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Die Klinge der Träume

Die Klinge der Träume

Titel: Die Klinge der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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hatte.
    Es hatte den Anschein, als würden sämtliche ihrer adligen Gäste einen Spaziergang machen, und wenn sie sie grüßten, musste sie stehen bleiben und zumindest ein paar Worte wechseln. Sergase Gilbearn, klein und schlank in ihrem grünen Reitgewand, die ihre ganzen zwanzig Waffenmänner in ihren Diensten mitgebracht hatte, und der zähe alte Kelwin Janevor in seinem diskret gestopften blauen Wollmantel, der mit zehn gekommen war, wurden genauso freundlich behandelt wie der dürre Barel Layden und die stämmige Anthelle Sharplyn, obwohl sie ein Hoher Herr und eine Hohe Herrin waren, wenn auch von unbedeutenden Häusern. Sie alle waren zu ihrer Unterstützung geritten gekommen mit dem, was sie zusammenkratzen konnten, und keiner war umgekehrt, nachdem man ihm die Lage erklärt hatte. Aber vielen war ihr Unbehagen anzusehen.
    Niemand äußerte sich dazu - sie alle hatten nur gute Wünsche und hofften auf eine schnelle Krönung und wie geehrt sie waren, ihr folgen zu können -, aber die Sorge stand ihnen ins Gesicht geschrieben. Arilinde Branstorm, die normalerweise so überschwänglich war, dass man glauben konnte, ihre fünfzig Waffenmänner würden allein das Ruder zu Elaynes Gunsten herumreißen, war nicht die einzige Frau, die auf der Unterlippe herumkaute, und Laerid Traehand, stämmig und zurückhaltend und für gewöhnlich so phlegmatisch wie ein Stein, war nicht der einzige Mann mit gefurchter Stirn. Selbst die Neuigkeiten über Guybon und der von ihm gebrachten Hilfe rief nur flüchtiges Lächeln hervor, das schnell von neuem Unbehagen verdrängt wurde.
    »Glaubst du, die haben von Arymillas Zuversicht gehört?«, fragte sie in einer der kurzen Pausen, in denen sie keine Verbeugungen oder Knickse erwiderte. »Nein, das würde nicht reichen, um Arilinde oder Laerid zu beunruhigen.« Die beiden wären vermutlich nicht mal dann aufgebracht, wenn sich Arymilla mit dreißigtausend Mann innerhalb der Stadtmauern befinden würde.
    »Das würde es nicht«, bestätigte Birgitte. Sie blickte sich um, um sich zu vergewissern, wer außer den Gardistinnen zuhören konnte, bevor sie fortfuhr. »Vielleicht machen sie sich über das Sorgen, was mir Sorgen bereitet. Du hast dich bei unserer Rückkehr nicht verlaufen. Oder vielmehr, es war nicht deine Schuld.«
    Elayne hielt inne, um ein paar Worte mit einem grauhaarigen Pärchen zu wechseln, dessen Wollkleidung wohlhabenden Bauern gut gestanden hätte. Brannin und Elvaine Martans Gutshaus hatte große Ähnlichkeit mit einem großen Bauernhaus und beherbergte Generationen unter seinem Dach. Ein Drittel ihrer Waffenmänner waren ihre Söhne und Enkel, Neffen und Großneffen. Nur jene, die zu jung oder zu alt zum Reiten waren, hatte man zurückgelassen, um sich um die Aussaat zu kümmern. Sie hoffte, dass die beiden nicht das Gefühl hatten, abgekanzelt worden zu sein, aber sie ging fast in dem Moment weiter, in dem sie schwiegen. »Was meinst du damit, es war nicht meine Schuld?«, wollte sie wissen., »Der Palast ist… verändert.« Einen Augenblick lang war Verwirrung in dem Bund. Birgitte verzog das Gesicht. »Es klingt verrückt, ich weiß, aber es ist so, als wäre das ganze Gebäude nach einem leicht veränderten Bauplan entstanden.« Eine der Gardistinnen der Vorhut kam aus dem Tritt, fing sich aber wieder. »Ich habe ein gutes Erinnerungsvermögen…« Birgitte zögerte, der Bund füllte sich mit allen möglichen Gefühlen, die schnell unterdrückt wurden. Die meisten ihrer Erinnerungen an vergangene Leben hatten sich so sicher aufgelöst wie der Schnee vom Winter. Aus der Zeit vor der Gründung der Weißen Burg war nichts mehr übrig geblieben, und die vier Leben, die sie zwischen diesem Zeitpunkt und dem Ende der Trolloc-Kriege gelebt hatte, fingen an, zu Fragmenten zu zerfallen. Nur wenig schien ihr Angst machen zu können, aber sie fürchtete sich davor, den Rest zu verlieren, vor allem ihre Erinnerungen an Gaidal Cain. »Ich vergesse keinen Weg, den ich einmal gegangen bin«, fuhr sie fort, »und manche dieser Korridore sind nicht mehr die gleichen wie früher. Einige Gänge sind… verschoben worden. Andere gibt es gar nicht mehr, und ein paar sind neu. Soweit ich es ergründen konnte, spricht niemand darüber, aber ich glaube, die alten Leute schweigen darüber, weil sie Angst haben, den Verstand zu verlieren, und die jüngeren haben Angst, ihre Stellungen zu verlieren.«
    »Das ist doch…« Elayne machte den Mund zu. Offensichtlich war das doch nicht

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