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Die kleinen Freuden des Lebens

Die kleinen Freuden des Lebens

Titel: Die kleinen Freuden des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Maiwald
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Toskana-Fraktionisten in den Sinn kommen,
     die ernsthaft glauben, mitten in der Zivilisation noch so etwas wie Ursprünglichkeit zu finden. Nein, das ist leider nicht
     mehr möglich, und zwar seit mindestens zwei Generationen nicht mehr. Dann doch lieber ein ehrlicher Bluff.

Zweimal hintereinander beim Kickern nach 1: 5-Rückstand noch 6:5 gewinnen
    S o geschehen im X-Club , München-Schwabing, mit Partner Sebastian »Fast Eddie« Burow, am 7.   Januar 2007.

Eine Schnapsidee konsequent verfolgen
    W er einen bestimmten Sport besonders gern ausübt, sollte sich vor einem hüten: diesen Sport auch anderen beibringen zu wollen.
     Nehmen wir Fußballtrainer, fast immer selbst ehemalige Nationalspieler, begnadete Ballkünstler, unerreichbare Stars. Als Trainer
     jedoch steigen sie vom Olymp hinab in knietiefen Schmutz. Warum nur? Gewinnt man, hat die Mannschaft prima gespielt. Verliert
     man, ist man selbst schuld. Tausende Zuschauer pöbeln gegen einen selbst, Frau und Kinder, am Abend zieht einen das Fernsehen
     vor Millionenpublikum durch den Kakao, und am nächsten Morgen tituliert einen die Presse als Versager. »Man befindet sich
     in einer permanenten Belastung, man muss permanent unangenehme Entscheidungen treffen. In einer Mannschaft mit 25   Spielern sind nur die 11 zufrieden, die spielen. Die anderen grüßen gar nicht mehr richtig«, sagte Ottmar Hitzfeld dem ›Spiegel‹.
     Ein Dresdner Professor untersuchte die psychischen Belastungen bei Trainern der Ersten und Zweiten Bundesliga, indem er die
     Konzentration des Stresshormons Cortisol maß. Von zwei
    Stunden vor Spielbeginn bis eine Stunde nach Abpfiff unterzogen sich die Trainer fünf Speicheltests. Die Ergebnisse waren
     erschreckend. Der Forscher verglich die Werte mit denen von »Fallschirmspringern, die erstmals den freien Fall wagten«. Ottmar
     Hitzfeld bestätigte, dass während eines Spiels sein Puls nie unter 125 sinkt. Andere Trainer brachen unter der Belastung zusammen.
     Gyula Lorant starb 1981 auf der Trainerbank von PAOK Saloniki an Herzversagen, kurz nachdem sein Stürmer das Tor verfehlt
     hatte. Jock Stein, Schottlands Nationaltrainer, brach 1985 beim Schlusspfiff des W M-Qualifikationsspiels gegen Wales tot zusammen. Und Gérard Houllier vom FC Liverpool musste während eines Spiels ins Hospital   – Aortariss. Zwar hatte er schon lange vorher Schmerzen gehabt, aber »als Trainer wollte ich nicht zeigen, dass etwas nicht
     in Ordnung war«. Die Belastung verleidet einem den Spaß am Sport.
    Wie treue Leser wissen, verbringe ich einen nicht unerheblichen Teil meiner freien Zeit (und auch einen erheblichen Teil meiner
     eigentlichen Arbeitszeit) auf dem Golfplatz. Bei so viel intensivem Training bleibt nicht aus, dass man es irgendwann einmal
     einigermaßen kann. Und inzwischen habe ich sogar die Aufnahmeprüfung für die PGA geschafft. PGA steht für Professional Golfers’
     Association, und diese Vereinigung ist in ihrem Absolutheitsanspruch eine Art Vatikan. Ich werde also demnächst tatsächlich
     unterrichten. Freunde, die bereits Golflehrer sind, warnen mich vor diesem Schritt. Als Journalist hätte ich es doch viel
     besser, ich könne auf den meisten Plätzen ohnehin umsonst spielen. Außerdem sei die Bezahlung lausig, und man komme selbst
     kaum noch zumSpielen, im Gegenteil: Der Anblick all der Anfängerschwünge lasse das eigene Körpergefühl völlig aus dem Takt geraten – als
     müsse ein ambitionierter Koch täglich im Fastfood-Restaurant Burgerbuletten auf dem Grill wenden. Zudem sinke man in der Hierarchie
     des Golfclubs ins Bodenlose: Als guter Amateur sei man der Star der Mannschaft, gewinne tolle Turniere und stehe auf der Clubterrasse
     immer im Mittelpunkt. Als Clubpro sei man der Arsch, der im Zweifel schuld ist, dass nichts mehr mit dem eigenen Spiel klappt.
     Man werde ein rangniederer Bediensteter, der vor all den wichtigen Leuten mit den grausamen Schwüngen niederzuknien habe,
     und zwar wortwörtlich, um den nächsten Ball auf der Übungswiese aufzuteen. Bei strömendem Regen, Hagelschauer und Minusgraden
     müsse man seinen Mann stehen, weil Frieda Müller mit ihren Luftschlägen und Monster-Slices es so will. An all den prestigereichenAmateurturnieren
     darf man nicht mehr teilnehmen, weil es eine strikte Trennung zwischen Profi- und Amateurgolf gibt – und jemand, der sein
     Geld mit Golfunterricht verdient, ist per Definition ein Profi. Und für die echten Profiturniere ist man (ich) natürlich

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