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Die Kleinbürger (German Edition)

Die Kleinbürger (German Edition)

Titel: Die Kleinbürger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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angezogen, wenn sie reiche, kostbare Sachen trägt, sondern erst dann, wenn sich in ihrer Kleidung, die vielleicht sonst ganz einfach sein darf, eine unerklärbare Harmonie der Formen und Farben geltend macht, die ihre reizvolle Hülle gerade für sie als die richtige erscheinen läßt. Nun bestand das Kostüm der jüngeren der beiden Damen aus einem Hut mit sehr schmaler Krempe, »Bibi« genannt, der mit Flaum besetzt und so weit nach hinten geschoben war, daß er mehr dazu bestimmt schien, die Schultern zu schützen, als das Gesicht zu umrahmen; ferner aus einem riesigen französischen Kaschmirschal, der linkisch und unbeholfen, wie von einer jung Verheirateten, getragen wurde; aus einem Seidenkleide, schottisch breit karriert, mit drei Reihen Volants und viel zu viel Ketten und Berlocken, während andererseits Handschuhe und Schuhe einwandfrei waren. Was die andere anlangt, die gewissermaßen von ihrer tänzelnden Genossin ins Schlepptau genommen wurde, so war das eine kleine dicke Frau von roter Gesichtsfarbe, die ein Kleid, einen Schal und einen Hut trug, bei denen ein geübtes Auge sofort erkannt hätte, daß sie, wenn sie auch nicht aus dem »Temple« stammten, so doch wie aus zweiter Hand herkommend aussahen. In dieser Weise pflegen immer die Mütter von Schauspielerinnen sich herauszuputzen, von denen la Peyrade jetzt ein ganz besonders bezeichnendes Musterbeispiel vor Augen hatte; die Sachen, mit denen sie sich bekleiden, sind dazu verdammt, zwei Generationen zu dienen, nur daß sie, dem natürlichen Verlauf entgegen, von den Deszendenten zu den Aszendenten zurückkehren.
    Liebenswürdig auf zwei Stühle weisend fragte la Peyrade:
    »Mit wem habe ich die Ehre zu reden?«
    »Mein Herr,« antwortete die jüngere der Besucherinnen, die ungeniert zuerst hereingetreten war, »ich stelle mich Ihnen auf Empfehlung eines Ihrer Herrn Kollegen vom Gericht, des Herrn Advokaten Minard, vor.«
    »Sehr schön!« bemerkte der Provenzale; »und in welcher Angelegenheit empfiehlt er Sie meiner Beachtung?«
    »Ich bin dramatische Künstlerin und habe mir in diesem Viertel hier meine ersten Sporen verdient, was mich hoffen läßt, daß eine Lokalzeitung sich günstig über mich äußern wird; ich war bis jetzt am Theater du Luxembourg, wo ich eine Zeitlang die Rollen der ersten jugendlichen Liebhaberin gespielt habe.«
    »Und wo sind Sie jetzt?«
    »An den Folies, wo ich für die Déjazets engagiert bin.«
    »An den Folies?« fragte la Peyrade, der eine nähere Bezeichnung erwartete.
    »An den Folies-Dramatiques,« sagte mit freundlichem Lächeln Frau Cardinal, die der Leser sicher schon wiedererkannt haben wird; »diese Fräuleins haben solch eine Manier, die Namen abzukürzen; statt Délassements-Comiques sagen sie ›Delaß-Com‹; ich habe ihnen immer gesagt: Das ist unpassend; im Handel verlängert man die Namen lieber, als daß man sie verkürzt. Beim Fischhandel wird man nicht kurz ›Rochen‹ sagen, sondern ›Frische, lebende Rochen‹. Ich finde, daß das viel besser wirkt.«
    »Mutter!« sagte die jugendliche Liebhaberin in trocknem Tone, der um so energischer war, als Frau Cardinal bei ihrem Zitieren aus einem Rest alter Gewohnheit heraus etwas von ihrem früheren Ausruferton als Fischhändlerin hatte deutlich werden lassen.
    »Und Sie werden nächstens auftreten?« fragte la Peyrade.
    »Ja, mein Herr, in einer Feerie in vier verschiedenen Kostümen: als Page, als kleiner Tambour der kaiserlichen Gardekadetten, als große Kokette in einem Dugazon-Mieder und als Fee Lilas, die zum Schluß inmitten bengalischer Flammen erscheint.«
    »Nun, mein Fräulein,« sagte la Peyrade, »ich werde also dem Theaterredakteur auftragen, sich besonders mit Ihrem Debüt zu befassen.«
    »Nicht wahr, lieber Herr,« sagte Frau Cardinal, »Sie werden ihr ein bißchen Mut machen? Sie ist ja noch so jung! Und dann, das ist nicht bloß so geredet, das kann ich beweisen, sie arbeitet Tag und Nacht.«
    »Mutter!« sagte Olympia von oben herab, »man soll sein Urteil über mich abgeben; es genügt, wenn der Herr so freundlich ist, mir zu versprechen, daß man meinem Debüt einige Aufmerksamkeit schenken wird ... In den Folies werden viele Stücke aufgeführt, die von den Kritikern unbeachtet bleiben; aber, wie ich schon sagte, als Kind dieses Viertels ...«
    »Gewiß, mein Fräulein!« sagte la Peyrade abbrechend. »Meinem Kollegen Minard geht es gut?«
    »Jawohl, er war gestern abend bei uns und hat mich meine Rollen überhört.«
    »Ich

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