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Die Klinge des Löwen 01

Die Klinge des Löwen 01

Titel: Die Klinge des Löwen 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Weil
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wurde abermals von einem unguten Gefühl
erfaßt. Er liebte es nicht, wenn jemand allzu lange um den
heißen Brei herumredete, und Hutter war bekannt dafür,
unangenehme Botschaften mit einer nebensächlichen Vorrede zu
garnieren.
    "Was ist denn
der Grund Eures Besuches?" fragte er deshalb unvermittelt. Und
um den herrschaftlichen Boten zu einer entsprechenden Antwort zu
zwingen, setzte er mit Nachdruck hinzu: „So schlimm, daß
Ihr es nicht über die Lippen bringt, wird es wohl nicht sein?“
    Die in fast barschem
Ton gestellte Frage löste bei Anselm endlich die Zunge. „Schlimm
genug, Herr Dietrich, schlimm genug! Aber das werdet Ihr von Graf Max
erfahren, er wünscht Euch sofort zu sprechen. Brecht also gleich
zur Burg auf.“
    Dietrich rieb sich
mit der rechten Hand den Nasenrücken, eine Gewohnheit, die ihn
meistens überkam, wenn er Unannehmlichkeiten auf sich zukommen
fühlte. „Wißt Ihr denn nicht, was er von mir will?“
    Der Kämmerer
hob die Hände. „Allzu viel weiß ich in der Sache
nicht. Urban von Geroldseck scheint wieder einmal Ärger zu
machen. Es heißt, er habe unserem Herrn die Fehde erklärt.“
    „ Was meint Ihr mit 'es
heißt'? Habt Ihr als engster Vertrauter unseres Burgherrn
keinen Fehdebrief zu Gesicht bekommen?“
    Anselm zuckte die
Schultern und schüttelte betrübt den Kopf. „Ich habe
nichts dergleichen gesehen. Vielleicht wurde die Botschaft mündlich
überbracht.“
    Wieder fuhr sich
Dietrich nachdenklich über die Nase. „Es würde diesem
Stier Urban ähnlich sehen, alle Regeln zu mißachten!“
    Der andere nickte
und sagte ergeben: „Leicht war es nie mit dem Geroldsecker.“
    „ Das ist wahrhaftig keine
gute Nachricht“, murmelte Dietrich und starrte finster vor sich
hin. Da war sie - die befürchtete Hiobsbotschaft! Ihm schwante,
daß er wohl seine Felder im Stich lassen mußte, um seinem
Lehnsherrn bei einem Waffengang zur Seite zu stehen. Mühsam den
aufsteigenden Ärger unterdrückend, hob er den Kopf zu dem
wartenden Reiter. „Nun gut. Geht und sagt Eurem Herrn, ich
werde in Kürze auf der Burg sein!“
    Anselm Hutter nickte
mit sorgenvoller Miene und wandte schweigend sein Roß. Mit
düsterem Blick verfolgte Dietrich, wie er das Tier vorsichtig
durch das teilweise moorige Künzigvorland lenkte und dann
entlang dem Bergausläufer den Weg zur Ortenburg einschlug. Als
er schließlich hinter der Wegbiegung verschwunden war, wandte
Dietrich sich wieder den Feldarbeitern zu, um seine Anordnungen zu
treffen.
    Er winkte seinen
Knecht Bartholomäus, einen hageren, mittelgroßen Mann von
etwa fünfundsechzig Jahren, zu sich. „Übernimm die
Aufsicht, Bartl, man ruft mich zur Burg. Wenn ihr mit dem Einsäen
der Gerste hier fertig seid, dann begebt euch zum Osthang und
bereitet den Boden vor.“
    „ Sollen wir auch dort schon
mit der Einsaat beginnen, Herr?“ fragte der Alte, während
ihm die Schweißtropfen über das gerötete Gesicht und
in die grauen Bartstoppeln liefen.
    "Ich weiß
nicht recht", entgegnete Dietrich unschlüssig. "Was
meinst du?"
    Der Knecht zog
umständlich ein Schweißtuch aus dem Gürtel und fuhr
sich damit über Gesicht und Nacken.
    „ Ich würde damit noch
warten, Herr. Dem Wetter ist nicht zu trauen. Immerhin haben wir erst
Anfang April, und der Boden trocknet drüben spät.“
    Der junge Ritter
nickte. "Du hast wohl recht. Dann belaßt es für heute
dabei, dort den Boden aufzubrechen."
    Bartholomäus
nickte und begab sich zurück zu den anderen. In der fast
sommerwarmen Luft schwebte lautlos ein Schwarm Saatkrähen über
seinen Kopf hinweg und ließ sich auf einem der besäten
Felder nieder. Eilig begannen die schwarzen Vögel von der noch
nicht mit Erde bedeckten Saat zu naschen. Da und dort schluckten sie
auch einen freigelegten Regenwurm oder zerhackten flüchtende
Käfer. Sie verschlangen, was ihnen in den Weg kam. Lange konnten
sie an der reich gedeckten Tafel aber nicht schmausen, denn einer der
eingesetzten Hütebuben vertrieb sie schließlich mit
Geschrei und geschickt geschleuderten Erdklumpen, die zwischen den
gefiederten Eindringlingen zerplatzten und sie zwangen, sich in
Sicherheit zu bringen.
    Dietrich sah sich
suchend nach seinem Rappen Titus um. Er entdeckte ihn in einer
entfernten Grasmulde auf dem oberen Teil des Hanges, in der Nähe
des Waldes.
    „ Natürlich“,
murmelte er und grinste. „Immer da, wo das beste Gras wächst!“
    Er schob Daumen und
Zeigefinger kreisförmig zwischen seine Lippen und ließ
einen kurzen Pfiff

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