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Die Kleinbürger (German Edition)

Die Kleinbürger (German Edition)

Titel: Die Kleinbürger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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bitte Sie, ihm meine Empfehlungen auszurichten«, sagte la Peyrade und begleitete die beiden Besucherinnen hinaus.
    Olympia ging voran, wie bei ihrem Hereintreten, und ließ ihre Mutter, die Mühe hatte, ihr zu folgen, zwanzig Schritt hinter sich.
    »Na?« bemerkte la Peyrade, als er zurückkam, zu Thuillier, »was sagst du nun zu Herrn Minard, der ja auch ein Bewerber um Celestes Hand ist? Der erträgt wenigstens das Hinausschieben mit Geduld.«
    »Wir sind für niemanden zu sprechen!« rief Thuillier dem Bureaudiener zu, schloß die Tür und schob den Riegel vor. »Jetzt, mein Lieber,« wandte er sich an la Peyrade, »haben wir beide miteinander zu reden. Mein Lieber,« begann er ironisch – denn er hatte gehört, daß es für den, Gegner nichts Vernichtenderes gäbe – »ich habe etwas erfahren, worüber du dich freuen wirst: ich weiß jetzt, warum ›meine‹ Broschüre beschlagnahmt wurde.«
    Und er sah la Peyrade scharf an.
    »Ach,« sagte dieser ganz unbefangen, »sie ist beschlagnahmt worden, weil man sie eben beschlagnahmen wollte. Man hat gesucht und man hat etwas gefunden, weil man eben, wenn man will, immer etwas finden kann, was die Herren Staatsanwälte mit dem Ausdruck ›Umsturztendenz‹ bezeichnen.«
    »Nein, da bist du auf falscher Fährte,« antwortete Thuillier; »die Beschlagnahme war schon vorher vorbereitet, beschlossen und abgekartet.«
    »Zwischen wem denn?« fragte la Peyrade.
    »Zwischen denen, die die Broschüre vernichten wollten, und den Elenden, die versprochen hatten, sie auszuliefern.«
    »Da würden jedenfalls die Leute, die die andern gekauft haben,« bemerkte der Advokat, »nicht gerade ein gutes Geschäft gemacht haben; denn selbst trotz der Beschlagnahme hat, so weit ich sehe, dein Werk kein besonderes Aufsehen erregt.«
    »Aber die, die sich verkauft haben?« entgegnete Thuillier mit verdoppelter Ironie.
    »Das waren jedenfalls die Klügeren«, erwiderte la Peyrade.
    »Oh, ich weiß ja,« sagte Thuillier, »daß du ein großes Wesen von solcher Klugheit machst; aber gestatte mir, dir zu bemerken, daß die Polizei, deren Hand für mich in all diesem deutlich erkennbar ist, wie man allgemein annimmt, ihr Geld nicht zum Fenster hinauszuwerfen pflegt.«
    Und er sah la Peyrade von neuem an.
    »Also du hast«, bemerkte der Advokat, ohne mit der Wimper zu zucken, »entdeckt, daß die Polizei schon vorher darauf hingearbeitet hat, deine Broschüre zu unterdrücken?«
    »Jawohl, mein Lieber, und ich kenne sogar genau die Summe, die man der Person bezahlt hat, die sich zu dieser ehrenhaften Machenschaft hergegeben hat.«
    »Es wäre nicht unmöglich,« sagte la Peyrade, »daß ich bei einiger Überlegung diese Person auch kenne; von der Summe habe ich keine Ahnung.«
    »Nun, ich kann dir den Betrag nennen: fünfundzwanzigtausend Franken,« erklärte Thuillier mit starker Betonung, »so viel ist dem Judas bezahlt worden.«
    »Erlaube mal, mein Lieber, fünfundzwanzigtausend Franken, das ist viel Geld. Ich leugne nicht, daß du eine wichtige Persönlichkeit bist; gleichwohl bist du für die Regierung doch noch kein solches Schreckgespenst, daß sich deinetwegen solche Opfer lohnen sollten. Fünfundzwanzigtausend Franken, soviel würde man für die Unterdrückung eines der berühmten Pamphlete gegen die Verwaltung der Civilliste ausgegeben haben; aber unsere finanzielle Verlautbarung hatte doch keine solche Bedeutung, und daß man eine so hohe Summe aus dem Geheimfonds entnommen haben sollte, einzig um sich das Vergnügen zu machen, dir einen Schabernack zu spielen, das erscheint mir doch etwas märchenhaft!«
    »Es scheint,« entgegnete Thuillier scharf, »daß der ehrenwerte Zwischenhändler ein Interesse daran hatte, meine Bedeutung zu übertreiben; sicher ist jedenfalls, daß dieser Herr eine Schuld von fünfundzwanzigtausend Franken zu begleichen hatte, die ihn sehr drückte, und daß dieser selbe Herr einige Zeit vor der Beschlagnahme plötzlich in der Lage war, sie zu bezahlen; wenn du mir nicht sagen kannst, woher er das Geld genommen hat, so ist es, wie mir scheint, nicht schwer für dich, die Konsequenzen daraus zu ziehen.«
    Jetzt sah Peyrade seinerseits Thuillier scharf an.
    »Herr Thuillier,« sagte er mit erhobener Stimme, »würden Sie, damit wir endlich aus diesen Verallgemeinerungen und Rätseln herauskommen, mir das Vergnügen machen, diese Person zu nennen?«
    »O nein!« sagte Thuillier und schlug auf den Tisch, »aus Rücksicht auf die Gefühle von Achtung und Liebe,

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