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Die Klinge des Löwen 01

Die Klinge des Löwen 01

Titel: Die Klinge des Löwen 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Weil
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Mantelkamin auf und ab schreiten, in dem trotz der im
Freien herrschenden Wärme ein Feuer prasselte. Etwas entfernt
von der Feuerstelle stand ein Eisengestell, gefüllt mit
Holzscheiten. Nahe dem offenen Kamin standen ein Tisch mit einem
unbenutzten Schachspiel und zwei mächtige braune Armsessel aus
Nußbaumholz.
    Während Dietrich sich näherte, fuhr der Burgherr fort, nervös hin
und her zu gehen, als habe er den Besucher noch nicht bemerkt. Dieses
Verhalten wiederum verstimmte Dietrich, der sich in dem riesigen Saal
ohnehin nicht sonderlich heimisch fühlte. Jedesmal, wenn er die
Halle mit ihrer schweren dunklen Decke aus Eichenbalken und
dazwischen quadratisch eingefügten Vertäfelungen aus
Nußbaumholz betrat, überkam ihn für einen Moment ein
bedrückendes Gefühl. Er warf einen mißtrauischen
Blick auf den mächtigen Längsbalken, der die Decke stützte,
indem er selbst auf zwei starken, mit Schnitzereien verzierten
Holzsäulen ruhte. Nein, gemütlich fand Dietrich solch
großartig aufgemachte Räume nicht. Da fühlte er sich
in seiner eigenen, wenn auch bescheidenen Behausung wesentlich
wohler!
    Graf Max blickte
erst auf, als die Schritte des Besuchers nicht mehr zu überhören
waren, und gab sich überrascht. „Ah, Dietrich, gut, daß
du da bist! Komm, tritt näher.“
    Während er das
sagte, blickte er wie verlegen zur Seite, als sei er unsicher, ob der
Gast ihm auch den Respekt zollen würde, der ihm als hochrangigem
Edelmann gebührte. Er war nicht ganz mittelgroß, von
gedrungener, kräftiger Gestalt. Das schüttere schwarze Haar
des jetzt fast siebenundvierzigjährigen Grafen, das er kurz und
nach hinten gekämmt trug, wies noch keinerlei graue Strähnen
auf. Ein zaghaftes Lächeln erschien auf seinem glattrasierten
Gesicht, als er jetzt zwei Schritte auf den Besucher zuging. Dietrich
sah in zwei große, ernst blickende braune Augen, deren
schwermütiger Ausdruck in seltsamem Kontrast zu dem etwas klobig
wirkenden Kinn und der kräftigen Nase stand.
    Der Graf trug eine
scharlachrote, über die Knie reichende Tunika, die mit
goldfarbener Seide gesäumt war. Der mit Diamanten belegte
lederne Gürtel wurde teilweise verhüllt durch einen
handbreit bauschig darüber fallenden Teil des Kleides. Seine
Beine waren mit eng anliegenden dunkelblauen Beinlingen bedeckt, und
seine Füße steckten in hellbraunen weichen Stiefeln aus
Hirschleder, deren umgestülpter Schaft ihm knapp bis zu den
kräftigen Waden reichte.
    "Wir haben
etwas sehr Ernstes miteinander zu besprechen", sagte der Graf,
wobei sein Lächeln einer düsteren Miene wich. "Komm,
laß uns ins Helle gehen!"
    Er legte die Linke
mit scheinbar väterlicher Geste auf Dietrichs Schulter und
steuerte mit ihm auf eines der zweilichtigen Rundbogenfenster zu,
vorbei an den Wandbildern des letzten Kreuzzuges und an den
zahlreichen Wappen und Waffen, die die Saalwände zierten.
    „ Ja, mein Lieber, auf uns
kommen ungewisse Zeiten zu“, sagte der Burgherr in einem Ton,
als wüßte er bestimmt, daß die Welt demnächst
untergehe. Er ließ seinen Besucher los und trat allein in die
mannshohe Fensternische, von der aus er sinnend in den Burghof
starrte.
    Dietrich wußte,
daß sein Lehnsherr niemals sofort zur Sache kam, und blieb
schweigend vor der Nische stehen. Er ging deshalb auch nicht auf die
Bemerkung seines Gastgebers ein, sondern begann die neuartigen
Glasfenster zu betrachten, mit denen Graf Max die oberen Wohnräume
und den Rittersaal des Palas hatte ausstatten lassen. Das grünliche
Glas der bleigefaßten Butzenscheiben filterte die
hereinfallenden Sonnenstrahlen und hüllte den Raum in ein
weiches, unbestimmtes Licht.
    'Eine feine
Einrichtung, diese neumodischen Fenster', dachte er, denn er fand,
daß sie den Raum gemütlicher machten; daß sie von
zahlreichen Fliegen bevölkert waren, die geräuschvoll, aber
vergeblich nach einem Ausgang suchten, störte ihn im Moment
nicht. Immerhin ließ diese Art von Lichtöffnung das
Tageslicht zu jeder Jahreszeit herein, im Gegensatz zu den
üblicherweise als Kälteschutz verwendeten Holzläden,
die man im Winter geschlossen halten mußte, wollte man während
der grimmig kalten Tage sich nicht die Nase erfrieren. Waren solche
Glasfenster gut eingepaßt, hielten sie Wind und Frost genauso
gut oder sogar besser ab, auf jeden Fall besser als das gewachste
Leinen, das in seinem eigenen Haus vor die Fensteröffnungen
gespannt war.
    „ Ja, mein Lieber“,
wiederholte der Burgherr nach einer Weile. „Du weißt

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