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Die Kleinbürger (German Edition)

Die Kleinbürger (German Edition)

Titel: Die Kleinbürger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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die uns einst verbanden, werde ich sie nicht nennen; aber Sie werden mich verstanden haben, Herr de la Peyrade.«
    »Das hätte ich mir wirklich denken können,« sagte der Provenzale mit vor Erregung zitternder Stimme, »als ich diese Schlange hier einführte, daß ich bald mit ihrem Gift bespritzt werden würde ... Du armer törichter Mensch, siehst du denn nicht, daß du dich nur zum Echo einer Verleumdung Cérizets hergibst?«
    »Es handelt sich nicht um Cérizet, der im Gegenteil von dir nur das allerbeste gesagt hat; aber antworte mir doch: wie konntest du, obgleich du, wie ich genau weiß, am Abend vorher nicht einen Heller besaßest, in der Lage sein, Dutocq die runde Summe von fünfundzwanzigtausend Franken zu bezahlen?«
    La Peyrade dachte einen Augenblick nach.
    »Nein,« sagte er dann, »Dutocq kann nichts erzählt haben; er ist nicht der Mann, um sich einen Feind von meiner Bedeutung ohne ein wichtiges Interesse auf den Hals zu hetzen. Der gemeine Denunziant, das ist Cérizet, dessen Händen ich dein Haus an der Madeleine entrissen habe; Cérizet, den ich in meiner Langmut von seinem Misthaufen weggeholt habe, um ihm eine anständige Situation zu verschaffen, dieser Elende, für den eine Wohltat nur die Ermutigung zu einer Verräterei mehr bedeutet. Wenn ich dir sagen wollte, was das für ein Mensch ist, du würdest dich vor Ekel übergeben müssen; in der Sphäre der Gemeinheit ist er ein Entdecker neuer Welten ...« Thuillier fand diesmal eine geschickte Entgegnung.
    »Ich weiß nicht, was Cérizet ist,« antwortete er, »ich kenne ihn ja nur durch dich, der du ihn mir als verantwortlichen Redakteur, unter Übernahme jeder Bürgschaft für ihn, präsentiert hast; aber wenn er auch der schwärzeste Teufel wäre und wir selbst den Fall annehmen wollten, daß die Enthüllung mir von ihm gemacht wäre, so kann dich das, mein Junge, in keiner Weise reinwaschen.«
    »Sicher war es nicht recht von mir,« sagte la Peyrade, »ihn mit dir in Verbindung zu bringen, aber wir brauchten einen Menschen, der mit dem Zeitungswesen Bescheid wußte, und er hatte diesen Wert für uns. Kann man jemals in die Tiefen solcher Seelen blicken? Ich glaubte, er habe sich gebessert. Ich sagte mir, daß alles in allem solch ein Sitzredakteur doch nur Gefängnisfutter und eine Maschine zum verantwortlichen Zeichnen ist. Ich habe geglaubt, in ihm wenigstens einen Strohmann zu finden; ich habe mich getäuscht, er wird immer nur ein Lumpenkerl bleiben.«
    »Alles schön und gut,« sagte Thuillier, »aber woher stammten die fünfundzwanzigtausend Franken, die sich gerade zur rechten Zeit in deinem Besitz befanden? Das vergißt du immer, mir zu erklären.«
    »Aber überlege dir doch die Sache nur ein kleines bißchen«, antwortete la Peyrade; »ein Mann von meinen Fähigkeiten sollte aus der Kasse der Polizei schöpfen können und dabei so arm sein, daß er deiner Harpyie von Schwester nicht die zehntausend Franken hinzuwerfen vermag, über die sie von mir so unverschämt Rechenschaft forderte, wobei du ja Zeuge warst! ...«
    »Aber wenn die Herkunft dieses Geldes«, sagte Thuillier, »unanfechtbar ist, wie ich ja für mein Leben gern glauben möchte, was hindert dich, mir davon Kenntnis zu geben?«
    »Das kann ich nicht«, antwortete der Advokat; »die Herkunft ist ein Geheimnis, das mir in meiner Eigenschaft als Advokat anvertraut wurde.«
    »Wie denn? Du hast mir doch selbst gesagt, daß die Statuten eurer Kammer verbieten, daß ihr euch mit Geschäften befaßt.«
    »Nehmen wir an,« sagte la Peyrade, »daß ich etwas gemacht habe, was nicht ganz vorschriftsmäßig ist; es wäre doch merkwürdig, wenn du, nach allem, was ich für dich riskiert habe, die Stirn hättest, mir daraus einen Vorwurf zu machen ...«
    »Mein lieber Freund, du willst die Hunde von der Spur abbringen, es wird dir aber nicht gelingen, mich die Fährte verlieren zu lassen. Du willst dein Geheimnis bewahren, also bewahre es; ich aber bin Herr darüber, wem ich zu vertrauen und wen ich zu achten habe, und wenn ich dir die in unserm Vertrage festgesetzte Entschädigung bezahle, dann kann ich über meine Zeitung allein verfügen.«
    »Also du willst mich wegjagen«, rief la Peyrade.
    »Das Geld, das du in die Sache gesteckt hast, deine Wahlchancen, alles soll der Anschuldigung eines Cérizet geopfert werden!«
    »Erstens«, antwortete Thuillier, »wird sich als Chefredakteur schon jemand finden, der dich ersetzen kann, mein Lieber! Man hat schon immer gesagt, daß

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