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Die Klinge: Roman (German Edition)

Die Klinge: Roman (German Edition)

Titel: Die Klinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Wichtigeres im Leben als das Aussehen.«
    »Du hast gut reden.«
    »Er scheint seht nett zu sein. Außerdem dachte ich, dass ich mich so ein wenig von Dave und all dem ablenken kann.«
    »Und«, fügte Meg hinzu, »du wusstest nicht, wie du ihn auf freundliche Art abweisen solltest.«
    Janet schüttelte den Kopf. »Daran lag es nicht. Damit habe ich kein Problem. Ich weise ständig irgendwelche Männer zurück. Die selbstzufriedenen Arschlöcher … die übrigens zurzeit anscheinend an jeder Ecke auftauchen.«
    »Allerdings. Übrigens wollte ich gerade einen Toast aus bringen.«
    »Einen Toast? Auf wen oder was?«
    »Geduld«, sagte Meg. Sie griff nach der Flasche.
    »Ich habe schon davon gehört, dass Geduld eine Tugend sein soll, aber das ist kein Grund, darauf zu trinken.«
    »Wir trinken nicht auf die Geduld, Schätzchen. Wir üben uns darin, während ich die Gläser auffülle.«
    »Üben? Was denn? Sit-ups? Liegestütze? Hampelmänner?«
    »Du bist betrunken.«
    »Wer, ich?«
    Meg stellte die Flasche ab. »Also, ich muss etwas weiter ausholen. Heute ist John Lawrence in den Schulladen gekommen, weil er eine Geburtstagskarte brauchte.«
    »Ich hoffe, du hast ihm gratuliert.«
    »Weißt du, wer John Lawrence ist?«, fragte Meg.
    »Keine Ahnung.«
    »Er ist der stellvertretende Direktor des Schulbezirks. Sein Büro ist direkt gegenüber dem College, deshalb kommt er ziemlich oft in den Buchladen. In den letzten Jahren haben wir uns ein wenig kennengelernt. Jedenfalls ist John für das Personal im gesamten Bezirk verantwortlich. Und heute haben wir ein bisschen geplaudert. Ich habe ihm von meiner lieben Freundin – damit meinte ich dich – erzählt, die wirklich ein helles Köpfchen ist …«
    »Köpfchen oder Kopf?«
    »Wer unterbricht hier wen?«
    »Sorry.«
    »Ich lobe dich, und du quatschst dazwischen, was dir gerade in den Kopf kommt.«
    »Oder ins Köpfchen.«
    »Jedenfalls habe ich ihm alles über dich …«
    »Nicht alles , hoffe ich.«
    »Nur die positiven Sachen.«
    »Hat das sehr lange gedauert?«
    »Nur ein paar Sekunden.«
    »Hast du erwähnt, dass ich ein kluges Köpfchen bin?«
    Meg trank noch einen Schluck Wein, dann sagte sie: »Auf jeden Fall kam Folgendes dabei raus: Wenn du am Montagmorgen in Johns Büro in der Verwaltungsstelle des Schulbezirks vorbeischaust, setzt er dich auf die Liste der Vertretungslehrer.«
    »Das ist ein Witz, oder?«, stieß Janet hervor.
    Strahlend schüttelte Meg den Kopf. »Achtundvierzig Dollar pro Einsatz.«
    »Wow!«
    »So sieht’s aus.« Sie hob ihr Weinglas. »Auf deine Zukunft als Vertretungslehrerin.«
    »Auf dich! «

17   SÜSSE CHARLENE
    Albert wachte in Kansas City im Haus von Charlenes Eltern auf. Er lag in einem Doppelbett. Selbst mit ausgestreckten Armen konnte er nicht beide Kanten zugleich erreichen. Was für ein Bett! Er hätte nichts dagegen gehabt, jeden Morgen in so einem Bett aufzuwachen.
    Der wievielte Morgen war das?
    Der dritte. Drei fantastische Morgen.
    Er drehte sich auf die Seite, rollte sich zusammen und schmiegte das Gesicht ins Kissen. Eine Schulter war der kalten Luft ausgesetzt, die durchs Fenster hereinwehte. Er bedeckte sie mit der Heizdecke.
    Es war herrlich, es so warm und gemütlich zu haben. Er hätte für immer liegen bleiben können, wenn er nicht hätte pinkeln müssen.
    Albert setzte sich auf die Bettkante und hob den zusammengeknüllten Bademantel auf. Er warf die Decke zur Seite und erschauderte. Der Flanellmorgenmantel wärmte ihn, aber nicht genug. Er rannte über den Tep pichboden ins angrenzende Bad. Als er den Schalter drückte, ging das Deckenlicht an. Es fühlte sich an wie warme Hände auf Kopf und Schultern, während er über der Toilette stand.
    Ein Ärmel des Morgenmantels war heruntergerollt. Der Aufschlag reichte ihm bis über die Fingerknöchel. Dieser Abercrombe war wirklich ein großer Kerl gewesen.
    Albert grinste, als er sich daran erinnerte, mit welcher Leichtigkeit er ihn getötet hatte.
    Wenn ich einen so großen Mann töten kann, kann ich jeden töten.
    Er krempelte den Ärmel hoch, spülte und knotete den Mantel zu. Dann schob er die Duschtür auf.
    Charlene sah aus der Wanne zu ihm auf. Ihre Beine waren mit Wäscheleine oben an der Duschstange festgebunden. Die gefesselten Hände hingen über Kreuz zwischen den Oberschenkeln und waren mit einem Stück Schnur am Wasserhahn befestigt. Ihr nackter Rücken lag auf einer roten Decke auf dem Boden der Wanne. Unter ihrem Kopf befand sich ein

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