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Die Kleinbürger (German Edition)

Die Kleinbürger (German Edition)

Titel: Die Kleinbürger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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zu großen Eifers einen Vorteil aus der Hand geben könne, beschränkte sich die Unterhaltung lange Zeit auf Gemeinplätze, und erst als der Nachtisch erschien, entschloß sich Cérizet, la Peyrade zu fragen, was bezüglich der Höhe des Mietzinses beschlossen worden sei.
    »Nichts, mein Lieber«, antwortete la Peyrade.
    »Wie, nichts? Ich habe Ihnen doch genügend Zeit gelassen, um etwas festzusetzen ...«
    »Gewiß, es ist auch etwas festgesetzt worden: daß es nämlich gar keinen Gesamtmieter geben wird; Fräulein Brigitte nimmt es auf sich, die Hausverwaltung selber zu führen.«
    »Das ist etwas anderes«, sagte Cérizet beleidigt. »Ich muß gestehen, daß ich, nach den Verpflichtungen, die du mir gegenüber übernommen hattest, weit davon entfernt war, an eine solche Lösung zu denken.«
    »Was willst du machen, mein Lieber? Ich hatte mich verpflichtet, vorbehaltlich einer Ablehnung, und ich bin nicht imstande gewesen, der Sache eine andere Wendung zu geben. Fräulein Thuillier, ein herrisches Weib, das ständig in Bewegung ist, hat sich überlegt, daß sie selbst die Hausverwaltung auf sich nehmen und so den Gewinn einstreichen könne, den du dabei machen wolltest. Ich habe ihr genügend vorgestellt, was für Ärger und Sorgen sie sich damit auflüde. ›Ach was!‹ hat sie mir geantwortet, ›das wird mir das Blut in Bewegung setzen, und das ist ausgezeichnet für meine Gesundheit‹.«
    »Aber da kann sie Einem ja leid tun!« sagte Cérizet, »das arme Mädchen weiß ja gar nicht, wie man so etwas anfassen muß; sie hat ja keine Ahnung, was es heißen will, ein leeres Haus von oben bis unten mit Mietern zu besetzen.«
    »Alles das habe ich ihr vorgestellt,« antwortete la Peyrade, »aber ich habe damit ihren Entschluß auch nicht im geringsten erschüttern können. Da könnt ihr sehen, ihr lieben Demokraten, was ihr euch mit der Revolution von 89 eingerührt habt! Ihr habt euch eingeredet, ihr hättet ein ausgezeichnetes Spekulationsgeschäft gemacht, als ihr den Adel durch den Bürger absetzen ließet, und in Wirklichkeit habt ihr euch damit an den Bettelstab gebracht. Das scheint sehr paradox zu sein, aber nicht der Bauernkerl war steuer- und fronpflichtig, sondern der Adel. Die auf ihre Würde bedachte Aristokratie hatte sich von einer Menge bürgerlicher Tätigkeiten fern gehalten, sogar von der, schreiben zu lernen, und war deshalb tatsächlich abhängig von dem Plebs ihrer Angestellten, zu denen sie ihre Zuflucht nehmen und denen sie drei Viertel aller ihrer Angelegenheiten anvertrauen mußte. Damals blühte die Herrschaft der Intendanten, der vorsichtigen, schlauen Verwalter, durch deren Hände alle geschäftlichen Sachen der vornehmen Familien gingen, und die, selbst wenn sie den üblen Ruf, der ihnen anhaftete, nicht verdienten, durch die Macht der Verhältnisse allein schon von den Abfällen der Riesenvermögen, die sie verwalteten, reich werden mußten. Heute haben wir wohl eine Menge zweckmäßiger Aphorismen, wie: ›Gut bedienen kann man sich nur selber‹. ›Es ist keine Schande, sich mit seinen Geschäften zu befassen‹, und tausend andere solche Bourgeois-Redensarten, die jedem sein Arbeitsgebiet zuweisen und den Zwischenhändler ausgeschaltet haben. Weshalb soll also Fräulein Brigitte Thuillier nicht den Anspruch erheben, ihr Haus selber zu verwalten, wenn Herzöge und Pairs von Frankreich persönlich an der Börse erscheinen, ihre Verträge selbst prüfen, sich Rechtsakte vorlesen lassen, bevor sie sie unterzeichnen, und selber mit dem Notar darüber verhandeln, den sie einstmals verächtlich einen Schreiber nannten?«
    Während dieser Tirade la Peyrades hatte Cérizet Zeit gehabt, sich von dem Schlage, der ihn mitten ins Herz getroffen hatte, zu erholen, und indem er diese Angelegenheit im Interesse der anderen, mit der er beauftragt war, beiseite ließ, sagte er in lässigem Tone:
    »All das, was du uns da hergebetet hast, mein Lieber, ist ja sehr geistreich; aber was unsere Schlappe vor allem zu beweisen scheint, ist, daß du auf Fräulein Thuillier durchaus nicht den Einfluß hast, wie du uns glauben machen wolltest. Wenn es darauf ankommt, läßt sie dich ohne alle Umstände im Stich, und ich sehe daher auch nicht, daß du mit deiner Heirat so weit bist, wie wir, Dutocq und ich, uns eingeredet haben.«
    »Zweifellos«, erwiderte la Peyrade, »ist da noch manches zu tun, um unser Unternehmen zum Abschluß zu bringen, aber ich glaube, daß ich schon sehr weit vorwärts gekommen

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