Die Klinge der Träume
kommen, und hatte es auch erst dann akzeptieren wollen, nachdem er sie darauf hingewiesen hatte, dass jeder von Failes Leuten in seinem oder ihrem Land ein Adliger war. Er hatte das Gefühl, dass sie glaubte, hereingelegt worden zu sein, weil sie die Ränge ihrer Eskorte nicht mit entsprechenden Leuten aufstocken konnte. Diese Seanchaner waren schon ein merkwürdiges Volk. Oh, sie repräsentierten auf jeden Fall verschiedene Seiten, da bestand kein Zweifel. Diese Allianz war auf Zeit begrenzt, ganz zu schweigen davon, dass sie sehr zerbrechlich war, und die Bannergeneralin war sich dessen genauso sehr bewusst wie er.
»Sie haben mir zweimal Unterkunft gewährt, als ich sie brauchte, mir und meinen Freunden, und haben dafür nichts haben wollen«, sagte Perrin bedächtig. »Aber das, woran ich mich im Zusammenhang mit ihnen am deutlichsten erinnere, war, als die Trollocs Emondsfelde umzingelten. Die Tuathaʹan standen mit auf den Rücken geschnallten Kindern auf dem Dorfgrün, den wenigen, die von ihren Kindern überlebt hatten und den unseren. Sie wollten nicht kämpfen - das ist nicht ihre Lebensart -, aber sie waren zu dem Versuch bereit, die Kinder in Sicherheit zu bringen, falls uns die Trollocs überrannt hätten. Unsere Kinder zu tragen hätte sie behindert, eine erfolgreiche Flucht noch unwahrscheinlicher gemacht, als sie ohnehin schon war, aber sie haben um diese Aufgabe gebeten.« Neald hustete peinlich berührt und schaute zur Seite. Seine Wangen röteten sich. Was auch immer er bereits alles gesehen und getan hatte, er war noch ung, gerade mal siebzehn. Diesmal war Balwers schmales Lächeln eindeutig.
»Ich glaube, Euer Leben gäbe eine gute Geschichte ab«, sagte die Generalin, und ihre Miene lud ihn ein, noch mehr zu erzählen.
»Ich wünschte mir, mein Leben wäre ganz normal«, sagte er zu ihr. Ein Mann, der nur Frieden wollte, hatte nichts in Geschichten verloren.
»Eines Tages würde ich gern einige dieser Trollocs sehen, von denen ich immer höre«, sagte Mishima, als die Pause zu lange wurde. In seinem Geruch lag ein Hauch Belustigung, aber er strich auch über den Schwertgriff, möglicherweise unbewusst.
»Nein, würdet Ihr nicht«, sagte Perrin zu ihm. »Früher oder später werdet Ihr Eure Chance bekommen, aber es wird Euch nicht gefallen.« Nach einem Moment nickte der narbige Mann ernst, und die Belustigung verschwand. Er musste endlich daran glauben, dass Trollocs und Myrddraal mehr waren als die Spukgeschichten von Reisenden. Falls er noch Zweifel hatte, es näherte sich der Zeitpunkt, der seine Zweifel für immer auslöschen würde.
Sie betraten Almizar, und als sie auf einen schmalen Karrenweg zum nördlichen Stadtende einbogen, verdrückte sich Balwer. Medore begleitete ihn. Sie war eine hochgewachsene Frau, fast so dunkel wie Tylee, aber mit dunkelblauen Augen. Sie trug dunkle Hosen und einen Männermantel mit rot gestreiften Ärmeln, sowie ein Schwert an ihrer Hüfte. Balwer ritt zusammengesunken, ein Vogel, der unsicher auf einem Sattel hockte, Medore hoch aufgerichtet und stolz, jeder Fuß die Tochter eines Hochlords und Anführerin von Failes Anhängern. Allerdings folgte sie Balwer, statt an seiner Seite zu reiten. Anscheinend schienen Failes Anhänger es akzeptiert zu haben, von dem umständlichen kleinen Mann Befehle zu bekommen. Es machte sie zu einem viel kleineren Ärgernis, als sie einst gewesen waren; tatsächlich machte es sie sogar auf mancherlei Weise nützlich, was Perrin für unmöglich gehalten hätte. Die Bannergeneralin hatte nichts gegen ihr Gehen einzuwenden, auch wenn sie ihnen nachdenklich hinterherschaute.
»Nett von der Lady, die Freundin eines Dieners zu besuchen«, meinte sie nachdenklich. Das war die Geschichte, die Balwer verbreitet hatte, dass er eine Frau gekannt hatte, die in Almizar lebte, und Medore wollte sie besuchen, falls sie noch am Leben war.
»Medore ist eine freundliche Frau«, erwiderte Perrin. »So sind unsere Bräuche, nett zu unserer Dienerschaft zu sein.« Tylee warf ihm einen Blick zu, nur einen, aber er rief sich ins Gedächtnis zurück, sie nicht zu unterschätzen. Es war zu schade, dass er nichts über seanchanische Bräuche wusste, oder sie hätten sich eine bessere Geschichte einfallen lassen. Aber Balwer war wild darauf gewesen - soweit er dazu fähig war-, diese Gelegenheit zu nutzen, um Informationen darüber zu sammeln, was in Amadicia unter den Seanchanern vorging. Perrin konnte dafür kaum Interesse aufbringen. Im Moment
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