Die Klinge: Roman (German Edition)
das für ein Leben, wenn man nichts riskiert?
Ein längeres Leben.
»Und«, fragte Meg, während sie Burgunder aus einer Gallonenflasche eingoss, »wie lief es bei der Stellenvermittlung? Gute Aussichten?«
»Auf Männer oder auf Jobs?«, fragte Janet.
»Was auch immer.« Mit dem Handballen schlug Meg den Korken zurück in die Flasche. Dann reichte sie Janet eines der Gläser.
»Also, was die Jobs angeht, gibt es gute Aussichten, wenn es mir egal ist, was ich mache.«
Sie gingen ins Wohnzimmer. Janet warf einen Zeitungsstapel auf den Boden und setzte sich aufs Sofa. Sie trank einen Schluck Wein. Er war kalt und trocken und gut. »Die Welt würde mir zu Füßen liegen«, sagte sie, »wenn ich nur stenografieren könnte.«
»Das war schon immer so.«
»Und da ich eine lupenreine Weste habe, was Verkehrsverstöße betrifft, wäre ich auch perfekt geeignet, um für eine Pharmafirma in Encino als Kurier zu arbeiten. Oder als Pizzabote.«
Meg lachte und gab ein grunzendes Geräusch von sich.
»Du findest das vielleicht lustig«, sagte Janet, »aber ich hasse Autofahren. Deshalb bleiben nur noch ein paar Angebote übrig. Zum Beispiel sucht der Flughafen dringend Leute für die Röntgengeräte. An der Sicherheitskontrolle. Um auf den kleinen Bildschirm zu gucken und dafür zu sorgen, dass niemand mit einer Pistole oder einer Handgranate im Handgepäck in ein Flugzeug steigt. Das klang ungefähr zwei Sekunden lang verlockend. Dann musste ich an die ganze Strahlung denken.«
»Vergiss es.«
»Genau. Kind hin oder her, ich bin nicht scharf darauf, mir meine Chromosomen durcheinanderwirbeln zu lassen. Deshalb habe ich gesagt, zum Teufel damit. Besonders, weil ich dieses Ass im Ärmel habe.«
»Redest du von deiner Schwangerschaft?«
Janet musste sich zusammenreißen, um nicht mit dem Mund voller Wein loszulachen. Sie schluckte und sagte: »Nein, das meinte ich nicht. Lass mich doch einfach mal ausreden.«
»Was meintest du dann?«
»Wie viel hast du schon getrunken?«
»Nicht genug. Nie genug. Also, was meintest du?«
Janet trank ihr Glas leer und seufzte behaglich. »Noch einen Schluck?«, fragte sie.
»Warum nicht?«
Sie zog den Korken aus der Flasche und füllte die Gläser nach. »Mein Pluspunkt – mein Ass im Ärmel – ist, dass ich absolut spitze an der Schreibmaschine bin.«
»Du bist spitz auf Schreibmaschinen? Komische Vorlieben hast du.«
»Ich kann sehr schnell und sauber tippen.«
»Ach so! Das meintest du.«
»Ja, genau«, sagte Janet. »Wusstest du nicht, dass ich Expertin auf dem Gebiet bin?«
»Ich wäre nie auf die Idee gekommen.«
»Das kommt von allein, nach sechs Jahren am College. Die ganzen Hausarbeiten, die Magisterarbeit … Ich muss sagen, es fällt mir wirklich leicht, auf den Tasten zu klimpern – wie wir Profis es ausdrücken.«
»Du bist ein richtiger Horowitz, was?«
»Genau.«
»Dann wirst du nicht verhungern«, sagte Meg und kratzte sich an einer ihrer buschigen Augenbrauen.
»Und unterrichten werde ich auch nicht. Jedenfalls nicht dieses Jahr.«
»Keine freien Stellen?«
»Nicht auf ihrer Liste. Also, ein paar schon. Aber nur für Spezialisten. Sprachtherapie, Arbeit mit seelisch Gestörten, solche Sachen. Nichts für eine Lehrerin für die Sekundarstufe mit einem Magister in englischer Literatur.«
»Und einem Braten in der Röhre.«
»Das ist ein gut gehütetes Geheimnis.«
»Also, wie lautet das Urteil?«, fragte Meg grinsend, als amüsierte sie sich über einen nur ihr bekannten Witz.
»Die Jury berät sich noch.« Janet ignorierte das Grin sen. »Ich nehme an, wenn sich nichts anderes ergibt, muss ich mich mit einem Schreibmaschinenjob begnügen. Die gute Nachricht ist, dass ich morgen Abend eine Verabredung habe.«
»Ja? Super! Kenne ich ihn?«
»Ich kenne ihn selbst nicht. Er heißt Moses.«
»Du willst mich auf den Arm nehmen.«
»Moses Goldstein, aber aus einem mir unerfindlichen Grund nennen ihn alle Mosby. Muss etwas mit dem Bürgerkrieg zu tun haben. Er ist total verrückt, aber lustig.«
»Klingt nach einem vielversprechenden Date.«
»Man kann nie wissen.«
»Wie hast du ihn kennengelernt?«
»Er arbeitet in der Vermittlungsstelle. Er hat gesagt: ›Da Sie arbeitslos sind, können Sie wahrscheinlich eine ordentliche Mahlzeit gebrauchen. Wie wäre es mit morgen Abend?‹«
»Ein Draufgänger. Wie sieht er aus?«
»Wie ein Molch.«
Als Meg aufgehört hatte zu lachen, fragte sie: »Warum gehst du dann mit ihm aus?«
»Es gibt
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