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Die Klinge der Träume

Die Klinge der Träume

Titel: Die Klinge der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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äh, ›ihn der Katze ausgeliefert hat‹, wie man auf der Straße so sagt, in der Hoffnung, sein eigenes Urteil wegen eines dritten gewalttätigen Raubüberfalls mildern zu können.« Daran würde jeder Dieb Interesse haben. Nicht nur dauerte das Auspeitschen länger, das auf die Stirn eingebrannte Diebesmal wäre viel schwieriger zu verbergen gewesen als das Zeichen auf dem Daumen bei der zweiten Verurteilung. »Jeder, der einer Gefangennahme so lange entwischt ist wie Meister Hark hier, sollte die Aufgabe erledigen können, die ich für ihn im Sinn habe.«
    »Ich bin unschuldig, das bin ich, meine Lady.« Hark legte die Hand an die Stirn, die Eisenglieder seiner miteinander verbundenen Ketten klirrten. Er zeigte ein einschmeichelndes Lächeln. Er sprach sehr schnell. »Das sind alles Lügen und Zufälle, jawohl. Ich bin ein guter Anhänger der Königin, das bin ich. Ich trug die Farben Eurer Mutter bei den Aufständen, meine Lady. Nicht dass ich an Tumulten teilgenommen hätte, müsst Ihr wissen. Ich bin Schreiber, wenn ich Arbeit habe, was im Moment nicht der Fall ist. Aber ich trug ihre Farben an der Mütze, damit alle sie sehen konnten, jawohl.« Der Bund übertrug Birgittes Unglauben.
    »Meister Harks Räume enthielten Truhen voller sauber aufgeschnittener Geldbeutel«, fuhr der Erste Schreiber fort.
    »Tausende, meine Lady. Buchstäblich Tausende. Ich schätze, er bedauert es nun, äh .. . Trophäen behalten zu haben. Die meisten Beutelschneider haben genug Verstand, den Geldbeutel so schnell wie möglich wieder loszuwerden.«
    »Ich hebe sie auf, wenn ich einen finde, das tue ich, meine Lady.« Hark breitete die Hände aus, so weit es die Eisen erlaubten, und zuckte mit den Schultern, die personifizierte verletzte Unschuld. »Vielleicht war das dumm, aber ich habe darin keinen Schaden gesehen. Nur ein harmloses Vergnügen, meine Lady.«
    Frau Harfor schnaubte laut, ihr war ihre Missbilligung deutlich anzusehen. Hark schaffte es, noch verletzter auszusehen.
    »In seinen Zimmern fand man außerdem Münzen im Wert von über einhundertzwanzig Goldkronen, die unter den Bodendielen, in Wandlöchern, in den Tragebalken und überall sonst versteckt waren. Seine Erklärung dafür« - Norry hob die Stimme, als Hark wieder den Mund öffnete - »lautet, dass er Bankiers misstraut. Er behauptet, das Geld sei eine Erbschaft von einer alten Tante aus Vier Königen. Ich persönlich habe jedoch meine Zweifel, dass die Magistrate in Vier Königen eine derartige Erbschaft registriert haben. Der Magistrat, der seinen Fall bearbeitet hat, sagte, es schien ihn überrascht zu haben, dass Erbmassen registriert werden.« Tatsächlich verblich Harks Lächeln etwas, als er daran erinnert wurde. »Er behauptet, für einen Kaufmann namens Wilbin Saems gearbeitet zu haben, bis vor Saems Tod vor vier Monaten, aber Meister Saems Tochter führt das Geschäft weiter, und weder sie noch die anderen Schreiber können sich an einen Samwil Hark erinnern.«
    »Sie hassen mich, jawohl, meine Lady«, sagte Hark mürrisch. Er umklammerte die Kette. »Ich hatte Beweise gesammelt, wie sie den guten Meister bestahlen - seine eigene Tochter, stellt Euch das nur vor! -, aber er starb, bevor ich sie ihm übergeben konnte, und man warf mich ohne Zeugnis oder auch einen Pfennig hinaus, jawohl. Sie haben verbrannt, was ich gesammelt habe, verprügelten mich und warfen mich hinaus.«
    Elayne tippte sich nachdenklich ans Kinn. »Ein Schreiber, sagt Ihr. Die meisten Schreiber drücken sich gewandter aus als Ihr, Meister Hark, aber ich gebe Euch die Chance, Eure Behauptung zu beweisen. Meister Norry würdet Ihr einen Schoßtisch holen lassen?«
    Norry lächelte schmal. Wie schaffte es der Mann, ein Lächeln so trocken erscheinen zu lassen. »Das ist unnötig, meine Lady Der zuständige Magistrat hatte die gleiche Idee.« Zum allerersten Mal zog er in ihrer Gegenwart ein Blatt Papier aus der an seine Brust gedrückten Mappe. Eigentlich hätten Fanfaren ertönen müssen! Harks Lächeln erlosch vollständig, als er zusah, wie das Blatt von Norrys Hand in die ihre überwechselte.
    Sie brauchte nur einen Blick. Ein paar schiefe Reihen bedeckten kaum die Hälfte der Seite, die Buchstaben waren krakelig und unbeholfen. Kaum mehr als ein halbes Dutzend Worte waren überhaupt lesbar, und die auch nur mit Mühe.
    »Kaum die Schrift eines Schreibers«, murmelte sie. Sie gab Norry das Blatt zurück und versuchte ein strenges Gesicht zu machen. Sie hatte miterlebt, wie ihre

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