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Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)

Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)

Titel: Die Klinge von Namara: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly McCullough
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meines Stahls direkt unter das Kinn.
    »Du hast die Wahl, Zishin. Du kannst mit dem Theater aufhören, dann kommst du vielleicht mit dem Leben davon. Oder du machst mich richtig wütend. Was darf es sein?«
    Er erstarrte. »Aral?« In seiner Stimme machte sich echte Furcht bemerkbar.
    »Nenn mich Königsmörder.« Ich hasste diesen Namen nach wie vor, aber nun war er bekannt, und ich hatte gelernt, alle Werkzeuge zu nutzen, die ich zur Hand hatte. »Du hast mich angeschissen, und das wirst du teuer bezahlen.«
    »Ich weiß nicht, wovon Ihr sprecht, Aral.«
    »Das würde sich viel überzeugender anhören, wenn deine Stimme nicht so zittern würde, Feldwebel. Lass mich deine Erinnerung auffrischen. Ich, du, eine Botschaft, die angeblich von deinem verschwundenen Boss stammt   …«
    »Ich schwöre bei Shan, Aral, das war kein Trick. Ich weiß, Fei sollte jetzt mit Eurem Dolch im Rücken tot in der Bucht treiben, aber das tut sie nicht. Sie war am Leben und hat mir die Nachricht aufgetragen, die ich Euch überbracht habe. Sie spielt irgendein Spiel, aber ich weiß nicht, welches. Vielleicht der große Streich vor dem Ruhestand, vielleicht irgendwas im Auftrag des Königs. Was immer dahinter steckt, sie hat mich nicht eingeweiht. Ich schwöre bei Shan, Aral, das ist die Wahrheit. Ich schwöre es.«
    Er hatte Angst vor mir, das war unverkennbar, und er hörte sich aufrichtig an. Aber ich war schon früher von eingeschüchterten Männern belogen worden. Das ist das Problem, wenn man die Leute hart angeht. Wenn sie verängstigt genug sind oder verletzt genug, dann sagen sie so gut wie alles, nur um sich eine Minute Ruhe zu verschaffen. In dieser Lage war es nicht gerade hilfreich, dass Wahrsprech in jeder denkbaren Weise kompliziert ist, so wie jede Psychomagie. Zishin war kein Zauberer, das wäre das größte Hindernis gewesen, aber ich ging davon aus, dass Fei ihm längst einen Gegenzauber bezahlt hatte. Die Frage war also: Wie viel Schutz hatte sie gekauft und konnte ich ihn in der Zeit, die mir zur Verfügung stand, durchbrechen?
    »Triss, ich brauche dich. Zishin, wenn du dich bewegst, bist du tot. Du weißt, was ich bin, und du weißt, dass genau das passieren wird.«
    Triss ließ von Zishins Hals ab und glitt zurück in meinen Schatten, dann hoch und um mich herum, bis er mich in eine hauchdünne Schattenhaut gewickelt hatte, so zart wie die erste Eisschicht auf der Oberfläche eines Teichs im Herbst. Als sein Wille sich in einer Verstärkung des meinen auflöste, legte ichmeine freie Hand in Zishins Nacken. Er zitterte unter der Kälte meiner schattenverhüllten Hand, rührte sich darüber hinaus aber nicht. Er wollte leben, und darum hielt er lange genug still, dass mein Zauber Wirkung zeigen konnte.
    Die schnelle und schmutzige Methode gefiel mir gar nicht, aber ich hatte keine große Wahl. Ich dehnte die Penumbra meines Schattens aus, umhüllte Zishins Kopf mit einer Haube aus lebendiger Nacht und flüsterte einen Befehl. Licht flackerte unter dem Schatten auf, und ich fühlte ein kurzes, heftiges Brennen auf der Haut, dort, wo meine Handfläche den Nacken des Feldwebels berührte   – der Bann konditionalen Schweigens, der um seine Zungenwurzel gewickelt war, trat an die Oberfläche, um mich abzuwehren. Zishin wimmerte, und für einen Moment verkrampfte sich sein Körper vom Scheitel bis zu den Sohlen, aber das war alles, was meine Haube ihm an Bewegung zugestand.
    Der Bann, der seine Lippen gegen unerwünschte Wahrheiten versiegelte, war stark, aber nicht stark genug. Nun, da ich wusste, wie viel Gegenwehr ich zu erwarten hatte, wusste ich auch, was es mich kosten würde, den Bann zu brechen. Ich sprach den Befehl erneut, lauter. Dieses Mal fühlte sich das Brennen an, als hätte jemand meinen ganzen Arm in eine glühend heiße Decke gewickelt, und der Schmerz hielt erheblich länger vor. Als Zishin wimmerte und sich verkrampfte, wimmerte ich mit. Schließlich schloss ich die Augen, atmete einige Male langsam tief durch und zwang den Schmerz, sich meinem Willen zu beugen.
    Als er abebbte, bereitete ich mich innerlich vor auf was immer da kommen würde. Ich war ziemlich sicher, dass ich den Bann hätte auflösen können , wenn ich nur etwas mehr Zeit gehabt hätte, und ich wünschte verzweifelt, ich hätte die Muße für diese weniger schmerzhafte Möglichkeit. Aber sogar hier, in Schmugglersruh, würde es nicht unkommentiert bleiben, einenGardisten einfach in eine dunkle Gasse zu werfen, was schließlich zu

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