Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)
Ismere, und ich bin nicht bereit, Harad in meine Angelegenheiten hineinzuziehen, während ich solch eine Gefahr darstelle.«
Die Ismere war eine unabhängige Bibliothek und Harad, der leitende Bibliothekar, einer der wenigen Menschen auf der Welt, den ich noch als Freund bezeichnen konnte.
»Nein«, stimmte mir Triss zu. »Eher würde ich riskieren, eine provisorische Zuflucht zu nutzen, bevor ich das Haus eines Freundes durch unsere Anwesenheit vergifte. Gehen wir die Brauerei ausspähen. Entweder das, oder wir geben die Stadt und unsere Dyadenklientin auf der Stelle auf, und dazu bin ich noch nicht bereit.«
»Es wird hell«, stellte Triss fest.
Ich nickte. So war es, und die Brauerei war immer noch verlassen und nicht aufgeflogen, soweit ich es beurteilen konnte. Zumindest konnte ich keine Beobachter ausmachen, und die Staubschnüffler, die in den unteren Geschossen hausten, verhielten sich nicht paranoider als sonst. Nachdem wir uns zweimal vollständig um das Gebäude herumgearbeitet hatten, bezogen wir auf einer nahen Gerberei Position, um die Brauerei noch etwas länger zu beäugen – stinkende Geschäfte hatten eine bemerkenswerte Tendenz, sich in den schlimmsten Gegenden zu konzentrieren.
»Wir müssen in Deckung gehen«, mahnte Triss. »Sofort.«
Wieder nickte ich, blieb aber auf der Stelle hocken, an der die beiden Firste aufeinanderstießen. Alles schien in Ordnung zu sein. Es fühlte sich sogar so an. Aber in eine Molle zurückzugehen, die möglicherweise aufgeflogen war, ging mir ernsthaft gegen den Strich. Zum vermutlich dutzendsten Mal ging ich die Alternativen im Kopf durch, doch keine von ihnen sah aus diesem Winkel auch nur eine Spur besser aus als zuvor.
»Ich will das wirklich nicht, Triss.«
»Ich auch nicht«, gab er zurück. »Aber die Sonne geht auf, und die Stadt ist gegen uns.«
»Aral Königsmörder?«
Die Stimme, die mir ins Ohr flüsterte, war so sanft und leise, dass ich sie kaum bewusst wahrnahm, aber das hinderte meine Hände nicht daran, zu den Schwertern zu greifen. Ich zog sie in dem gleichen Bewegungsablauf, der mich auch von meinem Plätzchen hochpeitschte und … nichts. Niemand war über mir auf dem Dach, und in den Schindeln war keine Öffnung erkennbar, durch die die Stimme hätte kommen können.
»Was zum …« Ich beendete den Satz nicht, sondern drehte mich langsam wieder um.
»Es ist niemand hier, Aral«, zischte Triss. Dann, ehe ich antworten konnte: »Aber ich habe es auch gehört. Zeig dich!«
»Du bist Aral!« Wieder direkt in mein Ohr und lauter, aber noch immer kaum mehr als ein Flüstern.
Als ich dieses Mal herumwirbelte, zog ich meine Schwerter durch die Luft, und Luft war alles, was ich damit traf.
»Meine Mami hat mich losgeschickt, um Aral zu suchen! Und ich habe ihn gefunden. Ich habe dich genau da gefunden, wo du sein solltest. Sie wird sehr zufrieden mit mir sein.«
»Deine Mami?«, fragte ich.
»Aral, die Sache gestern Morgen tut mir leid. Ich hatte keine Wahl.« Nun hörte sich die Stimme fester an, stärker, drängender und war doch nach wie vor nicht viel mehr als ein Wispern. »Sie haben mich dazu gezwungen.« Außerdem hörte sie sich sehr vertraut an.
»Fei?«
»Meine Mami«, meldete sich das schwächere Stimmchen erneut zu Wort.
»Das muss wohl ein Qamasiin sein«, konstatierte Triss. »Einer meiner Vettern der Luft, manchmal auch ein Flüstern im Wind genannt.«
Aha! »Und Feis Vertrauter, wenn ich richtig rate. Was eine Menge Dinge hinsichtlich des guten Hauptmanns erklären würde.« Eine bisher noch nie gesichtete Zauberin mit einem unsichtbaren Vertrauten konnte in einer Stadt wie Tien allerhand in Erfahrung bringen, Dinge, die jemandem in der Position eines Hauptmanns ganz hervorragend zupasskämen. »Fei ist deine Mami, nicht wahr, Kleines?«
»Ja. Scheroc hat dich für Mami Fei gefunden. Sie wird ja so zufrieden sein mit Scheroc.«
»Wozu gefunden?«, fragte ich.
Der Qamasiin kreischte erschrocken auf und sagte dann: »Böser Scheroc! Böse, böse. Vergisst die Botschaft abzuliefern.« Nun veränderte sich die Stimme und ahmte erneut Fei nach. »Die Elite hat mich und Eure Dyadenfreundin HaS. Und sie lassen sich von einem fremden Durkoth helfen.«
Und noch eine Stimmverlagerung. »Aral, Triss, ich glaube, ihr könnt dem Hauptmann vertrauen, zumindest, bis wir hier raus sind.« Das war Heras HaS-Stimme. »Sie wurde hier unten nicht gut behandelt.«
Und wieder zurück zu Fei. »Holt mich hier raus, und all
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