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Die Kleinbürger (German Edition)

Die Kleinbürger (German Edition)

Titel: Die Kleinbürger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Frömmigkeit; ich glaube, daß ihr Mann sehr glücklich mit ihr werden wird.«
    »Jawohl«, sagte Cérizet, der als ehemaliger Schauspieler sich an Molière erinnern konnte:
    »Voll Süßigkeit und Lust wird eure Ehe sein.«
    Die Anspielung auf Tartüff wurde von la Peyrade wohl verstanden, der, um sie zu übertrumpfen, sagte:
    »Durch die Berührung mit der Unschuld werde ich mich von dem Schmutz der Umgebung, in der ich allzulange gelebt habe, reinigen können.«

»Und deine Wechsel bezahlen,« fügte Cérizet hinzu, »was ich dir ohne jeden weiteren Aufschub zu tun rate, denn Dutocq, wie du ihn hier siehst, hat mir eben erst erklärt, er würde nicht böse sein, wenn er endlich mal dein Geld zusehen bekäme.«
    »O nein, gewiß nicht,« sagte Dutocq; »ich finde im Gegenteil, daß unser Freund schon recht sehr im Verzuge ist.«
    »Auch ich bin derselben Meinung wie Cérizet,« sagte la Peyrade, »und behaupte, je weniger begründet und infolgedessen je anfechtbarer und verdächtiger eine Schuld ist, um so mehr soll man sich beeilen, sich davon frei zu machen.«
    »Aber mein lieber la Peyrade,« sagte Dutocq, »Sie schlagen einen so gereizten Ton an! ...«
    La Peyrade zog seine Brieftasche heraus und sagte:
    »Haben Sie die Wechsel bei sich, Dutocq?«
    »Nein, wahrhaftig nicht, mein Lieber,« sagte der Gerichtsvollzieher, »um so weniger, als sie ja in Cérizets Händen sind.«
    »Dann also«, fuhr der Advokat fort und erhob sich, »werde ich Ihnen das Geld auf den Tisch legen, wenn Sie zu mir kommen; Cérizet wird Ihnen das bestätigen können.«
    »Wie, du willst uns schon verlassen, ohne den Kaffee zu nehmen?« sagte Cérizet äußerst erstaunt.
    »Jawohl; ich habe um acht Uhr eine Zusammenkunft in einer Schiedssache; übrigens haben wir uns ja alles gesagt, was wir uns zu sagen hatten; du hast den Mietvertrag nicht, aber du hast deine fünfundzwanzigtausend Franken, die für Dutocq liegen bereit, sobald es ihm belieben wird, an meiner Kasse zu erscheinen: ich wüßte also nichts, was mich abhalten könnte, dorthin zu gehen, wohin mich meine Geschäfte rufen und mich aufs freundschaftlichste von euch zu verabschieden.«
    »Donnerwetter,« sagte Cérizet, als er la Peyrade sich entfernen sah, »das ist ein Bruch.«
    »Und so stark betont, wie nur irgend möglich«, bemerkte Dutocq. »Mit was für einer Miene er seine Brieftasche gezogen hat!«
    »Aber, Teufel noch mal,« fragte der Wucherer, »wo hat er das Geld hernehmen können?«
    »Zweifellos ebendorther,« entgegnete der Gerichtsvollzieher ironisch, »von wo er das genommen hat, was er für die Wechsel brauchte, die Sie so billig herzugeben gezwungen waren.«
    »Mein guter Dutocq,« sagte Cérizet, »wenn ich Ihnen die Umstände dargelegt haben werde, unter denen der unverschämte Kerl sich von mir losgekauft hat, dann werden Sie ja sehen, ob er mir nicht tatsächlich fünfzehntausend Franken gestohlen hat.«
    »Möglich; aber Sie, mein freundschaftlich gesinnter Sekretär, Sie wollten mich um zehntausend bringen.«
    »Aber nein; ich war tatsächlich beauftragt, Ihre Forderung anzukaufen, und schließlich hatte ich doch schon zwanzigtausend geboten, als der schöne Theodosius erschien ...«
    »Also, wir werden, wenn wir aufbrechen, zu Ihnen gehen,« sagte der Gerichtsvollzieher, »und Sie werden mir die Wechsel aushändigen, weil ich, wie Sie begreifen werden, morgen so früh als menschenmöglich mich an das, was der Herr seine Kasse nennt, begeben will. Ich möchte seinen Eifer, zu zahlen, nicht erkalten lassen.«
    »Und Sie werden gut daran tun, denn ich verspreche Ihnen, daß sein Dasein in einiger Zeit etwas unruhig werden wird.«
    »Das ist also eine ernsthafte Sache, die Geschichte von der Verrückten, die Sie mit ihm verheiraten wollten? Ich gestehe, daß ich an seiner Stelle, zumal seine Angelegenheiten eine so siegreiche Wendung genommen haben, ebensowenig auf Ihren Vorschlag eingegangen wäre; solche Ninas und Ophelias, das macht sich ja sehr interessant auf dem Theater, aber im Hause ...«
    »Im Hause ist man, wenn sie eine schöne Mitgift einbringen, ihr Tutor,« sagte Cérizet nachdenklich, »und man hat dann, wohlverstanden, das Vermögen und nicht die Frau.«
    »Das ist in der Tat ein Gesichtspunkt«, sagte Dutocq.
    »Wenn es Ihnen recht ist,« sagte Cérizet, »trinken wir unsern Kaffee nicht hier. Unser Diner hat ein so albernes Ende genommen, daß es mich drängt, dieses Zimmer zu verlassen, wo übrigens schlechte Luft ist.«
    Und er

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