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Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)

Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)

Titel: Die Klinge von Namara: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly McCullough
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Nachforschungen führen musste.
    Auf alles vorbereitet wiederholte ich den Befehl ein letztes Mal, und dieses Mal brüllte ich ihn hinaus. Die Welt löste sich in Feuer auf und der Schmerz zwang mich auf die Knie. Zishin folgte mir nach unten. Durch meine Magie gebunden, blieb ihm auch nichts anderes übrig. Ich schaffte es, meine Sinne, Zishin und meinen Dolch festzuhalten, auch wenn mir letzterer beinahe durch die Finger glitt. Die Spitze der Klinge verletzte die Haut des Feldwebels direkt über der großen Arterie an seinem Hals und zog eine winzige Spur blutiger Tröpfchen hinter sich her wie eine scharlachrote Raupe.
    »Sag mir die Wahrheit«, forderte ich. »Hat Fei dich mit dieser Nachricht zu mir geschickt?«
    »Ja.« Die Stimme des Feldwebels klang schwach. »Und wenn es nicht sie war, dann war es jemand, der ihr so ähnlich war wie eine Zwillingsschwester.«
    »Und warum hast du keinem deiner Kameraden von der Garde davon erzählt?«
    »Ich musste ihr versprechen, dass ich niemandem davon erzähle, auch nicht den anderen Bewahrern, und wer noch eine Weile atmen will, sollte Fei besser nicht in die Quere kommen.« Seine Stirn legte sich in Falten. »Ich glaube, sie könnte vor irgendetwas Angst gehabt haben. Aber das ist wirklich alles, was ich weiß.«
    »Danke«, sagte ich und zog ihm das Heft meines Messers über die Schädelbasis.
    Der Hieb war sanft, kaum stark genug, einen gesunden Mann ins Stolpern zu bringen. Aber der Feldwebel litt noch darunter, dass ich einen Bann gebrochen hatte, der in seinem eigenen Kopf gehaust hatte, und darum verdrehte er nun die Augen und fiel zu Boden. Und sollte ich wenigstens ansatzweise in der Lage sein, den Rückschlag eines Zaubers einzuschätzen,dann dürfte der Mann wohl noch eine gute Stunde weg bleiben.
    Die Kontrolle über Triss hielt ich aufrecht und suchte mir mit Hilfe seiner Schattenfinger Halt zwischen den Mauersteinen des nächsten Gebäudes, als ich wieder einmal zum Schlotwald hinaufkletterte. Dann umhüllte ich mich mit ihm und brachte einen gewissen Abstand zwischen mich und den bewusstlosen Zishin. Auf den Dächern drängten sich normale Schläfer und weniger normale Schurken der einen oder anderen Art.
    Endlich fand ich ein hübsches, abgeschiedenes Plätzchen an einer Stelle, an der ein gewaltiger Balken auf einen Eckpfosten stieß, neun Stockwerke über der Straße in einem Gebäude, das auf einem Grundstück stand, auf dem ein Feuer gewütet hatte. In einer Gegend wie dieser bedeutete das üblicherweise Brandstiftung in Verbindung mit Versicherungsbetrug. Und die schlampige Arbeit an den Verbindungsstellen nebst der Tatsache, dass keiner der Balken aussah, als wäre er ausreichend vorbehandelt worden, legte nahe, dass weder der Eigentümer noch die Bauarbeiter daran interessiert waren, dass das Gebäude über das nächste, zweckdienliche Feuer hinaus stehen blieb.
    Im Stillen wünschte ich, ich hätte die Zeit und die Freiheit, den Mistkerl aufzuspüren. Ob eine Versicherungsgesellschaft abgezockt wurde, kümmerte mich so wenig wie der Sachschaden, aber ich hatte noch nie einen Brand in einem Wohngebäude gesehen, bei dem nicht irgendein Armer ums Leben gekommen war. Und das brachte mich wirklich auf die Palme. In neun von zehn Fällen waren die Eigentümer von Häusern, die solchermaßen niedergebrannt wurden, reich geboren und rühmten sich eines Blutes, so blau wie der Himmel. Nicht, dass sie sich ihre kostbaren adligen Finger schmutzig gemacht hätten. Die praktische Seite ihrer Geschäfte überließen sie üblicherweise ihren Agenten und Handlangern.
    Was tatsächlich einen beträchtlichen Teil des Problems ausmachte. Sie wussten nichts über das Leben ihrer Bewohner, und sie sahen im Grunde gar keine richtigen Menschen in ihnen, nur Silhouetten, Gespenster aus der Unterschicht. Das war die wahre Tragödie Namaras. Als meine Göttin gestorben war, hatten die Leute, die in den Augen der Mächtigen bedeutungslos waren, ihre göttliche Streiterin verloren, die einzige Angehörige des himmlischen Hofstaats, die bereit war, auch an den Adligen und den Landbesitzern Gerechtigkeit zu üben. Ich linderte die Schuldgefühle, die mich plagten, weil ich meine Göttin überlebt hatte, mit dem Versprechen, mir die Sache genauer anzusehen, sollte ich die nächsten paar Wochen auch noch überleben.
    Als ich Triss endlich freigab, streckte er sich auf dem Balken zu meinen Füßen in seiner Drachengestalt aus. Dann wickelte er sich um den Balken wie eine

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