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Die Kleptomanin

Die Kleptomanin

Titel: Die Kleptomanin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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winzige eigene Küche mit Bad …«
    Miss Lemon machte eine Pause. Poirot ließ ein ermunterndes Geräusch hören. Bis jetzt schien es ihm ganz und gar nicht wie eine Katastrophengeschichte.
    »Ich war mir nicht ganz sicher, was ich davon halten sollte, aber die Argumente meiner Schwester haben mir eingeleuchtet. Sie war nie der Typ, der den ganzen Tag die Hände in den Schoß legt, sie ist sehr praktisch veranlagt und gut darin, Dinge zu organisieren. Und natürlich musste sie kein Geld investieren oder so etwas. Es war ganz einfach ein bezahlter Job. Nicht sehr gut bezahlt, aber das hatte sie auch gar nicht nötig, und es war keine schwere körperliche Arbeit. Sie hat junge Leute immer gern gemocht und kann gut mit ihnen umgehen, und weil sie so lange im Fernen Osten gelebt hat, hat sie auch ein Gefühl für Rassenunterschiede und für die Empfindlichkeiten der Leute. Denn die Studenten in dem Heim kommen aus allen möglichen Ländern. Die meisten sind zwar Engländer, aber es sind sogar Schwarze dabei, glaube ich.«
    »Ich verstehe«, sagte Hercule Poirot.
    »Heutzutage ist ja anscheinend die Hälfte der Schwestern in unseren Krankenhäusern schwarz«, sagte Miss Lemon skeptisch, »und, soweit ich gehört habe, sind die viel netter und aufmerksamer als ihre englischen Kolleginnen. Aber das tut nichts zur Sache. Wir haben die Angelegenheit durchdiskutiert, und schließlich ist meine Schwester dort eingezogen. Weder sie noch ich haben viel von der Eigentümerin gehalten. Diese Mrs Nicoletis ist eine Frau mit sprunghaften Launen, manchmal charmant, aber manchmal leider auch das genaue Gegenteil. Und sowohl knauserig als auch ohne jeden Sinn fürs Praktische. Aber wenn sie eine kompetente Frau wäre, würde sie ja keine Heimleiterin brauchen. Meine Schwester ist nicht jemand, der sich durch Wutanfälle und Launen aus dem Konzept bringen lässt. Sie weiß sich zu behaupten und lässt keinen Unsinn durchgehen.«
    Poirot nickte. Er fühlte sich bei der Beschreibung von Miss Lemons Schwester in gewisser Weise an Miss Lemon selbst erinnert – eine Miss Lemon, gemildert durch die Heirat und das Klima in Singapur, aber mit demselben harten Kern von Vernunft.
    »Ihre Schwester hat also den Job angenommen?«, fragte er.
    »Ja, sie ist vor etwa sechs Monaten in die Hickory Road 26 gezogen. Im Großen und Ganzen gefiel ihr die Arbeit, und sie fand sie interessant.«
    Hercule Poirot hörte zu. Bis jetzt schien ihm das Abenteuer von Miss Lemons Schwester enttäuschend zahm.
    »Aber seit einiger Zeit macht sie sich große Sorgen. Sehr große Sorgen.«
    »Warum?«
    »Nun ja, Monsieur Poirot, da spielen sich Dinge ab, die ihr einfach nicht gefallen.«
    »Sind die Studenten beiderlei Geschlechts?«, fragte Poirot vorsichtig.
    »O nein, Monsieur Poirot, das meine ich nicht. Auf Probleme in dieser Hinsicht ist man immer vorbereitet, nicht wahr, die erwartet man geradezu! Nein, es ist etwas ganz anderes: Gewisse Dinge sind verschwunden.«
    »Verschwunden?«
    »Ja. Und so seltsame Dinge … Und immer auf so ungewöhnliche Weise.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass sie gestohlen worden sind?«
    »Ja.«
    »Ist die Polizei informiert?«
    »Nein. Bis jetzt noch nicht. Meine Schwester hofft, dass das nicht nötig ist. Sie mag diese jungen Leute – einige jedenfalls –, und es wäre ihr viel lieber, wenn sie diese Angelegenheit selbst in Ordnung bringen könnte.«
    »Ja«, sagte Poirot gedankenvoll. »Das leuchtet mir ein. Aber das erklärt noch nicht, wenn ich das so sagen darf, warum Sie sich Sorgen machen, die eigentlich die Sorgen Ihrer Schwester sind.«
    »Mir gefällt die Geschichte nicht, Monsieur Poirot. Sie gefällt mir ganz und gar nicht. Ich habe das Gefühl, dass hier etwas vorgeht, was ich nicht verstehe. Es gibt keine vernünftige Erklärung für das, was sich da abgespielt hat – und, um ehrlich zu sein, ich habe überhaupt keine Erklärung dafür.«
    Poirot nickte gedankenvoll.
    Miss Lemons Achillesferse war schon immer ihre Phantasie gewesen. Sie hatte keine. Was Tatsachen anging, war sie unschlagbar. Wenn es dagegen um Vermutungen ging, war sie verloren. Es interessierte sie nicht, was Cortez’ Männer gedacht haben mochten, als sie den Golf von Daren erblickten.
    »Also nicht die üblichen kleinen Diebstähle? Ein Kleptomane vielleicht?«
    »Ich glaube nicht. Ich habe das nachgeschlagen«, sagte die gewissenhafte Miss Lemon, »in der Encyclopaedia Br i tannica und in einem medizinischen Fachbuch. Aber das hat mich nicht

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