und nicht die eines Kindes. Habe ich nicht recht?»
    Dornbusch zog empört die Hand zurück. «Bist du von Sinnen? Was machst du da?»
    Doch Grit lachte ihm frech ins Gesicht. «Habe ich Euch in Verlegenheit gebracht?»
    Das hatte sie zweifellos.

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