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Die Klinge der Träume

Die Klinge der Träume

Titel: Die Klinge der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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noch, wenn Arymilla damit prahlte, musste sie davon überzeugt sein, dass das bald geschah. Die Frau war in vielerlei Hinsicht eine Närrin, aber es wäre ein Fehler, sie völlig zu unterschätzen. Sie hätte es mit ihrem Anspruch nicht so weit gebracht, wäre sie völlig unfähig gewesen.
    »Das ist Eure gute Nachricht?«, sagte Birgitte. Auch sie erkannte den tieferen Sinn. »Eine Andeutung, wann es so weit ist, wäre hilfreich.«
    Reene breitete die Hände aus. »Arymilla gab Skellit einst mit eigener Hand eine Goldkrone, meine Lady. Er gab sie mir als Beweis, dass er sich geändert hat.« Kurz presste sie die Lippen zusammen; Skellit war dem Galgen entgangen, aber Vertrauen würde er nie wieder zurückgewinnen können. »Das war das einzige Mal, dass der Mann zehn Schritte in ihrer Nähe war. Er muss sich mit dem zufrieden geben, was er von anderen aufschnappen kann.« Sie zögerte. »Er hat große Angst, meine Lady. Die Männer in diesen Lagern sind davon überzeugt, die Stadt in wenigen Tagen erobert zu haben.«
    »Angst genug, um die Seite ein drittes Mal zu wechseln?«, fragte Elayne leise. Zu der anderen Sache gab es nichts mehr zu sagen.
    »Nein, meine Lady. Sollten Naean oder Arymilla erfahren, was er getan hat, ist er ein toter Mann. Und das weiß er auch. Aber er hat Angst, dass sie es erfahren werden, sollte die Stadt fallen. Ich glaube, er wird sich bald aus dem Staub machen.«
    Elayne nickte grimmig. Söldner waren nicht die einzigen Ratten, die vor Feuer flüchteten. »Habt Ihr irgendwelche guten Neuigkeiten, Meister Norry?«
    Der Erste Schreiber hatte ganz ruhig dagestanden, an seiner Ledermappe herumgefummelt und sich den Anschein gegeben, als würde er Reene nicht zuhören. »Ich glaube, ich kann Frau Harfor überbieten, meine Lady.« In seinem Lächeln hatte ein Hauch von Triumph gelegen; es war schwer zu sagen. In letzter Zeit hatte er selten etwas Besseres als sie zu berichten gehabt. »Ich habe einen Mann, von dem ich glaube, dass er Mellar erfolgreich verfolgen kann. Darf ich ihn reinbringen lassen?«
    Nun, das war eine ausgezeichnete Neuigkeit! Fünf Männer waren bei dem Versuch gestorben, Doilin Mellar bei seinen nächtlichen Ausflügen in die Stadt zu folgen, und der »Zufall« war kaum noch glaubwürdig. Beim ersten Mal hatte es den Anschein gehabt, dass der Verfolger einem Straßenräuber in die Quere gekommen war, und Elayne hatte sich nichts dabei gedacht und für die Witwe des Mannes eine Pension verfügt. Die Garde hatte das Verbrechen gewissermaßen unter Kontrolle gebracht - abgesehen von den Brandstiftungen -, aber Räuber benutzten die Dunkelheit als Schutz, um sich darin zu verbergen. Bei den anderen vier schien das Gleiche geschehen zu sein; sie waren mit einem Stich getötet worden und man hatte ihre Geldbeutel geleert, aber so gefährlich die Straßen nachts auch sein mochten, so ein Zufall schien kaum möglich.
    Als sie nickte, eilte der dürre alte Mann zur Tür und öffnete einen Flügel, um den Kopf herauszustrecken. Sie konnte nicht hören, was er sagte - die Abschirmung verhinderte das -, aber ein paar Minuten später trat ein stämmiger Gardist ein und stieß einen schlurfenden Mann mit Eisen um Hand- und Fußgelenke vor sich her. Alles an dem Gefangenen schien… durchschnittlich. Er war weder dick noch dünn, nicht groß und nicht klein. Sein Haar war braun, seine Augen auch. Sein Gesicht war so gewöhnlich, dass sie bezweifelte, es beschreiben zu können. Nichts war markant. Seine Kleidung war genauso unauffällig, ein einfacher brauner Mantel und Hosen, die beide nicht aus dem besten Tuch, aber auch nicht aus dem schlechtesten gemacht waren, etwas zerknittert und hier und da leicht verschmutzt, ein leicht verzierter Gürtel mit einer schlichten Metallschnalle, die in Caemlyn zehntausend Zwillinge haben mochte. Kurz und gut, nichts an ihm war bemerkenswert. Birgitte bedeutete dem Gardisten, den Kerl ein Stück vor den Stühlen stehen zu lassen, und befahl ihm, draußen zu warten.
    »Ein verlässlicher Mann«, sagte Norry und sah dem Gardisten hinterher. »Afrim Hansard. Er hat Eurer Mutter treu gedient und weiß, wie man den Mund hält.«
    »Ketten?«, fragte Elayne.
    »Das ist Samwil Hark, meine Lady«, sagte Norry und betrachtete den Mann mit einer Art Neugier, die er möglicherweise einem unbekannten und seltsam geformten Tier entgegengebracht hätte. »Ein erstaunlich erfolgreicher Beutelschneider. Die Garde hat ihn nur gefangen, weil ein anderer Schurke…

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