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Die Kleinbürger (German Edition)

Die Kleinbürger (German Edition)

Titel: Die Kleinbürger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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in jedem Augenblick bringen konnte, Cérizet ihm eine wertvolle Aushilfe sein könne. Er ließ ihn also hereinführen.
    Sein Empfang war trotzdem sehr kühl und gewissermaßen abwartend. Was Cérizet anbelangt, so erschien er durchaus nicht verlegen, sondern wie ein Mann, der sich die Konsequenzen seines Vorgehens wohlüberlegt hat.
    »Na, mein werter Herr,« sagte er zu Thuillier, »fangen Sie nun an, sich über den edlen la Peyrade etwas klarer zu werden?«
    »Was verstehen Sie darunter?« fragte der alte »Beau«.
    »Daß Sie einem Manne,« antwortete Cérizet, »der, nachdem er solche Intrigen gesponnen hat, um Ihr Mündel zu heiraten, nun brüsk damit bricht, ebenso wie er eines schönen Tages den leoninischen Vertrag in bezug auf seine Chefredakteurstelle, dessen Unterschrift er Ihnen abgenötigt hat, brechen wird, nicht ein so blindes Vertrauen schenken dürfen, wie Sie es bisher getan haben.«
    »Sie haben mir also«, sagte Thuillier eifrig, »Mitteilungen zu machen, die sich darauf beziehen, daß la Peyrade eventuell nicht mehr bei meiner Zeitung bleiben will?«
    »Nein,« sagte der Armenbankier; »bei dem Verhältnis, in dem ich zu ihm stehe, werden Sie begreifen, daß ich ihn nicht gesehen und noch weniger von ihm vertrauliche Nachrichten erhalten habe. Aber für meine Schlußfolgerungen brauche ich mich nur auf den wohlbekannten Charakter dieses Menschen zu beziehen, und Sie können überzeugt sein, daß er an dem Tage, wo er seinen Vorteil darin sehen wird, Sie zu verlassen, Sie wie einen alten Überzieher wegwerfen wird; ich habe das schon selbst erlebt und spreche aus Erfahrung.«
    »Haben Sie denn mit ihm schon Streit gehabt, bevor Sie verantwortlicher Redakteur wurden?«
    »Das weiß der Himmel!« entgegnete Cérizet; »bei der Sache mit dem Hause, das er Ihnen verschafft hat, war ich es, der den Hasen aufgespürt hatte. Er sollte mich in Verbindung mit Ihnen bringen und mir die Gesamtmiete des Grundstücks verschaffen; als aber die unglückselige Geschichte mit dem Höherbieten dazwischen kam, hat er das benutzt, um mich beiseite zu schieben und den Gewinn aus diesem Unternehmen für sich zu behalten.«
    »Den Gewinn?« bemerkte Thuillier, »ich vermag nicht einzusehen, daß der für ihn sehr erheblich gewesen ist, und abgesehen von der Heirat, auf die er heute ja selbst verzichtet ...«
    »Wie?« unterbrach ihn der Wucherer, »zuerst zehntausend Franken, die er Ihnen abgenommen hat unter dem Vorwande, Ihnen den Orden zu verschaffen, auf den Sie heute noch warten; dann die fünfundzwanzigtausend Franken, die er der Frau Lambert schuldete, für die Sie gebürgt haben und die Sie sehr wohl mal ohne Widerrede zu bezahlen haben dürften.«
    »Was muß ich da hören?!« rief Brigitte und fuhr in die Höhe, »du hast für fünfundzwanzigtausend Franken Bürgschaft übernommen?«

»Jawohl, mein Fräulein,« entgegnete Cérizet; »hinter dieser Summe, die ihm dieses Weib ebensowenig geliehen hat wie ich, steckt ein Geheimnis, und wenn ich recht berichtet bin, liegt da irgendeine sehr schmutzige Geschichte zugrunde. Aber la Peyrade hat so geschickt operiert, daß er sich vor Ihrem Herrn Bruder weißwaschen und als einen verkannten und unentbehrlichen Menschen hinstellen konnte ...«
    »Aber«, unterbrach ihn Thuillier, »woher wissen Sie denn, daß ich für Herrn de la Peyrade gebürgt habe, wenn Sie ihn seit damals nicht mehr gesehen haben?«
    »Von dieser Wirtschafterin, mein Herr, die allen Leuten erzählt, daß sie jetzt ihr Geld sicher wiederbekommen wird.«
    »Na,« sagte Brigitte zu ihrem Bruder, »du machst ja nette Sachen!«
    »Mein Fräulein,« erwiderte Cérizet, »ich habe Herrn Thuillier nur einen kleinen Schreck einjagen wollen, in Wahrheit aber denke ich, daß Sie nichts verlieren werden. Wenn ich auch nicht genau weiß, was für eine Heirat la Peyrade macht, so glaube ich doch kaum, daß die Familie ihn unter dem Druck zweier so schimpflicher Schuldposten lassen wird, und wenn es nötig sein sollte, werde ich mich deshalb ins Mittel legen.«
    »Ich danke Ihnen, mein Herr,« sagte Thuillier, »für Ihr bereitwilliges Eintreten; aber gestatten Sie mir, Ihnen zu sagen, daß ich etwas überrascht davon bin, denn die Art, in der wir uns getrennt haben, konnte mich das nicht erwarten lassen.«
    »Ach,« sagte Cérizet, »denken Sie vielleicht, daß ich Ihnen deshalb böse war? Ich habe Sie nur bedauert, das ist alles; ich sah, daß Sie in seinem Banne waren und sagte mir, daß Sie den la Peyrade

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