Die Klinge: Roman (German Edition)
Badezimmertür. Albert reichte ihn ihr. Sie schlüpfte hinein, zog ihn vorn zu und schloss langsam die Knöpfe.
»Du gehst vor«, befahl er.
Mit der Schnur in der Hand folgte er ihr aus dem Bad.
Irgendwie wirkte sie in dem Morgenmantel kleiner und zerbrechlicher. Ihre Beine, unterhalb des Saums, sahen verfroren aus.
Sie humpelte langsam durch den Flur, die Treppe hinab und durch den anderen Flur zur Küche.
Albert genoss es, ihr beim Laufen zuzusehen. Er hatte schon viele Frauen von hinten beobachtet. Frauen in Röcken, unter denen man die Beine fast bis zum Schritt sehen konnte; Frauen in Hosen, die wie Röcke aussahen, jedoch zwischen den Schenkeln verbunden waren; Frauen in so weiten Shorts, dass man wahrscheinlich alles sehen konnte, wenn man durch die Hosenbeine blickte; Frauen in winzigen Shorts, die sich eng an die Hinterbacken schmiegten und blasse Halbmonde freiließen; Frauen in weiten Cordhosen oder Jeans; andere in Hosen, die so eng waren, dass sich die Unterwäsche darunter abzeichnete – oder eben nicht, was noch besser war. Immer mit offensichtlicher Nacktheit darunter. Immer der Drang, eine Hand unter den Rock oder in den Bund der Hose zu schie ben. Immer der Drang, aber nie die Möglichkeit.
Bis jetzt.
Albert zog an der Schnur.
Charlene wurde zurückgerissen. Sie hielt sich am Kühlschrankgriff fest, um nicht zu stürzen.
»Bleib da stehen«, sagte Albert.
Er ließ die Wäscheleine auf den Boden fallen, ging hin ter ihr in die Hocke und griff unter den Morgenmantel. Die Luft darunter fühlte sich wärmer an. Er ließ eine Hand an der weichen Innenseite ihres linken Beins hinaufgleiten.
Charlene rührte sich nicht. Sie schien den Atem anzuhalten.
Wo die Schenkel sich trafen, spürte Albert ihre Wärme auf beiden Seiten seiner Hand.
Er schob die Hand höher.
Sie versteifte sich plötzlich, als hätte sie sich verbrannt, aber weder protestierte sie, noch wehrte sie sich.
»Du weißt es besser«, flüsterte Albert.
»Was?«
»Als gegen mich zu kämpfen.«
Er ließ die Hand zwischen ihren Beinen, stand auf und drückte sich gegen ihren Rücken. Mit dem anderen Arm griff er um sie herum. Er öffnete einen Knopf, steckte die Hand in den Morgenmantel und knetete eine ihrer Brüste.
Charlene drückte das Gesicht gegen den Kühlschrank. »Es ist nichts mehr übrig, wofür es sich zu kämpfen lohnt«, murmelte sie mit müder Stimme.
»Du könntest versuchen, zu entkommen«, schlug Albert vor. »Die Tür ist gleich da vorn.«
»Ich kann nicht entkommen«, sagte sie.
»Ich weiß.«
Während er Charlene mit beiden Händen erkundete und streichelte, spürte er das Gewicht des Messers in seinem Morgenmantel.
Ich könnte sie jetzt sofort erledigen.
Aber ich will sie noch behalten. Ich will nicht, dass das alles vorbei ist. Ich will, dass es niemals endet.
Außerdem, wer soll mir dann Frühstück machen?
Er ließ Charlene los, trat zurück und hob die Wäscheleine auf. Dann ging er zum Küchentisch. Er zog einen Stuhl hervor und setzte sich.
Charlene stand zwischen ihm und der Küchentür.
In der oberen Hälfte der Tür befanden sich vier Glasscheiben. Sonnenlicht fiel hindurch und brannte in sei nen Augen, wenn er Charlene ansah. Er wünschte, er hätte eine Sonnenbrille.
»Ich will meinen Schinken knusprig«, sagte er. »Es gibt nichts Schlimmeres als schlaffen Schinken.«
Sie hob den Kopf und öffnete die Kühlschranktür.
»Ich glaube, du musst ihn bei niedriger Temperatur braten«, sagte er blinzelnd, als sie eine flache Dose herausnahm und den Kühlschrank schloss. Sie klappte die Dose auf und ging damit zur Arbeitsfläche. Wenn sie dort stand, blendete ihn das Sonnenlicht nicht mehr.
Viel besser. Er konnte sie jetzt viel besser betrachten.
Sie bückte sich und zog eine große Bratpfanne aus einem Schrank. Dann verteilte sie die Schinkenstreifen in der Pfanne.
»Wenn es zu heiß ist«, sagte Albert, »verbrennt der Schinken. Dann schmeckt er wie Sägemehl. Ich kann ver brannten Schinken nicht ausstehen. Da ist er schlaff sogar noch besser.«
»Ich mache es nicht zu heiß«, sagte Charlene mit ihrer leisen Stimme. »Aber es dauert dann länger.«
»Ich hab es nicht eilig.« Er rutschte auf dem Stuhl nach vorn und schlug die Beine übereinander. »Wir werden noch reichlich Zeit haben, egal, wie lange das Frühstück dauert.«
»Wie viele Scheiben willst du?«
»Wie viele passen in die Pfanne?«
»Sechs. Aber sie schrumpfen zusammen.« Sie ging mit der Pfanne zum Herd. »Ich
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