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Die Kleinbürger (German Edition)

Die Kleinbürger (German Edition)

Titel: Die Kleinbürger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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zwar lauter Gemeinplätze; aber es muß im Interesse dieser Erzählung bemerkt werden, daß der Advokat sich so sehr als möglich auf dem geistigen Niveau dieser vulgären Leute hielt; er schwamm in ihrem Wasser und redete ihre Sprache. Sein Maler war Pierre Grassou und nicht Joseph Bridau; sein Buch »Paul und Virginie«. Der größte lebende Dichter war für ihn Casimir Delavigne; in seinen Augen war der Zweck der Kunst vor allem die Nützlichkeit. Parmentier, »der Schöpfer des Kartoffelbaus« galt ihm mehr als dreißig Rafaels; der Mann mit dem kleinen blauen Mantel war für ihn »eine barmherzige Schwester«. Diese Ausdrücke Thuilliers wiederholte er zuweilen.
    »Der junge Felix Phellion«, sagte er, »ist der typische Universitätsgelehrte unserer Zeit, das Produkt einer Wissenschaft, die Gott beiseite geschoben hat. Mein Gott, wo kommen wir hin! Nur die Religion kann Frankreich retten, denn nur die Furcht vor der Hölle schützt uns vor dem Hausdiebstahl, der fortwährend vorkommt und der die sichersten Vermögen aufzehrt. Sie alle haben einen heimlichen Krieg im Schoß der Familie«. Nach dieser geschickten Tirade, die lebhaften Eindruck auf Brigitte machte, empfahl er sich in Begleitung von Dutocq, nachdem er den drei Thuilliers gute Nacht gewünscht hatte.
    »Das ist ein sehr begabter junger Mensch!« sagte Thuillier in feierlichem Tone.
    »Ja, wahrhaftig«, erwiderte Brigitte und löschte die Lampe aus.
    »Und er besitzt Religion«, sagte Frau Thuillier, die sich zuerst entfernte.
    »Lieber Herr,« sagte Phellion zu Colleville, als sie die Gegend der Bergbauschule erreichten, nachdem er sich überzeugt hatte, daß sie allein in der Straße waren, »ich habe die Gewohnheit, mich von andern belehren zu lassen, aber es ist mir unmöglich, zu übersehen, daß dieser junge Advokat bei unsern Freunden, den Thuilliers, sehr herrisch auftritt.«
    »Meiner Meinung nach,« entgegnete Colleville, der mit Phellion hinter seiner Frau, Celeste und Frau Phellion ging, die sich alle drei dicht aneinander drängten, »ist er ein Jesuit, und ich liebe diese Leute nicht ... Auch der beste von ihnen taugt nichts. Ein Jesuit, das bedeutet für mich Betrug, und zwar Betrug, um zu betrügen; sie betrügen aus Freude am Betruge, und, wie man sagt, um nicht aus der Übung zu kommen. Das ist meine Ansicht, und ich schlucke sie nicht hinunter.«
    »Ich verstehe Sie, Herr Colleville«, erwiderte Phellion und reichten ihm den Arm.
    »Nein, Herr Phellion,« bemerkte Flavia mit leiser hoher Stimme, »Sie verstehen Colleville nicht, aber ich weiß recht gut, was er sagen will, und er täte besser, nicht weiter zu sprechen ... So etwas kann man nicht auf der Straße behandeln, um elf Uhr, und in Gegenwart eines jungen Mädchens‹«.
    »Du hast Recht, liebe Frau«, sagte Colleville.
    Als sie die Rue des Deux-Eglises erreicht hatten, in die Phellion einbiegen mußte, wünschte man sich gute Nacht. Felix Phellion sagte noch zu Colleville:
    »Herr Colleville, Ihr Sohn Franz könnte in die Polytechnische Schule aufgenommen werden, wenn er viel Nachhilfestunden nehmen würde; ich bin bereit, ihn so weit zu bringen, daß er in diesem Jahre das Examen bestehen kann.«
    »Das würde ich gewiß nicht ablehnen! Ich danke Ihnen, lieber Freund«, sagte Colleville; »wir sprechen noch darüber.«
    »Gut!« sagte Phellion zu seinem Sohne.
    »Das hast du geschickt gemacht!« rief die Mutter.
    »Was meint ihr denn damit?« fragte Felix.
    »Nun, du hast sehr geschickt Celestes Eltern den Hof gemacht.«
    »Ich will nie wieder ein Problem lösen, wenn ich daran gedacht habe!« rief der junge Professor aus; »ich habe, wenn ich mit den jungen Collevilles plauderte, bemerkt, daß Franz eine Begabung für Mathematik besitzt, und ich habe mich für verpflichtet gehalten, seinem Vater das mitzuteilen.«
    »Schön, mein Sohn!« wiederholte Phellion, »ich möchte dich auch nicht anders haben, als du bist. Meine Wünsche sind erhört worden, ich habe einen braven, ehrenhaften Sohn, der alle bürgerlichen und persönlichen Tugenden besitzt, die man von ihm verlangen kann.«
    Als Celeste zu Bett gegangen war, sagte Frau Colleville zu ihrem Manne:
    »Colleville, sprich dich doch nicht so rücksichtslos über Leute aus, die du nicht genau kennst. Wenn du Jesuiten sagst, dann meinst du Priester, das weiß ich; tu mir doch den Gefallen und behalte deine Ansichten über Religion für dich, wenn deine Tochter zugegen ist. Wir dürfen wohl unser Seelenheil verkaufen,

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