Die kleinen Freuden des Lebens
südlicher, desto verspielter, überragender, ineffektiver. Serben haben
keine Chance gegen uns, Türken haben keine Chance gegen Rumänen. Danach geht es, schwitzend und miefend, in den nahen Biergarten,
wo das Spiel noch einmal Minute für Minute, Schuss für Schuss durchgenommen wird, gewürzt durch das immergleiche Tagesgericht
Leberkäse mit süßem Senf und Kartoffelsalat und dazu eine Riesen-Brezn.Noch etwas gibt es, was mich immer wieder glücklich macht: das Mannschaftsfoto, auf dem wir alle alberne Gesten in Richtung
Kamera machen. Es hängt neben meinem Schreibtisch und erinnert mich an den Tag des Saisonbeginns, als ich mit einem Volleyschuss,
den mir niemand zugetraut hatte, das allererste Tor des Jahres schoss. Das erzähle ich jeden Mittwoch beim Treff im Biergarten.
Und manchmal erzähle ich es auch mir selbst.
Ordentlich gebrühter Kaffee
N ein, kein Cappuccino, kein Espresso, keine Latte Macchiato, sondern ein ganz vernünftiger frischer, heißer Bohnenkaffee.
Wichtige Regel: Durch den Henkel der eigenen Bürokaffeetasse müssen drei Finger passen.
Intensiv-Faulenzing
S tress, Hatz, Termindruck: Das sind die Orden der heutigen Zeit. Gestresste Menschen, das sind die Macher, die Alphatierchen.
Berühmte Zeitgenossen äußern in Interviews immer wieder den Wunsch, »mehr Muße« zu haben, um »die Seele baumeln zu lassen«.
Wir bewundern sie und hätten gern ihren randvollen Kalender.
Alles Quatsch mit Soße. Denn hier kommt die provozierende, möglicherweise alles hinwegfegende These:
Wären alle Menschen faul, wäre die Welt besser.
Faulheit ist die Mutter der Innovation. Hätten fleißige Menschen je das Rad erfunden? Oder gar die Fernbedienung? Johannes
Gutenberg war zu faul, immer nur Bücher abzuschreiben. Carl Benz war zu faul, zu Fuß zu gehen. Faulheit hat die Welt zu einem
lebenswerteren Ort gemacht. Faulheit und Intelligenz, das sind Begriffe, die zusammengehören wie der Sommer und die Sonne.
Selbst faule und zugleich dumme Menschen sind immer noch zu etwas zu gebrauchen. Ronald Reagan zum Beispiel schaffte es als
erster U S-Präsident , nur von 10 bis 17 Uhr zu arbeiten, und am Wochenende nie. In seiner Amtszeit gab es Wohlstand, Glück und höchstensdas eine oder andere Scharmützel, aber keinerlei Irakkrieg.
Am verheerendsten ist demnach die Kombination aus Fleiß und Dummheit. Diese unseligen Arbeitstierchen sitzen in Regierungen,
Unternehmen und Bürokratien, ackern wie die Hamster im Laufrad und stürzen die Welt mit einer Flut von Anweisungen, Verordnungen
und Gesetzen in Chaos und Unglück, weil sie Produktivität für einen Wert an sich halten.
Die Lebenslüge unserer Gesellschaft lautet: Fleißige Menschen sind glückliche Menschen. Napoleon brauchte nur drei Stunden
Schlaf. Er starb kreuztraurig in der Verbannung. Mozart komponierte pro Tag sieben Sinfonien. Kein Wunder, dass er mit 35
starb. Edmund Stoiber galt als fleißigster aller Politiker, der mit seinen Akten sogar ins Bett ging. Glückliche Menschen
sehen anders aus.
Faulsein gilt als subversiv, als anstößig und verdächtig. Wer sich zur Faulheit bekennt, muss mit Verachtung, ja Sabotage
rechnen, wie schon Wiglaf Droste wusste:
In des Daseins stillen Glanz platzt der Mensch mit Ententanz.
Doch wir lassen die Gesellschaft Gesellschaft sein und legen uns in die Hängematte, die hier lediglich als Metapher für unsere
bevorzugte Liegefläche steht (eine Hängematte ist eher unbequem). Die Faulheit ist unser Nahbereichsticket ins Glück.
Über den Brenner fahren
D er Vorhang zu einer anderen Welt öffnet sich. Ein bisschen Italien-Nostalgie tut schließlich immer gut.
Einen vernünftigen, unpeinlichen Klingelton gefunden haben, der einem auch nach zwei Monaten noch nicht auf die Nerven geht
U nter
den hundert Klingeltönen auf meinem Handy ist jedenfalls keiner dabei.
89,4 kg
E ntschuldigen Sie, dass ich Sie mit meinem Gewicht belästige. Aber nach fast zehn Jahren mal wieder die 8 am Anfang stehen
zu sehen, das war ein umwerfend guter Glücksmoment.
Eine gute Idee und ein Laptop
I ch
hoffe, ich habe Sie mit diesem Buch nicht enttäuscht.
Das ist noch nicht das Ende
D as sind meine kleinen Freuden. Aber es gibt viel mehr, zum Beispiel diese hier:
der Duft frisch geschnittenen Holzes
um sein Traumauto herumschleichen
auf dem Berg in der Sonne liegen
ein schlafendes Kind im Arm
ein gutes Geschenk gefunden zu haben
in der Tasche eines Mantels, den man
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