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Die Kleinbürger (German Edition)

Die Kleinbürger (German Edition)

Titel: Die Kleinbürger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Gegenteil, er schien mit Thuillier an demselben Strang zu ziehen, indem er zu ihm sagte:
    »Du hörst es, mein Lieber, und ich werde mich erforderlichenfalls auf dein Zeugnis berufen, daß diese Frau keine fünfundzwanzigtausend Franken besitzt und sie mir infolgedessen auch nicht übergeben hat; und da der Notar Dupuis, bei dem ich mir eingebildet hatte, sie für sie hinterlegt zu haben, heute früh nach Brüssel abgereist ist und das Geld aller seiner Klienten mitgenommen hat, so hat diese Frau keine Forderung an mich, und die Flucht des Notars Dupuis ...«
    »Der Notar Dupuis ist geflohen?« rief jetzt Frau Lambert aus, die infolge dieser schrecklichen Nachricht ihre gewöhnliche Sanftmut und christliche Ergebenheit völlig abgelegt hatte; »und diese Kanaille hat noch heute in Saint-Jacques du Haut-Pas das Abendmahl genommen!«
    »Offenbar«, antwortete la Peyrade, »wollte er sich eine glückliche Reise sichern.«
    »Der Herr hat leicht reden,« fuhr Frau Lambert fort, »aber mir hat dieser Brigant doch meine Ersparnisse mitgenommen; aber in Wahrheit habe ich sie doch dem Herrn übergeben, und der Herr ist mir dafür verantwortlich, ich habe nur mit ihm zu tun.«
    »Na?« sagte la Peyrade zu Thuillier und zeigte auf Frau Lambert, die in ihrer ganzen Haltung etwas von einer Wölfin hatte, der man ihre Jungen geraubt hat, »war das echt? Oder glaubst du, daß von der Frau und mir Komödie gespielt wird?«
    »Ich bin außer mir«, erwiderte Thuillier, »über die Frechheit dieses Cérizet, und außer mir über meine Dummheit; ich kann mich nur völlig auf deine Seite stellen.«
    »Frau Lambert,« sagte la Peyrade jetzt vergnügt, ohne zu merken, daß er damit seinem eigenen Empfinden Ausdruck gab, »erholen Sie sich von Ihrer furchtbaren Angst; der Notar Dupuis ist auch weiterhin ein frommer Mann und unfähig, seine Klienten zu schädigen, ihr Geld ist immer noch sicher bei ihm. Und dieser Herr hier, dem ich den Beweis liefern mußte, daß Sie mir wirklich das Geld übergeben haben, ist mein zweites Ich, und Ihr Geheimnis ist bei ihm so sicher bewahrt wie bei mir.«
    »Das ist sehr schön, lieber Herr!« sagte Frau Lambert; »die Herren brauchen mich also nicht weiter?«
    »Nein, meine gute Frau, und entschuldigen Sie, daß ich Ihnen einen kleinen Schreck einjagen mußte.«
    Frau Lambert entfernte sich unter der Bezeugung respektvollster Unterwürfigkeit; aber an der Tür drehte sie sich noch einmal um und sagte mit übrigens vollkommen bescheidenem Ton:
    »Wann wird der Herr in der Lage sein, mir mein Geld wiederzugeben?«
    »Ich habe Ihnen doch gesagt,« entgegnete la Peyrade trocken, »daß Sie über die Beträge, die Sie angelegt haben, nicht sofort verfügen können.«
    »Meint der Herr, daß, wenn ich selbst zu Herrn Dupuis gehen und ihn fragen würde, ob es ihm paßte ...«
    »Ich meine,« sagte der Advokat lebhaft, »daß Sie damit einen ganz albernen Schritt tun würden; er hat das Geld von mir und auf meinen Namen entgegengenommen, so wie Sie es gewünscht haben, und weiß nur etwas von mir.«
    »Und würde der Herr sich nicht bemühen wollen, mir diese kleine Summe, die für ihn ja ohne Bedeutung ist, wieder zurückzuverschaffen? Ich will den Herrn ja nicht drängen, als ob ich es zu verlangen hätte; aber in zwei bis drei Monaten habe ich eine Verwendung dafür, man hat mir von einer kleinen Besitzung erzählt, die mir passen würde.«
    »Schön, Frau Lambert,« antwortete la Peyrade und verbarg seine Verwirrung vollkommen; »es soll nach Ihrem Wunsch geschehen, und das Geld wird Ihnen vielleicht schneller, als Sie denken, wieder zurückgegeben werden.«
    »Es ist dem Herrn doch nicht unangenehm?« sagte die Frömmlerin; »weil der Herr doch immer gesagt hat, daß er bei der geringsten Indiskretion, die ich begehen würde ...«
    »Jawohl, jawohl,« unterbrach sie der Provenzale, »die Sache ist abgemacht.«
    »Dann habe ich die Ehre, mich den Herren als ihre untertänige Dienerin zu empfehlen«, sagte die Scheinheilige und entfernte sich diesmal wirklich.
    »Da siehst du, mein Lieber,« sagte Theodosius zu Thuillier, als sie allein waren, »wohin es führt, wenn man auf deinen kranken Geist Rücksicht nehmen muß: diese Schuld befand sich im Zustande chronischer Ruhe, du hast sie wachgerufen!« »Ich bin in Verzweiflung, mein lieber Freund, über meine törichte Leichtgläubigkeit; aber beunruhige dich nicht über den Anspruch dieser Frau, wir werden schon sehen, daß wir das ordnen, und wenn man diesen

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