Die kleinen Freuden des Lebens
zurück in die süßlich-malzige Welt.
Pils hat hervorragende sozialverträgliche Eigenschaften. Sein übermäßiger Konsum macht eher schwermütig, während Wein dem
Konsumenten die Zunge lockert. Unerträglich sind in einer vollbesetzten Schankstube die eloquenten Elegien eines weingeschwängerten
Tisches, während die Pilstrinker nur in esoterischem Vokalgegrunze kommunizieren, das für die Umgebung viel bekömmlicher ist
und nicht so dicke daherkommt. Pilstrinker schaffen in ihrem geerdeten Dasein Werke von Dauer, während Weintrinker den Augenblick
lieben, die Flatterhaftigkeit des Drumherums, den Dekor und die Verschleierung.
Pils ist das einzig Wahre. Es ist ehrlich und geradlinig, während Wein über kapriziöse Umwege gefallen will.
Das Pils ist ein guter Freund, vor dem man sich nicht verstellen muss. Man kann dem Glas und dem Genuss ehrlich gegenübertreten.
Pils ist toll, Pils ist Glück. Schade, dass man Bier nicht streicheln kann.
Einen Mörder erraten
I ch bin nicht gut im Verfolgen von Filmhandlungen. Ich bin immer der, der am Ende sagt: Ach, das war die
Schwester
des Opfers? Oder: Ach, das war der
Fahrer
, der
ganz am Anfang
den
Mörder
zum
Flughafen
gebracht hat? Ich kann guten Gewissens sagen, dass ich ›Die üblichen Verdächtigen‹, den wohl verzwicktesten Streifen des Krimigenres,
bis heute nicht endgültig verstanden habe, aber ich tröste mich damit, dass ich nicht allein bin: Selbst Gabriel Byrne, einer
der Hauptdarsteller dieses Oscar-prämierten Films (»Bestes Drehbuch«), war bis zum letzten Drehtag davon überzeugt, niemand
anders als er sei Keyser Soze.
Allerdings ist mir schon ›Derrick‹ zu kompliziert, und ›Tatort‹ begreife ich erst recht nicht. Ich schaue mir die ›Tatort‹-Folgen
nur an, wenn sie in Städten spielen, die ich kenne (namentlich München, Hannover, Konstanz). Straßenzüge erkenne ich nämlich
recht sicher wieder, und diese Stadtführungen mit Blaulicht gefallen mir ganz gut.
Jetzt kommt ein verbotener Satz: Ich bin so schlecht, dass ich schon wieder gut bin. Heißt: Ich bin dermaßen blöde, dass ich
den Drehbuchautoren mit ihren verwickeltenNebenplots und raffinierten Verdachtsspuren ins Nichts gar nicht erst auf den Leim gehen kann. All die Mühen, die Regisseur,
Autor und Darsteller in ihren Thriller investieren, prallen am Felsen der Ignoranz (ich) ab, ohne eine Spur zu hinterlassen.
Vielleicht hat das mit mangelnder Konzentrationsfähigkeit zu tun, dem in den USA berühmten
Attention Deficit Syndrome
, mit dem man die schwache schulische Leistung der Kinder erklären will, ohne das verbotene D-Wort zu benutzen. Ich dagegen bekenne mich. So wie andere Inselbegabungen besitzen, besitze ich Inseldummheiten. Krimis laufen
irgendwie im toten Winkel meines Gehirns ab.
All das ist insofern bemerkenswert, als ich selber Drehbücher schreibe, bislang jedoch relativ erfolglos. Die Producer wollen
immer, dass ich noch einen Nebenstrang, noch einen sinistren Zwerg, noch eine alkoholkranke Liebhaberin einbaue. Herrje, das
ist mir schon beim Schreiben zu kompliziert! Mein idealer Krimi sieht so aus: Zwei Personen sitzen am Küchentisch, plötzlich
fällt die eine tot um. Eine dritte Person kommt in die Küche und ermittelt. Überraschung: Der Mörder ist der, der nicht tot
umgefallen ist. Darübergelegt gute Musik und ein paar nette Dialoge, meinetwegen kann der Kommissar auch wie Schimanski fluchen
oder wie Magnum Ferrari fahren. Und basta.
Diese Inseldummheit bringt aber auch mit sich, dass ich gut darin bin, den Mörder zu finden. Am Anfang des Films zeige ich
auf jemanden und behalte damit meistens recht. Sollen doch die anderen neunzig Minuten lang knobeln: Ich widme mich den Kartoffelchips,
verfolge die Handlung nur halbherzig und kriege am Ende diebewundernden Blicke ab. Das ist wie der kleine Junge, der unter lauter Schachexperten, die sieben Züge im Voraus denken, als
Einziger den völlig simplen Matt-Zug sieht. Die anderen halten mich für wissend. Sie ahnen nicht: Wissen verblendet.
Bei einem italienischen Schlager aufs Geratewohl mitsingen
D as
macht mich glücklich. Meine italienische Frau weniger.
Beim Fußball-Tippspiel im Büro gewinnen
Z u meiner Zeit bei dem Herrenmagazin ›Playboy‹ waren wir fünf Redakteure, von denen einer alle Mannschaften von Preußen Münster
von 1979 bis heute auswendig konnte, der andere hatte keine Probleme, alle deutschen Meister seit Bestehen der
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