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Die Kleinbürger (German Edition)

Die Kleinbürger (German Edition)

Titel: Die Kleinbürger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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mich; da man aber die Straßen damit pflastern kann und Thuillier selbst davon sprach, daß er sich eine hervorragende Größe nehmen wolle, so lehne ich es ohne den geringsten Skrupel ab, seine Verteidigung zu übernehmen. Was nun die fragliche Heirat anlangt, die nicht nochmals der Gegenstand irgendeines nackten unverblümten Handelsgeschäfts sein soll, so verzichte ich hiermit in formellster Weise darauf, und nichts mehr braucht Fräulein Colleville zu hindern, Herrn Phellion alle Rechte zu gewähren.«
    »Ganz nach Ihrem Belieben, mein werter Herr«, antwortete Brigitte; »wenn das Ihr letztes Wort ist – wir werden nicht in Verlegenheit kommen, für Celeste einen Mann zu finden, sei es nun der junge Phellion oder ein anderer; aber Sie werden mir gestatten, Ihnen zu bemerken, daß der Grund, den Sie angeben, nicht sehr stichhaltig ist; schließlich können wir doch nicht schneller tanzen, als die Geigen spielen: selbst wenn die Heirat heute beschlossen würde, muß doch erst noch das Aufgebot bestellt werden; Sie sind doch klug genug, um zu begreifen, daß der Bürgermeister Sie nicht trauen kann, bevor alle Förmlichkeiten erfüllt sind, und bis dahin ist Thuilliers Prozeß längst entschieden.«
    »Jawohl,« sagte la Peyrade, »und wenn ich keinen Freispruch durchsetze, dann bin ich es wieder, der Thuillier ins Gefängnis gebracht hat, wie ich gestern der war, der die Beschlagnahme verschuldet hat.«
    »Na ja, mir scheint doch, wenn Sie nichts geschrieben hätten, hätte die Polizei auch nichts machen können.«
    »Meine Liebe,« sagte Thuillier, als er sah, wie la Peyrade die Achseln zuckte, »deine Folgerung ist unsinnig, insofern ja die Schrift in keiner Beziehung Anlaß zu einer Anklage bietet. Es ist nicht la Peyrades Schuld, wenn sehr hohe Persönlichkeiten eine Hetze gegen mich organisiert haben. Du erinnerst dich noch an den kleinen Staatsanwaltsgehilfen, den Herrn Olivier Vinet, den Cardot einmal zu uns mitgebracht hat; es scheint, daß er und sein Vater wütend sind, weil wir ihm Celeste nicht geben wollten, und daß sie mir den Untergang geschworen haben.«
    »Und weshalb haben wir ihn denn abgewiesen,« sagte Brigitte, »wenn nicht der schönen Augen des Herrn hier halber? Denn schließlich ist ein Pariser Staatsanwalt doch eine sehr annehmbare Partie.«
    »Zweifellos,« sagte la Peyrade obenhin, »nur hat er keineswegs als Mitgift eine Million mitgebracht.«
    »Oh,« rief Brigitte lebhafter werdend, »wenn Sie wieder von dem Hause reden wollen, das Sie uns haben kaufen lassen, so will ich Ihnen nur sagen, daß, wenn Sie das Geld gehabt hätten, das man ausspucken mußte, um es dem Notar abzujagen, Sie nicht damit zu uns gekommen wären. Sie müssen nicht denken, daß ich mich so ganz von Ihnen dumm machen lasse; Sie redeten eben von Handelsgeschäft, aber Sie haben doch selber den Vorschlag gemacht, ›Gebt mir Celeste, dann werde ich euch das Haus verschaffen‹, das haben Sie mit Ihren eigenen Worten gesagt; und außerdem haben wir noch Opfer bringen müssen, mit denen wir vorher nicht gerechnet hatten.«
    »Still, Brigitte,« sagte Thuillier, »du kommst da mit Kleinigkeiten.«
    »Kleinigkeiten? Kleinigkeiten?« wiederholte Brigitte. »Ist die festgesetzte Summe überschritten worden oder nicht?«
    »Mein lieber Thuillier,« sagte la Peyrade, »ich denke ebenso wie ihr, daß die Frage erledigt ist, und daß ein unnötiges Breittreten nur zur Erbitterung Anlaß gibt. Mein Entschluß war gefaßt, bevor ich herkam; alles was ich hier gehört habe, kann mich darin nur bestärken; ich werde nicht euer ›Schwiegersohn‹ werden, aber wir werden darum nicht weniger gute Freunde bleiben.«
    Und er erhob sich, um sich zu entfernen.
    »Einen Augenblick, mein Herr Advokat!« sagte Brigitte und stellte sich ihm in den Weg; »da ist noch ein Punkt, den ich nicht für erledigt halte, und jetzt, da wir ja nicht auf gemeinschaftliche Kosten leben werden, wäre es mir lieb, wenn Sie die ›Güte‹ hätten, mir zu sagen, was aus der Summe von zehntausend Franken geworden ist, die Thuillier Ihnen für diese Kanaillen von Beamten gegeben hat, die uns das Kreuz verschaffen sollten, das noch immer nichts von sich hören lassen will?«
    »Brigitte,« sagte Thuillier voll Angst, »du bist die reine Lästerzunge, du solltest doch nichts davon wissen; ich habe dir davon in einem Anfall von übler Laune erzählt, und du hattest mir doch versprochen, daß du darüber den Mund gegen niemanden, wer es auch sei, öffnen

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