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Die Kleinbürger (German Edition)

Die Kleinbürger (German Edition)

Titel: Die Kleinbürger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Dutocq und Cérizet werde ich euch jetzt vernichten, ihr elendes Bourgeoisgesindel!«
    Und er drohte der unschuldigen Doppeltür mit der Faust.
    Dann entfernte er sich eilig und empfand in diesem Moment die Wahrheit des volksüblichen Ausdrucks: Die Erde schien ihn nicht zu tragen.
    Schon am nächsten Tage erschien la Peyrade, der den Sturm seines Innern nicht länger ertragen konnte, bei Thuillier. Er war mit den schärfsten feindlichsten Absichten gekommen – und nun stelle man sich seine Verblüffung vor! Bevor er noch Zeit hatte, sich gegen eine Demonstration von Freundschaft und Vergessen zu wehren, warf sich Thuillier in seine Arme.
    »Mein Freund,« rief der frühere Vizechef, nachdem er ihn losgelassen hatte, »meine politische Zukunft ist gesichert, alle Zeitungen ohne Ausnahme schreiben heute morgen über die Beschlagnahme meiner Broschüre, du mußt sehen, wie sich die Oppositionsblätter die Regierung vornehmen!«
    »Das ist sehr einfach,« sagte der Advokat, ohne diesen Enthusiasmus zu teilen, »du bist ein Thema für sie geworden; aber das verbessert deine Lage durchaus nicht, und der Staatsanwalt wird nur um so mehr bestrebt sein, eine Verurteilung zu erreichen, wie man zu sagen pflegt.«
    »Nun,« sagte Thuillier und erhob stolz das Haupt, »dann werde ich ins Gefängnis gehen, wie Béranger, wie Lammenais, wie Armand Carrel.«
    »Von weitem, mein Lieber, macht sich das sehr hübsch, ein Verfolgter zu sein, aber wenn du erst hören wirst, wie die dicken Riegel hinter dir vorgeschoben werden, dann wird dir, davon kannst du überzeugt sein, das Geschäft erheblich weniger angenehm vorkommen.«
    »Zunächst,« warf Thuillier ein, »verweigert man den politischen Gefangenen niemals die Erlaubnis, ihre Strafzeit in einem Krankenhause abzumachen, und dann bin ich doch noch gar nicht verurteilt; du warst doch gestern selbst der Ansicht, daß ich auf Freisprechung hoffen könne.«
    »Gewiß, aber seit gestern habe ich Dinge erfahren, die dieses Ergebnis sehr zweifelhaft erscheinen lassen; dieselbe Hand, die deine Dekorierung verhindert hat, muß auch die Beschlagnahme deiner Broschüre veranlaßt haben; du sollst mit Vorbedacht zugrunde gerichtet werden.«
    »Da du diesen gefährlichen Feind kennst,« sagte Thuillier, »so wirst du es wohl, wie ich denke, nicht ablehnen, ihn mir zu nennen.«
    »Ich kenne ihn nicht,« antwortete la Peyrade, »aber ich habe einen Verdacht; das kommt übrigens davon, wenn man überschlau sein will.«
    »Wie denn? Ich überschlau?« sagte Thuillier mit der Neugierde eines Mannes, der mit bestem Gewissen sich etwas Derartiges nicht vorzuwerfen hat.
    »Gewiß,« fuhr der Advokat fort, »Ihr habt aus Celeste eine Art Lockvogel gemacht, um die Gimpel in euren Salon zu ziehen; nicht jeder besitzt die Langmut Godeschals, der sich, nachdem ihm die Tür gewiesen war, noch so anständig bei der Frage des Höherbietens benommen hat.«
    »Du mußt dich deutlicher erklären,« sagte Thuillier, »ich verstehe dich überhaupt nicht.«
    »Und doch ist nichts leichter zu begreifen. Wieviel Bewerber um Fräulein Colleville waren, abgesehen von mir, vorhanden? Godeschal, der junge Minard, der junge Phellion und der Staatsanwaltsgehilfe Olivier Vinet, alles Leute, die man hingehalten hat, wie man mich hinhält.«
    »Olivier Vinet, der Staatsanwaltsgehilfe!« rief Thuillier aus, wie einer, dem ein Licht aufgegangen ist; »von da her muß in der Tat der Schlag gegen mich geführt sein. Es heißt, daß sein Vater einen sehr langen Arm hat. Aber kann man denn sagen, daß wir, um mich deines ziemlich unpassenden Ausdrucks zu, bedienen, ihn hingehalten haben? Er hat einen Abend bei uns verbracht und hat doch gar keinen Antrag gemacht, ebensowenig wie der junge Minard und der junge Phellion. Godeschal ist der einzige, der einen direkten Schritt getan hat, und der ist sofort abgelehnt worden, ohne daß man ihn mit leeren Versprechungen hingehalten hat.«
    »Das ist wahr,« sagte la Peyrade, der immer weiter Streit suchte; »nur bei denjenigen, denen man klar und bestimmt das Wort gegeben hat, macht man sich das Vergnügen, sie zum besten zu halten!«
    »Ja, aber sag mir doch,« rief Thuillier, »auf wen zielst du denn mit deinen Vorwürfen? Hast du nicht neulich alles mit Brigitte geregelt? Du suchst dir auch gerade die richtige Zeit aus, um mit mir von deinen Liebesangelegenheiten zu reden, wo das Schwert der Justiz über meinem Kopfe hängt!«
    »Sehr hübsch!« sagte la Peyrade ironisch; »jetzt willst

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