Die Klinge: Roman (German Edition)
Haut. Doch weil er befürchtete, der Mantel könnte Feuer gefangen haben, warf er das Messer zu Boden, riss sich den Mantel vom Leib und wirbelte ihn nach vorn.
Er brannte nicht.
Sie hat mich verfehlt!
Erst dann wandte sich Albert um und blickte in die brennende Küche. Durch das Feuer und den schwarzen Rauch sah er Charlene.
Auf den Beinen.
Sie blickte über die Schulter zu ihm und wollte die Tür zum Garten hinter dem Haus öffnen.
Sie wird entkommen!
Albert spürte einen schmerzhaften Stich in den Eingeweiden, der ihn beinahe zusammenklappen ließ.
»Du Schlampe!«, brüllte er.
Es gab nur eine Möglichkeit, sie aufzuhalten. Er musste mitten durch die Küche rennen.
Und mir den Arsch verbrennen? Nein danke.
Die Tür flog auf, und Charlene stürmte hinaus.
Albert überlegte, ob er es schaffen könnte, durch die Vordertür hinauszulaufen und sie im Garten einzufangen.
Vergiss es!
Selbst wenn er sie in die Finger bekäme, würde es dort bald von Feuerwehrleuten und Polizisten wimmeln.
Ich muss hier raus!
Die Autoschlüssel sind oben!
Keine Zeit!
Albert schnappte sich das Springmesser vom Boden. Er klemmte es sich zwischen die Zähne. Während er wieder in den Morgenmantel schlüpfte, rannte er zur Vordertür. Er riss sie auf und lief über den Rasen zum Nachbarhaus.
Zu nah!
Albert rannte an dem Haus vorbei. Er hielt sich den Man tel zu und sprintete die Straße entlang bis zum Eckhaus. Taumelnd kam er auf der Eingangstreppe zum Stehen.
Das ist weit genug, dachte er. Zumindest für eine Weile.
Als er den Stoffgürtel des Morgenmantels zuband, bemerkte er, dass er das Messer noch immer zwischen den Zähnen hielt.
Sehr clever.
Du passt auf, dass dein Schwanz nicht raushängt, läufst aber mit einem beschissenen Messer im Mund durch die Stadt!
Doch er hatte niemanden gesehen. Vielleicht hatte ihn auch keiner gesehen.
Seine Kiefermuskeln waren vor Anstrengung verkrampft.
Er nahm das Messer aus dem Mund, entriegelte die Klinge und klappte sie ein. Dann schob er das Messer in die rechte Manteltasche.
Nachdem er sich vergewissert hatte, dass der Morgenmantel wirklich geschlossen war, hämmerte er gegen die Tür. »Hilfe!«, rief er. »Feuer!«
Er wartete ein paar Sekunden, dann klopfte er erneut.
»Feuer!«, schrie er.
Die Tür wurde geöffnet. Eine hagere Frau mit Lockenwicklern und einem rosafarbenen Bademantel stand auf der Schwelle. Ihre Augen wirkten gehetzt hinter der Draht gestellbrille.
Ehe sie etwas sagen konnte, sprang Albert sie an und warf sie zu Boden. Er landete hart auf ihr und drückte ihr die Hand auf den Mund. »Nicht schreien«, keuchte er.
Hinter den runden Brillengläsern traten die Augen vor Schreck hervor.
»Versprochen?«
Als sie nickte, rieben ihre Lippen über seine Hand.
»Okay.« Albert ließ ihren Mund los.
Sie schrie.
»Aufhören!«
Der Schrei zerrte an Alberts Nerven.
Was, wenn noch jemand im Haus ist?
»Halt die Klappe«, warnte er sie.
Sie hörte nicht auf ihn, deshalb rammte er ihr den Handballen unter das Kinn. Ihr Mund klappte zu, und die Zähne schlugen aufeinander. Der Schrei riss ab.
»Danke«, sagte Albert.
Aber sie begann zu schnaufen und zu würgen.
Albert kletterte von ihr herunter.
Sie drehte sich um, erhob sich auf alle viere und spuckte Blut und Zahnsplitter auf den beigefarbenen Teppich.
»Mach mir keinen Ärger mehr«, ermahnte Albert sie.
Sie unterbrach ihr Ausspucken lang genug, um zu sagen: »Arschloch.«
»Halt die Fresse.«
»Du bist ein Penner.«
»Wenn du mir weiter Ärger machst, bring ich dich um.« Er dachte an Charlene und murmelte: »Beschissene Schlampe.«
»Scheißkerl!«
Er gab ihr einen Klaps auf den Hinterkopf. Ein rosafar bener Lockenwickler flog herunter und rollte durch den Flur.
»Ab jetzt tust du alles, was ich sage, oder ich bring dich um. Ich steche dich einfach ab. Und jetzt steh auf.«
Sie machte keine Anstalten, sich zu erheben. Sie drehte nur den Kopf und starrte ihn an.
Aber nicht in sein Gesicht.
Sein Gürtel hatte sich gelöst, und der Morgenmantel stand offen. »Guck ihn dir gut an«, sagte er. »Es könnte der letzte sein, den du jemals siehst. Und jetzt steh auf.«
Mit einer Hand vor dem blutigen Mund kam sie langsam auf die Beine.
»Zeig mir die Küche«, sagte Albert.
Sie ging voraus.
Langsam. Zu langsam. Albert schubste sie und sagte: »Komm in die Gänge.«
Als sie in die Küche traten, entdeckte er ein Holzgestell, das neben der Spüle an der Wand hing. Darin steckten fünf
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