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Die Klinge der Träume

Die Klinge der Träume

Titel: Die Klinge der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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hineindrängte. Für ihn bestand die Welt nur aus seinen beiden Messern und den Männern, die sich gegenseitig im Weg standen, um ihn zu erwischen, und seine Klingen zielten nach den Stellen, wo man am heftigsten blutete. Einige dieser Erinnerungen stammten von Männern, die alles andere als nett gewesen waren.
    Und dann, welch ein Wunder, heftig blutend, aber zu erhitzt, um den Schmerz schon vollständig zu spüren, stand er vor dem letzten Gegner, den er zuvor gar nicht bemerkt hatte. Sie war jung und schlank, trug zerlumpte Kleidung, und man hätte sie als hübsch bezeichnen können, wäre ihr Gesicht sauber und ihre Zähne nicht gebleckt gewesen. Der Dolch, den sie von Hand zu Hand warf, wies eine doppelseitig geschliffene Klinge von der zweifachen Länge seiner Hand auf.
    »Du hast keine Chance, das zu Ende zu bringen, worin die anderen zusammen versagt haben«, sagte er zu ihr. »Lauf. Ich lasse dich unbeschadet gehen.«
    Mit dem Aufschrei einer Wildkatze stürzte sie sich auf ihn, hieb und stach um sich. Er konnte nur unbeholfen rückwärts tänzeln und versuchen, sie abzuwehren. Sein Stiefel glitt in einer Blutpfütze aus, und als er stolperte, wusste er, dass er sterben würde.
    Plötzlich war Tuon da, mit der linken Hand packte sie das Handgelenk der jungen Frau - leider nicht das Gelenk der Dolchhand - und verdrehte es, sodass der Arm gerade ausgestreckt nach hinten gerissen wurde. Das Mädchen war gezwungen, sich nach vorn zu krümmen. Und dann spielte es keine Rolle mehr, in welcher Hand sie den Dolch hielt, denn Tuons rechte Handkante blitzte wie eine Axt auf und traf ihre Kehle so hart, dass er Knorpel brechen hörte. Würgend griff sie nach ihrer zerstörten Kehle, dann sackte sie auf die Knie, kippte zur Seite, noch immer heiser nach Atem ringend.
    »Ich habe dir gesagt, du sollst gehen«, sagte Mat, sich nicht sicher, wen der beiden er eigentlich meinte.
    »Ihr habt Euch um ein Haar von ihr umbringen lassen, Spielzeug«, sagte Tuon ernst. »Warum?«
    »Ich habe mir geschworen, nie wieder eine Frau zu töten«, erwiderte er müde. Sein Blut kühlte wieder ab, und beim Licht, er hatte Schmerzen! »Sieht so aus, als hätte ich diesen Mantel ruiniert«, murmelte er und fummelte an einem der blutbesudelten Schlitze herum. Die Bewegung ließ ihn aufstöhnen. Wann war er am linken Arm getroffen worden?
    Ihr Blick schien sich in seinen Schädel zu bohren, und sie nickte, als hätte sie eine Entscheidung getroffen.
    Thom und Selucia standen ein Stück weiter die Straße hinunter, vor dem Grund, warum Tuon noch immer hier war, vor mehr als einem halben Dutzend Leichen, die verkrümmt auf dem Pflaster lagen. Thom hielt ein Messer in jeder Hand und gestattete Selucia, durch den Riss in seinem Mantel eine Wunde an seinen Rippen zu untersuchen. Nach den dunkel glitzernden Flecken auf seinem Mantel zu urteilen, schien er seltsamerweise weniger Verletzungen als Mat zu haben. Mat fragte sich, ob Tuon dort ebenfalls an dem Kampf teilgenommen hatte, aber er konnte an ihr keine Blutflecken entdecken. Selucia hatte einen blutigen Schnitt am linken Arm, der sie aber nicht zu behindern schien.
    »Ich bin ein alter Mann«, sagte Thom plötzlich, »und manchmal glaube ich Dinge zu sehen, die nicht sein können, aber glücklicherweise vergesse ich sie immer.«
    Selucia hielt inne, um ihn kühl anzusehen. Sie mochte eine Dienerin sein, aber Blut schien sie nicht im Mindesten zu stören. »Und was könntet Ihr versuchen zu vergessen?«
    »Ich kann mich nicht erinnern«, erwiderte Thom. Selucia nickte und kümmerte sich wieder um seine Wunden.
    Mat schüttelte den Kopf. Manchmal war er sich nicht ganz sicher, ob Thom noch immer seinen Verstand richtig beisammen hatte. Aber was das anging, schien auch Selucia gelegentlich nicht alle Tassen im Schrank zu haben.
    »Die da wird nicht überleben, um sie der Befragung zu unterziehen«, sagte Tuon und blickte stirnrunzelnd auf die Frau herunter, die zuckend und nach Atem ringend zu ihren Füßen lag. »Und sie kann nicht sprechen, selbst wenn sie es schaffen sollte.« Sie bückte sich geschmeidig, hob den Dolch der Frau auf und trieb ihn ihr hart unterhalb des Brustbeins in den Leib. Der keuchende Kampf nach Luft verstummte; brechende Augen starrten auf den schmalen Streifen Himmel über ihnen. »Eine Gnade, die sie nicht verdient hat, aber ich sehe keinen Sinn in nutzlosem Leiden. Ich habe gewonnen, Spielzeug.«
    »Ihr habt gewonnen? Was meint Ihr?«
    »Ihr habt mich zuerst mit

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