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Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)

Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)

Titel: Die Klinge von Namara: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly McCullough
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Wassertank auf einem einsturzgefährdeten Wohngebäude im Bruchviertel. Das ganze Haus hätte längst eingerissen werden müssen, aber die Eigner hatten sich in rechtliche Auseinandersetzungen verstrickt, und so hatten Hausbesetzer vorerst das Gebäude übernommen.
    Es war ein beschissener Ort, nicht nur wegen des Zustands, in dem sich der Wassertank befand, sondern auch, weil es, wenn sich die Eigner erst einmal geeinigt hätten, binnen Tagen einfach verschwinden würde. Aber ich hatte keinen Tempel mehr, der mir die Ausgaben für meine Reserven finanzierte, und das bedeutete, ich musste mit den Hausbesetzern leben.
    Ich hatte den Tank mit einigen kleineren Aversionsbannen versehen, als ich meine Vorräte deponiert hatte. Die hatten jeden, der noch verzweifelter war als ich, am Einziehen gehindert. Was sie jedoch, wie ich bei meinem Eintreffen feststellen musste, nicht verhindert hatten, war, dass einige der unternehmungslustigeren Hausbesetzer, die in den darunterliegenden Stockwerken hausten, das Ding einfach vom Dach gestoßen und einen neuen Tank auf die alten Stützen gestellt hatten.
    »Und was jetzt?«, fragte ich Triss. Wie um meine Worte zu unterstreichen, quoll aus einer der frisch geteerten Nähte des Tanks ein winziger Tropfen hervor und platschte mir auf die Stirn. Ein flüchtiger Kuss der Kälte, der sich schon bald in der feuchtwarmen Sommernacht verlor.
    »Ich weiß es nicht. Die provisorischen Übernachtungsgelegenheiten behagen mir unter den gegebenen Umständen alle nicht.«
    Mir auch nicht. Eine seidene Hängematte hoch oben im Geäst einer uralten Eiche in der königlichen Domäne wäre in dunkler Nacht, wenn Triss verlässlich Wache halten konnte, ein passender Platz für ein paar Stunden Schlaf gewesen. Aber im vollen Sonnenschein, noch dazu im Hochsommer, wäre Triss nahezu blind und die Domäne voller Edelleute, die vor der Hitze der Stadt in den Park am Sovannhügel flüchteten. Was die Chancen, dass irgendjemand auf die Idee kam, auf den falschen Baum zu klettern, enorm vergrößern würde.
    Die Zufluchten in Hinterend und jenseits von Gewürzmarkt waren nicht viel besser. Außerdem waren alle drei weit genug entfernt, dass wir den größten Teil des Weges unter einer gerade aufgegangenen Sonne würden zurücklegen müssen. Mir fiel nur ein Ort ein, der nahe genug war und sich vielleicht als Zuflucht eignete.
    »Was hältst du davon, wenn wir in die Brauerei zurückgehen«, fragte ich zögernd.
    »Ich hasse die Idee«, grollte er. »Aber ich hasse sie nicht ganz so sehr wie die Vorstellung, in irgendeinen fremden Dachboden einzudringen und zu hoffen, dass wir nicht entdeckt werden, oder uns in der Kanalisation zu verstecken, während die Durkoth hinter uns her sind.«
    Ich seufzte. Keine der Gegenden, die wir noch im Dunkeln erreichen konnten, war wohlhabend genug, dass die Dachbodenoption zum Tragen kommen könnte. Nur die Wohlhabenden konnten es sich leisten, genug Raum ungenutzt liegen zu lassen, um solch ein Vorhaben erfolgreich durchzuziehen, und was die Kanalisation betraf hatte Triss schlicht recht. Wir wussten einfach nicht genug über die Fähigkeiten der Durkoth, um uns gefahrlos dorthin zurückzuziehen. Ich ging die Möglichkeiten noch einmal im Kopf durch und nickte schließlich.
    »Das ist ungefähr das, was ich denke.« Zurück zu einer Reserve zu gehen, die jemandem bekannt war, der sich in der Hand des Feindes befand, war der schlimmste handwerkliche Pfusch, den ich mir denken konnte, aber manchmal muss man eben auf das geringste Übel zurückgreifen.
    Außerdem nahm ich in diesem Fall an, dass die Brauerei noch einige Tage sicher wäre. Solange musste es mindestens dauern, bis irgendjemand die Dyade geknackt hätte, immer vorausgesetzt, sie war überhaupt lebendig zu knacken. Wie Klingen und Eliteoffiziere waren auch Dyaden vor magischen Verhörmethoden geschützt und umfassend ausgebildet, um weltlicheren Befragungsweisen standzuhalten. Sie konnte nicht ewig durchhalten, wenn der Fragesteller nur gut genug war, aber das musste sie für unsere Zwecke auch nicht. Es reichte, wenn sie ihre Münder einen Tag und eine Nacht geschlossen halten konnte. Danach könnten wir sie ungefährdet im Stich lassen, sollte es notwendig sein   … Ja, über den Gedanken war ich auch nicht sehr angetan von mir.
    Ich wandte mich von dem Wassertank ab. »Ich hatte wirklich gehofft, du hättest eine bessere Alternative anzubieten, mein Freund. So, wie ich das sehe, heißt es, die Brauerei oder

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